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Zwischen Hochleistung und Erschöpfung

09.05.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: compamedia GmbH.

"Top Job"-Studie: Viele Mittelständler motivieren ihre Mitarbeiter zu Hochleistungen, ohne einen Burn-out zu riskieren. Aber es gilt, wachsam zu bleiben.

Überlingen – Burn-out ist kein Massenphänomen im Mittelstand. Viele mittelständische Unternehmen verstehen es sehr gut, ihre Mitarbeiter zu Hochleistungen anzuspornen, ohne einen Burn-out herbeizuführen. Das zeigt eine von compamedia in Auftrag gegebene Studie der Universität St. Gallen. Die Untersuchung belegt allerdings auch, dass durchaus die Gefahr besteht, das sensible Gleichgewicht durch kontinuierlich steigende Leistungserwartungen zu zerstören. Aus motivierten, leistungsbereiten Mitarbeitern könnten Burn-out-Kandidaten werden. Hier sind die Führungskräfte gefragt. Die vollständige Studie mit Handlungsempfehlungen für Führungskräfte gibt es als Download unter www.topjob.de.

Für die Studie hat das Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen die Antworten von 14.701 Beschäftigten aus 94 mittelständischen Unternehmen ausgewertet. Die Betriebe hatten ihre Personalarbeit im Rahmen der Arbeitgeber-Zertifizierung „Top Job“ auf den Prüfstand gestellt. Das Bemerkenswerte an den Ergebnissen der Studie ist, dass die Risikofaktoren für den individuellen Burn-out bei den Befragten weitgehend gering ausgeprägt sind. Sie fühlen sich weder unter- noch überfordert (87 %) und von ihrer Führungskraft sehr anerkannt (66 %). Sie erleben eine positive Gemeinschaft (97 %), übereinstimmende Wertvorstellungen (97 %) und Gerechtigkeit (75 %).

Über die Hälfte der untersuchten Unternehmen (51 %) befinden sich allerdings als Gesamtorganisation in der Beschleunigungsfalle. Durch stetig steigende Leistungsvorgaben an ihre (noch motivierten) Mitarbeiter, verdichtete Aufgaben, eine Vielzahl von neu lancierten Projekten, verkürzte Innovationszyklen sowie häufig wechselnde Managementlösungen versuchen die Betriebe, dem ständigen Wettbewerbsdruck standzuhalten. Davon betroffen sind zu 77 % die größeren Unternehmen im deutschen Mittelstand (durchschnittlich 1.548 Mitarbeiter), zu 58 % die mittelgroßen Unternehmen (231 Mitarbeiter) und nur zu 33 % die kleineren Unternehmen mit durchschnittlich 53 Mitarbeitern. Auch bei stark zentralisierten Betrieben schnappt die Beschleunigungsfalle eher zu, da die Beschäftigten wenig Handlungsspielraum haben.

In der Beschleunigungsfalle droht die Gefahr, dass die Mitarbeiter und damit das gesamte Unternehmen dauerhaft überlastet werden. Eine lang anhaltende berufliche Beanspruchung und das Fehlen von Wertschätzung, beruflichen Entwicklungsperspektiven, einem adäquaten Gehalt sowie eine negativ wahrgenommene Work-Life-Balance erhöhen das Burn-out-Risiko deutlich.

Hier sind die Führungskräfte gefragt, die sowohl sich selbst als auch ihre Mitarbeiter vor dem drohenden Kollaps schützen können. Die Autorinnen der Studie, Prof. Dr. Heike Bruch und Sandra Kowalewski, formulieren elf Handlungsempfehlungen:

  • auf die eigene psychische Gesundheit achten
  • sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein und an die psychische Gesundheit der Mitarbeiter denken
  • eine Kultur der Achtsamkeit etablieren
  • die Erholungsprozesse der Mitarbeiter unterstützen
  • auf ihre eigene Work-Life-Balance und die ihrer Mitarbeiter achten
  • Frühwarnsysteme für Burn-out und psychische Belastung etablieren (bspw. in Form von Mitarbeitergesprächen oder –befragungen)
  • strategische Ziele klären und kommunizieren, Prioritäten setzen und anleiten, selbst zu priorisieren
  • Mitarbeiter ermuntern, suboptimale Projekte benennen, und diese einstellen
  • auf einen ausgewogenen Wechsel von Hochenergie- und Erholungsphasen achten
  • psychische Gesundheit im Unternehmen messbar machen und die Ergebnisse kommunizieren
  • in die Vermeidung von Burn-out investieren (insbesondere durch die Anpassung der Arbeit an die Fähigkeiten eines Mitarbeiters)

Silke Masurat, Geschäftsführerin der compamedia GmbH, resümiert: „Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen anschaulich, wie schmal der Grat zwischen Hochleistung und Erschöpfung ist. Die Gefahr, Mitarbeiter zu überfrachten und auch sich selbst zu überfordern, ist im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld groß“

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