02.04.2012 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Bertelsmann Stiftung.
Nur etwas mehr als ein Viertel der Zeitarbeiter und etwa ein Fünftel der geringfügig Beschäftigten sind mit der Demokratie zufrieden. Bei den Arbeitnehmern in unbefristeten Vollzeitarbeitsverhältnissen sind es dagegen 42 Prozent. Dies ergab eine repräsentative Befragung von 1.633 Arbeitnehmern durch die Universität Bamberg im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
Wäre morgen Bundestagswahl, würden sehr wahrscheinlich 10 Prozent weniger Zeitarbeiter und geringfügig Beschäftigte zur Wahl gehen als Arbeitnehmer in Normalarbeitsverhältnissen. Bei der Entscheidung für eine Partei fällt auf, dass sich Zeitarbeiter und geringfügig Beschäftigte mit fast 20 beziehungsweise 16 Prozent für "Die Linke" entscheiden, während dies nur 8,6 Prozent der unbefristeten Vollzeitarbeiter tun würden.
Auch der Glaube an Gerechtigkeit in der deutschen Gesellschaft scheint bei den Befragten deutlich erschüttert zu sein. So meinen 58 Prozent der Zeitarbeiter, dass es hierzulande ziemlich oder sehr ungerecht zugehe, Arbeitnehmer im Normalarbeitsverhältnis dagegen nur zu 36 Prozent.
Gerechtigkeit wird auch an der Entlohnung festgemacht. So sind mehr als zwei Drittel der Zeitarbeiter der Meinung, dass im aktuellen Wirtschaftssystem individuelle Leistungen nicht gerecht entlohnt werden. Eine Auffassung, die übrigens auch jeder zweite Vollzeitbeschäftigte teilt. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Chancengleichheit. Hier glauben über 60 Prozent der Zeitarbeiter und geringfügig Beschäftigten nicht, dass unser Wirtschaftssystem gerecht ist und Chancen für jeden bereithält.
Je unsicherer oder prekärer die Arbeitsverhältnisse sind, desto geringer ist die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen. Atypisch Beschäftigte geben an, seltener (58 Prozent) einen bedeutsamen Beitrag für die Firma zu leisten als Arbeitnehmer in einem normalen Arbeitsverhältnis (78 Prozent) und insbesondere Zeitarbeiter sind weniger stolz auf Teamerfolge (55 Prozent) als ihre in einem normalen Arbeitsverhältnis angestellten Kollegen (75 Prozent). Am deutlichsten lässt sich die berufliche Unzufriedenheit am Wunsch ablesen, bei der derzeitigen Arbeitsstelle weiterbeschäftigt zu werden. Nur etwa jeder zweite atypisch Beschäftigte (49 Prozent) aber 71 Prozent der unbefristet Vollzeitbeschäftigten wollen hier weiterarbeiten.
Zeitarbeiter beurteilen auch ihre eigene wirtschaftliche Lage im Mittel entsprechend schlechter (34 Prozent "schlecht" oder "sehr schlecht") als Beschäftigte, die unbefristete Arbeitsverträge in Vollzeit (8 Prozent "schlecht" oder "sehr schlecht") hatten. Sie sind vor allem mit ihrer beruflichen Situation (24 Prozent) aber auch mit ihrem Privatleben (10 Prozent) weniger zufrieden als ihre unbefristet in Vollzeit beschäftigten Kollegen (4 Prozent). Allerdings glaubt die Hälfte der Zeitarbeiter an die deutliche Verbesserung der persönlichen wirtschaftlichen Lage innerhalb eines Jahres.
Trotz aller Unzufriedenheit fühlen sich Arbeitnehmer in atypischen Beschäftigungsverhältnissen dennoch zur Gesellschaft zugehörig. Macht man diese Inklusion beispielsweise an ehrenamtlichem Engagement fest, so fällt auf, dass sich knapp ein Drittel aller Befragten, ausgenommen Zeitarbeiter, ehrenamtlich engagieren. Von den geringfügig Beschäftigten engagieren sich vor allem diejenigen, die ihre wirtschaftliche Lage als gut einschätzen. Allerdings nimmt die Bereitschaft in Abhängigkeit von der eigenen wirtschaftlichen Lage ab.
"Eine der zentralen Herausforderungen für Unternehmen ist der Spagat zwischen der betrieblichen Flexibilität und den vertraglichen Arbeitsbedingungen. Gerade durch die Zunahme atypischer Beschäftigungsverhältnisse droht ein Verlust an Motivation und Teilhabe in den Betrieben", sagte Programmleiter Martin Spilker von der Bertelsmann Stiftung.
Quelle: Bertelsmann Stiftung
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