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Wenn mehr brutto zu weniger netto führt

13.02.2018  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: CESifo GmbH.

Der Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen, Andreas Peichl, hat das System aus Steuern, Abgaben und Sozialtransfers kritisiert und von der Großen Koalition eine umfassende Reform verlangt.

„Wir haben in Deutschland ein völlig absurdes System“, sagt Peichl und ergänzt: „Bei Alleinerziehenden mit Kindern und einem Bruttoeinkommen zwischen 1700 und 2350 Euro sinkt das Nettoeinkommen mit jedem hinzuverdienten Euro. Mehr brutto führt also zu weniger netto. Die Grenzbelastung liegt bei über 100 Prozent, das müsste eine neue Regierung dringend ändern. Diese Zahlen ergeben sich aus dem Zusammenspiel zwischen wegfallenden Sozialleistungen, Sozialversicherungsbeiträgen und Steuern. Es bestehen keinerlei Anreize, eine zusätzliche Beschäftigung aufzunehmen. Und verteilungspolitisch ist das auch höchst fragwürdig.“

Die Politik habe dieses Problem seit Jahren verschleppt, bemängelt Peichl, der in einer aktuellen Untersuchung gemeinsam mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) das Zusammenspiel der einzelnen Leistungen des Steuer-, Abgaben- und Transfersystem untersucht hat. Eine Lösung könne darin bestehen, dass die Grenzbelastung für zusätzlichen Einkommen von einem Euro im unteren Bereich auf 70 oder 80 Prozent begrenzt werde. „Dafür müssten sich allerdings die unterschiedlichen Ministerien und Institutionen auf eine koordinierte Politik verständigen“, sagt Peichl und bemerkt: „Und daran hapert es gewaltig.“ Das sähe man auch daran, dass das Problem nicht neu, sondern seit Jahrzehnten bekannt ist. So hat das ifo Institut bereits vor 30 Jahren in ausführlichen Studien auf dieses Problem hingewiesen. „Geändert hat sich nichts, und es ist höchste Zeit, dass die Politik handelt“, erklärt Peichl.




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