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Von Tuten und Blasen keine Ahnung haben

07.11.2019  — Jasmin Dahler.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Das Wetter ist schlecht, die Hälfte der Kolleg*innen ist krank und trotzdem muss heute noch alles fertig werden. Ihre Kollegin geht bereits auf dem Zahnfleisch und als dann noch ein Verbesserungsvorschlag aus der anderen Abteilung kommt, rutscht der bissige Kommentar über die Lippen: "Du hast doch vom Tuten und Blasen keine Ahnung."

"Vom Tuten und Blasen keine Ahnung haben" ist eine Redewendung, die wir benutzen, wenn wir glauben, dass jemand von etwas keine Ahnung hat oder inkompetent ist. Besser gesagt: ein nett verpacktes "Idiot!" Doch woher stammt dieser Ausdruck eigentlich?

Vielleicht hatten Sie bei der Verwendung schon einmal die Freude, Teenager kichern zu sehen. Die überschüssigen Hormone verleiten den einen oder anderen wohl dazu, eine sexuelle Anspielung in der Redewendung zu erkennen. Das entspricht so jedoch nicht der Wahrheit.

Der Nachtwächter

Die Redewendung stammt aus dem späten Mittelalter. Es wird Sie nicht überraschen, aber damals gab es noch keinen Strom und somit auch keine elektrischen Rauchmelder oder Sirenen. Daher gab es damals einen sehr wichtigen Beruf: Die Profession des Nachtwächters. Dieser hatte die Aufgabe, wach zu bleiben und auf den Straßen nach dem Rechten zu sehen. Entdeckte er Feuer, war das Schlagen des Alarms die allererste Amtshandlung.

Damit die Bewohner eines Ortes sicher gehen konnten, dass der Nachtwächter auch seiner Pflicht nachgeht, musste er die vollen Stunden ausrufen. Außerdem war es seine Aufgabe, für Ruhe und Frieden zu sorgen. So hatte der Nachtwächter das Recht, auffällige Person anzuhalten, zu befragen und sogar zu verhaften. Betrunkene geleitete der Nachtwächter nach Hause. Wirte, die sich nicht an die Sperrstunde hielten, wurden von ihm angezeigt. Des Weiteren hatte er immer ein wachsames Auge auf die Besitztümer der Bürger.

Um seinem Dienst vorbildlich nachzukommen, war der Nachtwächter mit einem wetterfesten Schlapphut, einem weiten Mantel, einer Hellebarde und einem Signalhorn ausgestattet. Jede halbe Stunde ertönte das Horn, um Langfinger bereits im Vorfeld vor einer geplanten Straftat zu warnen.

Trank der Nachtwächter während seines Dienstes oder erschien betrunken zur Arbeit, wurde ihm ein ganzes Monatsgehalt gestrichen. Auch wenn er sich mit Prostituierten oder diebischem Gesindel herumtrieb, konnte er seinen Lohn verlieren.

Entdeckte ein Nachtwächter jedoch ein Feuer und handelte vorschriftsmäßig, bekam er sogar eine Zusatzzahlung. Versagte ein Nachtwächter bei dieser entscheidenden Aufgabe, bei Not und Gefahr Alarm zu schlagen, verlor er nicht nur sein Gehalt, sondern wurde auch körperlich gezüchtigt. Der Beruf war also sehr wichtig, aber nicht sonderlich beliebt.

Die Unbeliebtheit des Berufes hing auch viel mit dessen Ruf zusammen. Denn aus Sicht der Stadtbewohner war es die einzige Kompetenz der Nachtwächter, nachts aufzubleiben, herumzulaufen und bei Gefahr ins Horn zu stoßen. Wer nicht einmal diese Aufgabe bewältigen konnte, schien zu nichts zu gebrauchen zu sein. Daraus entstand letztendlich die Redewendung. Aber Moment. Was hat es denn mit dem Blasen genau auf sich?

Manchen Überlieferungen zufolge, besaßen viele Nachtwächter auch einen Blasebalg, mit dem sie die Straßenlaternen, damals noch Öllampen, löschten. Und daher verwendet man die Redewendung "Vom Tuten und Blasen keine Ahnung haben."

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