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Von der Lötstation bis zum Hörsaal

23.01.2019  — Matthias Wermke.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Gute Lehrvideos sind eine echte Herausforderung. Denn sie müssen nicht nur technisch ansprechend sein, sondern auch lehrreich. Wie können die Video aufbereitet werden, damit wir tatsächlich etwas lernen?

Als populärer Bestandteil der Weiterbildung stellt sich die Produktion eines Lehrvideos verschiedenen Ansprüche, die sich einerseits auf die technische Komponente beziehen, also wie soll das Video am Ende aussehen oder welches Format soll es haben, und andererseits auf eine didaktische Komponente. Das Fachgebiet der Didaktik stellt die Fragen, wie gelehrt und wie gelernt wird, in ihr Zentrum. Die Frage ist also, wie das Wissen im Rahmen eines Lehrvideos aufbereitet und vermittelbar gemacht werden kann. Was ist bei der Konzeptualisierung zu beachten?

Eine grundlegende Entscheidung, die man bei der Konzeption eines Lehrvideos, zu treffen hat, ist die, welches Format man nutzen möchte. Hier gibt es eine reichhaltige Auswahl verschiedener Lösungen: vom Mittschnitt eines klassischen Vortrags über das sogenannte Sketch-Video bis hin zu einem richtigen Studio-Video. (Erfahren Sie hierzu mehr in unserem Artikel „Lehrvideos – Das richtige Format zum richtigen Anlass“) Bei dieser Entscheidung können bestimmte Fragestellungen behilflich sein: Wen möchte ich mit dem Video ansprechen? Wie komplex ist das Thema? Welche technischen Möglichkeiten stehen mir zur Verfügung? Wie groß ist der zeitliche und monetäre Aufwand, den ich einzugehen bereit bin?

Hat man sich hier nun für einen Weg entschieden, rückt die didaktische Aufbereitung des jeweiligen Themas ins Zentrum. Wie vermittle ich das Wissen? Natürlich gibt es auch hier viele unterschiedliche Ansätze. Nimmt man zum Beispiel den selbst ernannten Heimwerkerkönig Fynn Kliemann, der in seinen „Do it yourself“-Anleitungen auf YouTube erklärt, wie man z.B. einen Hühnerstall baut, ein Auto lackiert oder einen Rübenroder aufmotzt, und damit eine gewissen Bekanntheit erlangt hat, erkennt man, dass auch ein kultivierter Dilettantismus zum gewünschten Ziel führen kann. Hier heißt das geltende Prinzip „Trial and Error“. Jedoch darf gern angezweifelt werden, dass es hier nicht doch eher um Unterhaltung geht als um die bloße Vermittlung von Wissen. Was man daraus allerdings für die Produktion „professionellerer“ Videos mitnehmen kann, ist, dass eine gewisse Lockerheit einen Wiedererkennungswert schafft und dazu führt, dass sich das Video auch lieber angesehen wird als eine spröde Erläuterung bestimmter Sachverhalte.

Ergiebiger mag es da schon sein, wenn man sich anschaut, wie Jörn Loviscach, Professor für Informatik, seine Lehrvideos gestaltet. Mit diesen ist er weit über die Grenzen des Campus der Bielefelder Fachhochschule bekannt geworden. Begonnen hat es mit dem Gedanken, den Studierenden, die nicht bei seinen Vorlesungen zugegen sein konnten, dennoch die Möglichkeit zu geben, sich auf die Prüfungen vorzubereiten. Heute gehört mit über 5 Klicks Millionen auf YouTube zu den prominentesten Personen im Lehrvideobereich. In den YouTube-Videos, in denen er komplexe Themen der Mathematik und Informatik anschaulich erklärt, bedient er sich des sogenannten „Screencasts“, den wir Ihnen im oben erwähnten Artikel näher erklären. Dieser erlaubt ihm die Prozesshaftigkeit der verschiedenen Themen darzustellen. Er zeichnet und programmiert, rechnet und erklärt live vor den Augen seiner Zuschauer*innen und bestimmt so das Tempo. Letzteres muss natürlich einerseits von der Komplexität des Themas abhängig gemacht werden, aber auch von der Frage, welche Zielgruppe man adressiert. Welchen Bezug hat sie bereits zum Themenbereich, welche Fachtermini dürfen vorausgesetzt, welche müssen noch erklärt werden und so weiter. So kann es auch sinnvoll sein, einen Komplex in verschiedene Lektionen, also Einzelvideos, zu unterteilen, um somit eine bessere Übersicht und Nachvollziehbarkeit zu gewähren.

Was man zuletzt bei der Konzeptualisierung eines Lehrvideos nicht außer Acht lassen darf, ist, dass die bloße Vermittlung des Wissens, sei es auch noch so verständlich dargelegt, ohne anschließenden Anwendungsteil vermutlich bald aus der Erinnerung gelöscht sein dürfte. Es sollte also, solange es das Thema hergibt, darauf geachtet werden, dass Aufgaben implementiert sind, die die Lernenden im Anschluss an das Video lösen können. Im besten Falle ermöglicht man, die Ergebnisse mit den korrekten Lösungen zu vergleichen, z.B. im Rahmen eines weiteren Videos oder eines angehängten Dokuments. Bei komplexeren Themen ist es sinnvoll schon im Verlauf der Erklärungen das Erlernte immer wieder durch kleinere Aufgaben zu vertiefen.

Der didaktische Anspruch bei Lehrvideos ist also nicht zu vernachlässigen. Eine visuell ansprechende Gestaltung oder Fachwissen allein reichen nicht aus, um ein hochwertiges Video zu produzieren. Denn ähnlich wie in der Schule oder an der Universität ist immer die Frage, wie ein Lerneffekt bei den Lernenden erzielt werden kann. Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesem Artikel einen kleinen Überblick darüber geben konnten, wie diese Aufgabe gelöst werden kann.

Quellen und Hintergründe:

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