05.01.2024 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Ernst & Young GmbH.
Für die neue Arbeitsstelle umziehen? Fast die Hälfte aller Beschäftigten (44 %) in Deutschland kann sich das vorstellen. Nie lag dieser Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2015 höher – und das in Zeiten von gewaltigen Umwälzungen im Büroalltag und der Arbeitswelt wie Home Office oder Workation. Zum Vergleich: 2017 sagten mit 22 % gerade einmal halb so viele Beschäftigte, dass der Schritt, für einen neuen Job auch die Stadt zu wechseln, für sie infrage kommt. Dabei sind die männlichen Befragten (53 %) deutlich eher zu einem beruflich motivierten Umzug bereit als weibliche Angestellte (36 %).
Aus Arbeitgebersicht ein spannender Befund – sowohl was die aktuelle Belegschaft als auch was das Recruiting zukünftiger Talente angeht: Aktuell zeigen fast zwei Drittel aller Beschäftigten (63 %) hierzulande Interesse an einem Arbeitgeberwechsel oder suchen sogar aktiv nach einer neuen Stelle. Blickt man auf die Branchen, fällt auf, dass vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereich Telekommunikation und IT (58 %), der Automobilindustrie (54 %) sowie dem Maschinen- und Anlagenbau (52 %) dazu bereit sind, für eine neue Stelle umzuziehen. Das sind Ergebnisse der alle zwei Jahre durchgeführten EY-Jobstudie, für die mehr als 1.555 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland repräsentativ befragt wurden.
Jan-Rainer Hinz, Mitglied der Geschäftsführung, Leiter Personal und Arbeitsdirektor bei EY: „Die gleichzeitig hohe Bereitschaft zu einem Jobwechsel und darüber hinaus für eine attraktive neue Stelle auch umzuziehen, ist aus Sicht der Arbeitgeber ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite scheint es relativ gut möglich zu sein, neue Talente für die eigene Firma zu gewinnen. Andererseits stehen die Personalabteilungen vor der großen Herausforderung, angestammte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den eigenen Reihen zu halten und sie immer wieder neu vom Unternehmen zu überzeugen.“
Nathalie Mielke, Partnerin & Talent Leader Assurance bei EY: „Die neue Bereitschaft zu mehr Mobilität ist ein starkes und positives Signal. Gerade wenn man bedenkt, wie oft und zumeist kritisch über die Arbeitsmoral der so genannten ,Gen Z‘ diskutiert wird. Fakt ist: Fast drei von vier Berufseinsteigerinnen und -einsteigern sind bereit, ihr gewohntes Umfeld hinter sich zu lassen, für eine neue Stelle in eine andere Stadt zu ziehen und sich dort auf ein berufliches wie privates Abenteuer einzulassen. Und das in Zeiten, in denen zahlreiche Bürotätigkeiten durch den technologischen Fortschritt auch aus dem Home Office erledigt werden können.“
Attraktivstes Bundesland für Beschäftigte ist nach wie vor Bayern: Für mehr als ein Drittel der Befragten (34 %) käme bei einem passenden Jobangebot ein Umzug in den Freistaat infrage – vor zwei Jahren lag der Anteil mit 28 % deutlich niedriger. Für Hamburg würden sich 25 % entscheiden. Die Hansestadt liegt in diesem Jahr damit vor Nordrhein-Westfalen, wohin 22 % ziehen würden. Kaum infrage kommt für Beschäftigte ein Umzug etwa nach Sachsen-Anhalt (4 %) und das Saarland (3 %).
Hinz: „Die Bereitschaft umzuziehen steigt zwar – aber am Attraktivitätsgefälle der Bundesländer ändert sich wenig. Ganz vorne in der Gunst der Beschäftigten liegen die Länder mit traditionell starken Industriezentren – also Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Aber auch Stadtstaaten wie Hamburg und Berlin gewinnen an Attraktivität, weil sie mit einem interessanten Wirtschaftsmix aus Handel, Industrie sowie innovativen Start-ups überzeugen.“
Mielke: „Die neuen Bundesländer schneiden bedauerlicherweise nach wie vor deutlich schlechter ab. Obwohl es gerade hier in den vergangenen Monaten und Jahren durch Ansiedlungen von weltweit führenden Technologieunternehmen, unter anderem aus den Bereichen Automotive und Chipherstellung, sehr positive Impulse gab.“ Laut Mielke werden die ostdeutschen Wirtschaftszentren deshalb mittelfristig weiter an Attraktivität gewinnen: „Große internationale Unternehmen, die an Schlüsseltechnologien forschen und diese für den weltweiten Markt produzieren, bieten den Menschen in der Region berufliche Perspektiven. Zudem folgen erfahrungsgemäß weitere Ansiedlungen, beispielsweise in Form von Zulieferern, was wiederum zu einem Ausbau der Infrastruktur führt, von dem die Region dann doppelt profitiert. Auch beim Thema erneuerbare Energien geht der Osten Deutschlands voran – ein Standortvorteil, der in der Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird.“
Für 72 % der Befragten spielt die Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten, eine Rolle, 42 % sagen sogar, dass ihnen die Arbeit in den eigenen vier Wänden wichtig ist. Am stärksten ausgeprägt ist die Relevanz des Home Office bei den 21- bis 35-Jährigen (49 %). Etwas mehr als jede und jeder vierte Angestellte (27 %) sagt dagegen, dass Arbeit aus dem Home Office gar keine Rolle für sie bzw. ihn spielt.
Könnten Angestellte frei entscheiden, wie sie arbeiten, würde einer von zehn Befragten (10 %) seinen Dienst ausschließlich im Büro verrichten. Gut halb so viele Angestellte (6 %) wären umgekehrt nur im Home Office tätig. Die Hälfte der Befragten (50 %) entschiede sich für eine Mischform aus Heimarbeit und Büro.
Mielke: „Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wollen auch nach dem Ende der Coronamaßnahmen die Arbeit im Home Office nicht mehr missen. Gleichzeitig fordern viele Arbeitgeber eine Rückkehr ihrer Angestellten in die Büros – und haben dabei ebenfalls gute Argumente. Zukünftig dürften Mischformen für die meisten am attraktivsten sein – und diese anzubieten ist eine einfache Möglichkeit, die Zufriedenheit der eigenen Belegschaft zu steigern.“
Mehr als drei Viertel aller Befragten (76 %) nennen das Wegfallen des Pendelns zum Arbeitsplatz als größten Vorteil an der Arbeit in den eigenen vier Wänden. Zwei Drittel (66 %) fühlen sich im Home Office insgesamt zeitlich flexibler, fast jeder Zweite (48 %) hat durch diese Arbeitsform eine bessere Work-Life-Balance. Eine höhere Produktivität nennen nur knapp ein Viertel der Befragten (27 %) als Heimarbeitsvorteil.
Größte Nachteile sind dagegen aus Sicht der Angestellten sowohl die schwierigere berufliche (49 %) als auch die private (48 %) Kommunikation und Interaktion mit den Kolleginnen und Kollegen. Hinz: „Die neuen Möglichkeiten der Kommunikation mit und zwischen den Beschäftigten können persönliche Kontakte nicht komplett ersetzen. Damit bleibt eine positive Büro- und Mitarbeitendenkultur weiter ein wichtiger Schlüssel zur Zufriedenheit der Beschäftigten.“
Die Studie können Sie hier kostenlos bestellen.
Bild: RODNAE Productions (Pexels, Pexels Lizenz)
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