01.08.2017 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Ernst & Young GmbH.
Vom Onlinebanking lassen viele Deutsche immer noch lieber die Finger. Erst knapp die Hälfte (49 Prozent) wickelt ihre Finanzgeschäfte auch online ab. Ausgerechnet mit dem Smartphone ist die Zurückhaltung der Nutzer sogar noch größer: Nur 20 Prozent tätigen darüber ihre Bankgeschäfte. Dabei nutzen vier von fünf Deutschen ein Smartphone – kein anderes internetfähiges Gerät ist so verbreitet.
Vor allem der Sicherheit der Apps und Onlineangebote misstrauen die Nutzer: 23 Prozent sagen, dass sie entsprechende Angebote nicht häufiger nutzen, weil sie Sicherheitsbedenken haben. Bei 26 Prozent ist auch schlicht kein Interesse da. Und an der Zurückhaltung der Bundesbürger in Sachen Online Banking dürfte sich vorläufig wenig ändern: nur 12 Prozent planen, künftig Finanzangebote öfter online zu nutzen.
Vor allem mit zunehmendem Alter ist die Skepsis tendenziell größer: Nur 42 Prozent der Über-60-Jährigen nutzen auch Onlineangebote für ihre Bankgeschäfte. Die online aktivste Gruppe ist die der 31- bis 40-Jährigen – von ihnen wickeln 56 Prozent ihre Finanzen online ab. Bei den 21- bis 30-Jährigen sind es immerhin 54 Prozent.
Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Basis der Studie ist eine Umfrage unter 1.400 erwachsenen Bundesbürgern. Die Befragung wurde im Februar und März 2017 durchgeführt.
Joachim Spill, Partner bei EY und Leiter des Bereiches Technologie, Medien und Telekommunikation kommentiert die Ergebnisse: „Wir kommunizieren online, wir shoppen online – aber beim Geld hört unser Vertrauen in die digitale Technik auf. Das Nutzungsverhalten ist recht ambivalent: Denn auf der einen Seite werden den großen Internetkonzernen wie Facebook oder Google viele persönliche Daten anvertraut, und auch beim weit verbreiteten Onlineshopping werden Kontodaten hinterlegt. Aber bei Angeboten der Bank halten sich die Deutschen zurück. Ein gesundes Misstrauen der Nutzer gegenüber der Onlinesicherheit ist sicherlich gerechtfertigt. Allerdings ist es bemerkenswert, dass offenbar viele User dem Online-Händler mehr vertrauen als ihrer Hausbank“.
Ulrich Trinkaus, EY-Partner Retail Banking, ergänzt: „Es wächst eine Generation heran, die deutlich weniger Berührungsängste damit hat, ihre Bankgeschäfte online abzuwickeln. Die heutigen Schüler und Studenten sind mit dem Internet groß geworden.“ Noch hätten sie zwar wenige Finanzgeschäfte abzuwickeln. „Aber spätestens mit dem Eintritt ins Berufsleben nehmen ihre Kontobewegungen zu und das Interesse an Finanzprodukten steigt. Gerade FinTechs legen in diesem Bereich mit innovativen Dienstleistungen bereits vor. Um dieser Bedrohung zu begegnen und sich in diesem in Entstehung befindlichen digitalen Ökosystem zu positionieren, müssen etablierte Banken entsprechend in neue digitale Angebote investieren.“
Gerade auch die Zurückhaltung der älteren Generation zeige, dass sie besser auf sie zugeschnittene Angebote brauchen. Für Trinkaus steht fest: „Ältere Bankkunden, die nicht mehr sehr mobil sind, hätten durch entsprechende Onlineangebote einen großen Vorteil. Die Banken sollten deshalb intuitiv leicht bedienbare und in der Wahrnehmung des Kunden sichere Apps schaffen, um das Vertrauen in dieser Kundengruppe auszubauen.“
Dass neue, dafür aber leicht bedienbare Angebote schnell Anklang finden können, zeigt das Beispiel des zur Jahrtausendwende gegründeten Zahldienstes Paypal. Er hat mittlerweile so viel Akzeptanz, dass er die bevorzugte Zahlmethode für Einkäufe und Überweisungen ist: 43 Prozent aller Befragten nutzen Paypal, 40 Prozent zahlen per Rechnung und 23 Prozent über ihre Kreditkarte.
Überweisungen sind auch die Bankgeschäfte, die – mit weitem Abstand – am häufigsten online getätigt werden: 74 Prozent der Befragten, die Finanzgeschäfte online erledigen, tätigen so ihre Überweisungen. Am zweithäufigsten wird der Kontostand kontrolliert, allerdings nur noch von 13 Prozent der Befragten. Tätigkeiten wie etwa das Beantragen und Verwalten von Darlehen oder Aktiengeschäfte werden nur von einer Minderheit von einem Prozent getätigt.
„Da ist noch viel Luft nach oben. Die Finanzdienstleister haben es selbst in der Hand, eine Nachfrage zu generieren“, ist Spill überzeugt. „Zahlreiche FinTechs bringen sich bereits mit innovativen Ideen in Stellung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine neue Lösung so komfortabel ist und als sicher empfunden wird, dass sie auch von einer größeren Nutzerzahl akzeptiert wird.“
Trinkaus würde sich wünschen, dass eines dieser Produkte auch von einer traditionellen Filialbank kommt: „Beim so wichtigen Zukunftsthema Individualisierung durch Digitalisierung werden die Leistungen der traditionellen Banken hierzulande häufig als ungenügend wahrgenommen. Hier müssen die Institute schnell attraktive Lösungen entwickeln, um dem sich weiter verstärkenden Wettbewerb durch Non-Banks zu begegnen.“
Dass neben innovativen Produkten viel Überzeugungsarbeit bei den Kunden nötig ist, zeigt die große Zurückhaltung bei neuen technologischen Möglichkeiten, wie dem Bezahlen per Smartphone. Nur knapp jeder Fünfte würde auf jeden Fall mit dem Smartphone z.B. durch Scannen an der Supermarktkasse zahlen. Etwa jeder Achte würde dies vielleicht tun. Dafür sagen sieben von zehn Befragten, dass es für sie nicht in Frage komme.
Spill sieht die anfängliche Zurückhaltung nicht als Hinderungsgrund: „Es ist wie mit jeder neuen Technologie: Am Anfang wird sie misstrauisch beäugt. Allerdings wird es nicht mehr lange dauern, bis die Vorteile eine hinreichend große Kundengruppe überzeugen und sich die neue Technik schließlich etabliert. Voraussetzung ist natürlich, dass die Finanzinstitute die Technik sicher machen und die Vorteile ihren Kunden ausreichend erklären können.“
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