14.12.2020 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V..
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind Millionen Berufstätige ins Homeoffice gewechselt – und bis heute nicht wieder in die Büros zurückgekehrt. Aktuell arbeitet jeder Vierte (25 Prozent) ausschließlich im Homeoffice. Das entspricht 10,5 Millionen Berufstätigen. Auf weitere 20 Prozent (8,3 Millionen) trifft das zumindest teilweise zu, also nicht an allen Arbeitstagen pro Woche. Insgesamt arbeitet damit aktuell fast jeder Zweite (45 Prozent) zumindest teilweise im Homeoffice. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 1.503 Erwerbstätigen in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Auch nach Ende der Corona-Pandemie werden sehr viel mehr Menschen im Homeoffice arbeiten als zuvor. Nach Bitkom-Berechnungen wird mehr als jeder Dritte (35 Prozent) den Arbeitsort flexibel wählen. Das entspricht 14,7 Millionen Berufstätigen. 3,2 Millionen (8 Prozent) werden ausschließlich im Homeoffice arbeiten, weitere 11,5 Millionen (27 Prozent) teilweise. Vor der Pandemie war Homeoffice eher die Ausnahme. Lediglich 3 Prozent der Berufstätigen (1,4 Millionen) arbeiteten ausschließlich im Homeoffice, weitere 15 Prozent (6,3 Millionen) teilweise.
Grundsätzlich sieht mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Berufstätigen ihre Tätigkeit zumindest teilweise als Homeoffice-geeignet an. Jeder Fünfte (21 Prozent) könnte nach eigener Einschätzung sogar vollständig im Homeoffice arbeiten. Dagegen sagen 43 Prozent, für ihre Tätigkeit käme Homeoffice grundsätzlich nicht in Frage. „Die Corona-Pandemie ist der Auslöser eines tiefgreifenden und nachhaltigen Wandels in der Arbeitswelt. Nach dem für die allermeisten erzwungenen Wechsel ins Homeoffice mit dem Lockdown im Frühjahr hat die große Mehrheit in den vergangenen Monaten überwiegend positive Erfahrungen gemacht“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Die Corona-Krise hat gezeigt, dass flexibles Arbeiten die Qualität der Arbeitsergebnisse nicht schmälert – im Gegenteil. Unabhängig von Zeit und Ort zu arbeiten, kann allen Seiten Vorteile bringen, aber das setzt einen tiefgreifenden Kulturwandel in der Arbeitswelt voraus. Der Wandel der Arbeitswelt muss nun politisch pro-aktiv flankiert und mit Anreizsystemen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer unterstützt werden.“
Das Potenzial für flexibles Arbeiten ist aus Sicht der Berufstätigen bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Drei Viertel (74 Prozent) sind der Ansicht, dass Homeoffice in Deutschland viel stärker genutzt werden sollte. Die meisten sehen darin positive Effekte für die Klimapolitik: 85 Prozent meinen, Homeoffice kann den Verkehr reduzieren und das Klima entlasten. Geteilt sind die Berufstätigen dagegen bei der Frage, inwiefern es mit Blick auf das Infektionsgeschehen eine Homeoffice-Pflicht geben sollte. Gut die Hälfte (52 Prozent) fordert, dass ausschließlich im Homeoffice gearbeitet werden soll, solange die Corona-Krise nicht vorbei ist. Dem stehen allerdings auch 47 Prozent gegenüber, die das nicht so sehen. Berg: „Nach dem Corona-Schock hat sich die Arbeitswelt in vielen Bereichen auf diese zunächst herausfordernde Situation eingestellt und Homeoffice wird mehr und mehr zur neuen Normalität. Jetzt muss es darum gehen, die gesamtgesellschaftlichen Vorteile in den Vordergrund zu rücken, wie weniger Verkehr und Staus, weniger Unfälle und Verkehrstote und nicht zuletzt weniger umweltschädliche Emissionen. Homeoffice leistet einen ganz entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz. Je mehr Homeoffice desto besser für das Klima.“
Wer im Homeoffice arbeitet, schätzt seine Arbeit im Vergleich zum Büro als produktiver ein und ist zufriedener mit den Ergebnissen. Dabei sagen die meisten auch, im Homeoffice länger zu arbeiten als im Büro. Jeder Vierte (23 Prozent) schätzt seine Produktivität deutlich höher ein, jeder Dritte (34 Prozent) etwas höher. Ein weiteres Drittel (31 Prozent) meint, dass die Produktivität im Vergleich zur Büroarbeit konstant ist. Die Arbeitszufriedenheit ist für jeden Fünften (19 Prozent) deutlich höher und für jeden Vierten (24 Prozent) etwas höher. Ein Drittel (31 Prozent) sieht keine Unterschiede zur Büroarbeit. Bei der Arbeitszeit sagt gut die Hälfte (55 Prozent), dass sich im Homeoffice nichts ändert. 13 Prozent schätzen sie deutlich höher ein, weitere 22 Prozent etwas höher. Berg: „Eine der größten Herausforderungen für die Arbeit im Homeoffice ist die Abgrenzung von Beruflichem und Privatem. Hierbei helfen klare Regeln und Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.“
Unter dem Strich überwiegen für die Mehrheit die Vorteile von Homeoffice. Acht von zehn (80 Prozent) empfinden weniger Stress, da der Arbeitsweg entfällt. Drei Viertel (76 Prozent) sehen den damit verbundenen Zeitgewinn positiv. Und sechs von zehn (59 Prozent) bemerken eine generell bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Weitere meistgenannte Vorteile sind mehr zeitliche Flexibilität (43 Prozent), die Möglichkeit eines gesundheitsbewussteren Lebensstils etwa in Hinblick auf Sport und Ernährung (32 Prozent) und weniger Störungen durch Kollegen (28 Prozent). Der fehlende persönliche Austausch mit anderen Mitarbeitern ist wiederum der am meisten genannte Nachteil von Homeoffice. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) beklagt weniger Kontakt mit Kollegen. Für jeden Fünften (20 Prozent) ist es auch ein Problem, weniger Kontakt mit Vorgesetzten zu haben. Weitere meistgenannte Nachteile sind Schwierigkeiten, das Privatleben vom Job abzugrenzen (21 Prozent) und schlechtere Arbeitsbedingungen als im Büro (21 Prozent). Jeder Sechste (17 Prozent) hat das negative Gefühl, von wichtigen Informationen abgeschnitten zu sein. Während lediglich 4 Prozent mit der Arbeit im Homeoffice überhaupt keine positiven Erfahrungen gemacht haben, stehen dem 19 Prozent gegenüber, die nichts Negatives sagen können.
Unter denjenigen, die nicht im Homeoffice arbeiten dürfen, obwohl ihr Job aus ihrer Sicht grundsätzlich dafür geeignet ist, ist die Begehrlichkeit groß. Ausnahmslos alle würden zumindest ab und zu Homeoffice machen wollen: Vier von Zehn (40 Prozent) würden bei Bedarf ins Homeoffice wechseln, beispielsweise wenn Handwerker kommen, jeder Vierte (24 Prozent) einen Tag pro Woche, jeder Sechste (17 Prozent) mehrere Tage pro Woche und jeder Zehnte (10 Prozent) möchte nur noch im Homeoffice arbeiten. Niemand beantwortete die Frage, ob man sich wünsche, im Homeoffice arbeiten zu dürfen, mit nein. „Arbeitgeber, die Homeoffice kategorisch ausschließen, werden für Mitarbeiter und Bewerber zunehmend unattraktiv. Auch nach der Pandemie wird es noch Präsenzarbeit geben, aber wann, wo und wie gearbeitet wird, wird deutlich flexibler gehandhabt werden als vor Corona“, sagt Berg.
Wer nicht im Homeoffice arbeitet, obwohl er dies dürfte, nennt dafür als Hauptgrund eine mangelhafte technische Infrastruktur. Jeder vierte Homeoffice-Verweigerer (26 Prozent) führt das auf eine zu langsame beziehungsweise zu fehleranfällige Internetverbindung zurück. Aber gut jeder Fünfte (22 Prozent) von ihnen sagt auch, dass Homeoffice nicht in Frage kommt, weil im Unternehmen allgemein eine starke Präsenzkultur vorherrscht. Jeder Siebte (15 Prozent) möchte Berufliches und Privates räumlich strikt trennen und macht deshalb kein Homeoffice. „An der Verfügbarkeit von schnellem Internet sollte es nicht liegen, dass Berufstätige das Büro dem Homeoffice vorziehen. 92 Prozent der Haushalte haben Zugang zu Festnetz-Internet mit 50 Mbit/s und mehr, 99 Prozent sind mit Breitband via LTE versorgt – das reicht für mehrere Videokonferenzen gleichzeitig“, sagt Berg. „In vielen Unternehmen scheint vielmehr weiterhin eine starke Präsenzkultur vorzuherrschen. Das ist nicht nur anachronistisch, sondern in der aktuellen Pandemiesituation auch unverantwortlich.“
Die Unterstützung durch den Arbeitgeber ist aus Sicht der Berufstätigen verbesserungswürdig. Jeder Vierte im Homeoffice (23 Prozent) beklagt, keinerlei Unterstützung dabei erhalten zu haben und nicht einmal über ein Smartphone oder ein Notebook des Arbeitgebers zu verfügen. Für die meisten sieht es allerdings besser aus: Mit 61 Prozent wurde der Mehrheit ein Notebook gestellt, drei von zehn (29 Prozent) erhielten einen Monitor, jeder Fünfte (20 Prozent) ein Smartphone. Jeder Dritte im Homeoffice (32 Prozent) berichtet, dass der Arbeitgeber eine Plattform zum Mitarbeiteraustausch eingerichtet hat. Jeder Vierte (27 Prozent) wird bei der Selbstorganisation unterstützt, etwa durch Leitfäden. 13 Prozent haben eine spezielle Weiterbildung machen können.
Um Homeoffice in Deutschland weiter zu verbreiten, befürwortet die Mehrheit der Berufstätigen, dass dafür steuerliche Anreize gesetzt werden sollten. Sechs von zehn (59 Prozent) sagen, der Staat sollte Homeoffice steuerlich stärker fördern. Jeder Zweite (50 Prozent) ist der Ansicht, dass auch diejenigen Steuervorteile genießen sollten, die nur teilweise im Homeoffice arbeiten und kein spezielles Arbeitszimmer zu Hause haben. Und mehr als jeder Dritte (37 Prozent) ist der Ansicht, dass die Entfernungspauschale für Autofahrer oder Fußgänger ebenso bei Homeoffice-Arbeit geltend gemacht werden sollte. „Wer im Homeoffice arbeitet, wird steuerlich gegenüber Pendlern benachteiligt. Nur die wenigsten können ein Arbeitszimmer absetzen. Der Staat sollte fiskalische Instrumente bestmöglich einsetzen, um gesellschaftlich erwünschtes Verhalten anzuregen, also Verkehr zu reduzieren, verkehrsbedingte Emissionen zurückzufahren und – in Zeiten der Pandemie – soziale Kontakte zu vermeiden.“
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