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Industrieunternehmen optimistischer als Gesamtwirtschaft

24.02.2021  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: DIHK | Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V..

Die deutsche Industrie blickt wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft als noch im vergangenen Herbst. Das zeigt eine entsprechende Sonderauswertung der jüngsten DIHK-Konjunkturumfrage.

An den Befragungen der Industrie- und Handelskammern zu Jahresbeginn 2021 beteiligten sich knapp 8.000 Industrieunternehmen. 31 Prozent von ihnen beurteilen ihre Geschäftslage als gut, im Herbst 2020 waren es noch 23 Prozent. Ein Viertel (zuvor ein Drittel) schätzt die Lage negativ ein. Der daraus resultierende Saldo von aktuell 6 Punkten liegt damit zwar über dem der Vorgängerumfrage (minus 10 Punkte), jedoch weiterhin deutlich unter der Einschätzung von Anfang 2020 (Saldo plus 16) und dem langjährigen Durchschnitt von plus 23 Punkten.

Exporterwartungen heben die Stimmung

Bei den Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate sind die optimistischen Stimmen in der Überzahl (Saldo plus 8 Punkte, Vorumfrage: 5 Punkte). Dass die Industrie im Vergleich der Wirtschaftszweige zuversichtlich ist, zeigt sich vor allem bei den Exporterwartungen: Diese fallen günstiger aus als in den beiden Vorumfragen und auch positiver als in der Erhebung zu Jahresbeginn 2020. 30 Prozent der exportierenden Industrieunternehmen rechnen mit einer Zunahme der Ausfuhrtätigkeit, ein Fünftel erwartet jedoch Rückgänge (Saldo: 9 Punkte). Aber auch bei den Exporterwartungen reichen die jüngsten Werte nicht an den langjährigen Durchschnitt der DIHK-Konjunkturumfragen heran (19 Punkte).

Unterm Strich gehen 37 Prozent der Unternehmen für die kommenden zwölf Monate von Umsatzzuwächsen aus, 23 Prozent stellen sich auf Rückgänge ein. Auch hier ist die Industrie, nicht zuletzt aufgrund der Exporte, günstiger aufgestellt als die anderen Wirtschaftszweige (in der Gesamtwirtschaft erwarten 27 Prozent der Betriebe Umsatzsteigerungen, 28 Prozent Umsatzrückgänge).

Krisendynamik ist anders als 2009

Im Vergleich der Corona-Krise mit der Finanzkrise elf Jahre zuvor zeigen sich einige Unterschiede. Zum einen ist der Einbruch bei der Beurteilung der Geschäftslage 2020 sichtlich weniger stark ausgefallen als 2009, wenngleich das Bruttoinlandsprodukt in ähnlichem Ausmaß gesunken ist. Der Tiefpunkt der Erwartungen liegt aktuell auf einem vergleichbaren Niveau wie in der Finanzkrise.

Zum anderen scheinen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie die Industrieunternehmen unvorbereiteter getroffen zu haben als die Finanzkrise. 2009 hatten die Erwartungen den Rückgang der Geschäftslage bereits angekündigt. Analog zum steilen Einbruch hat die Erholung jetzt aber schneller eingesetzt als damals. Das Abknicken der Erwartungen am aktuellen Rand ist wiederum kein gesteigertes Hoffnungssignal für einen weiteren ungebremsten Industrieaufschwung.

Nachfrage und Ressourcenpreise sind die Hauptrisiken

Den vergleichsweise günstigen Geschäftserwartungen stehen zudem deutliche Abwärtsrisiken gegenüber. 61 Prozent der Industrieunternehmen sehen in der Inlandsnachfrage ein Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Lediglich im Handel ist der Anteil höher.

Aber auch die Entwicklungen auf den ausländischen Märkten bereiten den Unternehmen Sorgen: 46 Prozent der exportierenden Unternehmen bewerten die Auslandsnachfrage als Risiko. Ebenfalls knapp die Hälfte der Industriebetriebe (45 Prozent) sorgt sich um steigende Energie- und Rohstoffpreise. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden von 42 Prozent der Betriebe genannt. Von Fachkräftemangel und steigenden Arbeitskosten sieht sich jeweils ein Drittel der Industrieunternehmen bedroht.

Liquiditätssorgen drücken auf die Investitionspläne

Beinahe jeder vierte Industriebetrieb berichtet im Zuge der aktuellen Konjunkturumfrage von schrumpfendem Eigenkapital. Mehr als jedes siebte Unternehmen verzeichnet Liquiditätsengpässe. Das schmälert die (Vor-) Finanzierung von Maschinen und Produkten und drückt unterm Strich auf die Investitionspläne der Industriebetriebe.

So haben 28 Prozent der Unternehmen vor, ihre Investitionstätigkeit zurückzufahren (Saldo minus 1 Punkt). Bei den Betrieben, die von Eigenkapitalrückgängen beziehungsweise Liquiditätsengpässen berichten, ist der Anteil beinahe doppelt so hoch (jeweils 52 Prozent). Neben Investitionen in die Ersatzbeschaffung (64 Prozent), in Rationalisierungsmaßnahmen (44 Prozent) und in Produktinnovationen (37 Prozent) wollen die Unternehmen wieder leicht verstärkt in Kapazitätsausweitungen (27 Prozent) und in den Umweltschutz (26 Prozent) investieren.

Generell sind die Investitionsabsichten von kleinen und mittleren Unternehmen in der Industrie eher verhalten – insbesondere die Pläne zu Kapazitätsausweitungen sind weit von den sehr guten Jahren 2017 bis 2019 entfernt. Im Größenvergleich zeigt sich, dass der kleinere Mittelstand sich bei Investitionen stärker zurückhält als Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitenden. Die Beschäftigungspläne wurden in der Industrie zwar nach oben revidiert, sie bleiben insgesamt aber restriktiv.

Pharmaindustrie behauptet

Die pharmazeutische Industrie zählt zu den Gewinnern der Corona-Krise. Dennoch: Die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage (Saldo 33 Punkte) liegen zwar weit über dem Schnitt der Gesamtindustrie, aber knapp unter dem langfristigen Durchschnitt.

Für die kommenden zwölf Monate rechnet die Branche mit Geschäftszuwächsen. Der Erwartungssaldo verbessert sich um 9 auf plus 12 Punkte. Dazu dürften auch die Exporterwartungen beigetragen haben. Etwa zwei Fünftel der Pharmaunternehmen erwarten steigende Ausfuhren, 13 Prozent ein Absinken (Saldo 29 Punkte).

38 Prozent der Pharmaunternehmen planen, ihre Investitionen auszuweiten. Damit ist die Pharmaindustrie Spitzenreiter bei ihren Investitionsplänen – keine andere Industriebranche plant mehr Investitionen. Haupttreiber sind dabei neben dem Ersatzbedarf (52 Prozent) die Kapazitätsausweitungen (51 Prozent). Dazu passend werden auch die Beschäftigtenpläne nach oben korrigiert – ein Viertel der Unternehmen plant Neueinstellungen. Zusammen mit den Herstellern aus der Medizintechnik weisen die Pharmaunternehmen den höchsten Beschäftigungssaldo im Vergleich der Industriebranchen auf (jeweils 11 Punkte).

Fahrzeugbau verbessert

Nach dem spürbaren Einbruch des Fahrzeugbaus im vergangenen Jahr verbessert sich die Lage in der Branche deutlich. Der Saldo der Geschäftslage ist von minus 23 in der Vorumfrage auf plus 4 Punkte gestiegen. Die Erwartungen folgen diesem Trend nicht; der Erwartungssaldo verschlechtert sich leicht auf 13 Punkte. Immerhin rechnet ein Drittel der Unternehmen für das laufende Jahr mit Geschäftszuwächsen.

Die Investitionspläne wurden sichtlich nach oben korrigiert – allerdings von niedrigem Niveau kommend. Auch hier dürften der Eigenkapitalrückgang (26 Prozent) und die Liquiditätsprobleme (25 Prozent) zentrale Hemmnisse darstellen. Ein Fünftel der Unternehmen plant dennoch, die Investitionen auszuweiten; bei den größeren Mittelständlern mit 200 bis 1.000 Beschäftigten ist es sogar jeder vierte. Der Haupttreiber in dieser Branche sind Produktinnovationen (47 Prozent) – ein Indiz für den laufenden Strukturwandel. Aber auch Kapazitätsausweitungen (25 Prozent) werden häufiger genannt als in vielen anderen Industriebranchen. Dies deutet darauf hin, dass die Unternehmen sich bereits jetzt – trotz der aktuellen Krise – auf eine steigende Nachfrage einstellen. Die Beschäftigtenpläne bleiben aber aktuell noch verhalten – wenngleich der Saldo sich im Vergleich zur Vorumfrage um 17 Punkte verbessert.

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