15.03.2017 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: OFFIS e.V..
Gut geschlafen? Ein Blick auf die App verrät es Ihnen. Mehr Bewegung in den Alltag integrieren und gesünder leben, häufig nur ein Vorsatz. Damit Taten folgen, sollen „Fitnessnessarmbänder“ oder „Aktivitätstracker“ und andere Geräte motivieren und zeigen, wie Pfunde purzeln.
Ein spontane Miniumfrage im Bekanntenkreis lässt erkennen – über die Nutzung streiten sich die Geister: Manche Menschen möchten sich möglichst gut kennen(-lernen) und andere empfinden es als unnötig oder im schlechtesten Fall als Belastung. Einen Blick hinter das subjektive Empfinden Einzelner haben die Forscher am Informatikinstitut OFFIS in den letzten Jahren vorgenommen. Es wurden Studien durchgeführt, die das „Warum“ und das „Wie“ in der Nutzung von derartigen Trackern näher analysieren. So haben die OFFIS-Forscher die qualitativen Daten zur allgemeinen Tracker-Nutzung, periodische Änderungen und die Gesamtveränderungen im Laufe der Zeit von über 100 Personen über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren analysiert und in mehreren, teilweise noch unveröffentlichten Studien genauer hingeschaut. Im Folgenden einige Auszüge der Analyse.
Das Durchschnittsalter liegt deutlich über 40 Jahren, es sind also nicht nur die sportlichen 20jährigen, wie man im ersten Moment glauben könnte. Eine grundsätzliche Offenheit für Technik bei den Nutzern ist wichtig. Technik-interessierte Nutzer scheinen eher bereit zu sein, einen Tracker zu verwenden, denn die erstmalige Installation von Software auf dem Smartphone oder dem PC ist eine Hürde, die zwar klein ist, aber doch genommen werden muss.
Es gibt einige „Power User“ die ihren Tracker über viele Monate hin jeden Tag von morgens bis abends nutzen. Ein Großteil der Anwender hat jedoch ein sporadischeres Nutzungsverhalten, das sich in viele verschiedene Verhaltensmuster unterteilen, beispielsweise:
Es gibt also nicht die einzig richtige Art, einen Tracker zu nutzen, sondern jeder Nutzer hat seine eigene Art und Weise.
Es steht nicht nur die Förderung der körperlichen Aktivität bei der Nutzung im Vordergrund. Viele Anwender möchten ihr eigenes Verhalten besser verstehen und Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Werten, wie beispielweise der Aktivität und dem Gewicht, erkennen. Die gesammelten Daten können sehr hilfreich sein, um anstehende Entscheidungen mit Bedeutung für die eigene Gesundheit zu unterstützen. Für den einen ist es der letzte Anstoß, um sich endlich einen Hund anzuschaffen und so regelmäßig raus zu kommen und andere nehmen die Auswertungen sogar zum Anlass, die nicht nur ungeliebte, sondern auch ungesunde Arbeitsstelle zu wechseln. Und als Teil der eigenen, persönlichen Gesundheitsakte können die Werte in Zukunft womöglich wichtige Hinweise auf Gesundheit und Krankheit geben.
Fast alle Aktivitätstracker versprechen, auch den Schlaf messen zu können. Dazu werden sie am Arm getragen und messen die nächtliche Bewegung. Das klappt tatsächlich zwar überraschend gut, nur komfortabel und praktikabel ist das kaum. Wer sich für die Messung des Schlafes interessiert, sollte auf spezielle andere Geräte zurückgreifen, bei denen dünne Mess-Streifen oder -matten auf die Matratze geklebt oder darunter gelegt werden, so dass sie nicht als störend wahrgenommen werden, wenn sie Schlafdauer und –tiefe messen. Zusätzlich werden weitere Werte gemessen wie die nächtliche Ruhe-Herzfrequenz - für Sportler ein wichtiges Maß für Fitness – aber auch die Veränderung der Atem-Frequenz – sie kann für manche chronisch Kranke ein wichtiges Warnsignal sein.
Natürlich gibt es auch für alle „klassischen“ Gesundheitswerte mittlerweile vernetzte Geräte, zum Beispiel für Gewicht, Körperfettanteil, Blutdruck oder Blutzucker. Messergebnisse werden so automatisch gespeichert, das Führen von Tagebüchern entfällt, Fehl-Erfassungen werden verringert, und langsame Veränderungen wie eine schleichende Gewichtszunahme, werden über die Zeit erkennbar.
Zunächst einmal ist ein Aktivitätstracker nur ein Werkzeug von vielen möglichen. Und einfache Schrittzähler gibt es schon lange für wenige Euro zu kaufen. Allerdings kommt durch die Verbindung mit Apps und Web-Diensten – und der damit einhergehenden Datenerfassung - tatsächlich eine neue Qualität hinzu. So werden Veränderungen und Zusammenhänge deutlich und sichtbar. Ob das beim Nutzer etwas bewirkt, ob er sich deswegen mehr bewegt, hängt jedoch von vielen Faktoren ab:
Aktivitätstracker sind sicher keine Wunderwaffe gegen Bewegungsmangel und Übergewicht. Ob sie etwas bewirken, liegt zunächst einmal am Nutzer und seiner Bereitschaft, eine Wirkung zuzulassen. Doch dann sind sie zweifellos höchst nützliche Werkzeuge für die eigene Gesundheit und das eigene Wohlergehen.
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