22.08.2022 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Ernst und Young GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Die wenigsten Steuererhöhungen gab es in Sachsen und Bayern mit einem Anteil von jeweils fünf Prozent. Insgesamt haben 891 deutsche Städte und Gemeinden die Grundsteuer erhöht, während nur 75 Kommunen den Grundsteuer-Hebesatz gesenkt haben. Im Vorjahr wurde der Grundsteuer-Hebesatz in 1.070 Städten und Gemeinden herauf- und in 88 Kommunen herabgesetzt. Am meisten Grundsteuer zahlen nach wie vor die Bürger in Nordrhein-Westfalen, die im Durchschnitt 216 Euro an die Gemeindekasse überweisen – vier Euro mehr als im Vorjahr und mehr als doppelt so viel wie die Einwohner Brandenburgs, die im Durchschnitt 110 Euro zahlen (Vorjahr: 108). Im Bundesdurchschnitt zahlte 2021 jeder Einwohner und jede Einwohnerin 175 Euro an die Heimatkommune – drei Euro mehr als im Jahr 2020.
Auf fünf-Jahres-Sicht gab es die meisten Steuererhöhungen im Saarland: 77 Prozent aller saarländischen Städte und Gemeinden haben seit 2016 mindestens einmal die Grundsteuer erhöht. In Bayern haben hingegen nur 17 Prozent der Kommunen entsprechende Anhebungen vorgenommen.
Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) zur Entwicklung der Grundsteuer-B-Hebesätze aller deutschen Kommunen in den Jahren 2005 bis 2021.
„Die starke konjunkturelle Erholung nach dem Corona-Schock hat zu einer überraschend guten finanziellen Entwicklung bei vielen Kommunen und einem kommunalen Finanzierungsüberschuss von 4,6 Milliarden Euro geführt. Der Handlungsdruck ist damit gesunken, weniger Kommunen mussten die Steuern erhöhen“, sagt Mattias Schneider, Partner bei EY und Leiter des Bereichs Government & Public Services. „Der Aufwärtstrend bei den Grundsteuern bleibt dennoch bestehen – nur eine kleine Minderheit der Kommunen macht von der Möglichkeit Gebrauch, den Hebesatz zu senken.“
Bundesweit wiesen zum Ende des vergangenen Jahres die beiden hessischen Kommunen Lorch und Lautertal mit jeweils 1050 Prozent die höchsten Grundsteuer-Hebesätze auf, gefolgt von zwei weiteren hessischen Kommunen – Nauheim und Ringgau –, die einen Hebesatz von jeweils 960 Prozent aufwiesen. Das nordrhein-westfälische Bergneustadt belegt mit einem Hebesatz von 959 Prozent den fünften Platz in der Rangliste der deutschen Kommunen mit den höchsten Grundsteuer-Hebesätzen. Von den 50 deutschen Kommunen mit den bundesweit höchsten Hebesätzen liegen 31 in Nordrhein-Westfalen und 19 in Hessen.
Keine Grundsteuer müssen die Bürger in insgesamt 16 deutschen Kommunen bezahlen, von denen acht in Schleswig-Holstein liegen, sieben in Rheinland-Pfalz, und eine in Baden-Württemberg. Den stärksten Anstieg der Grundsteuer mussten im vergangenen Jahr die Bürger der hessischen Gemeinde Lorch hinnehmen, wo der Hebesatz um 365 Punkte auf 1.050 Prozent stieg. Im Gegenzug wurde die Gewerbesteuer von 450 leicht auf 400 Prozent gesenkt Über den bundesweit stärksten Rückgang der Grundsteuer konnten sich die 100 Einwohner im schleswig-holsteinischen Strübbel freuen – dort wurde der Hebesatz von 295 auf 0 Prozent gesenkt.
„Dass die Grundsteuer gesenkt wird, kommt nur sehr selten vor“, beobachtet Schneider. „Anhebungen, die mitunter auch sehr stark ausfielen, waren hingegen in den vergangenen Jahren gerade in Regionen mit vielen finanzschwachen Kommunen sehr häufig. Zumeist geht es in solchen Fällen darum, im Rahmen von Konsolidierungsprogrammen den städtischen Etat auf solide finanzielle Füße zu stellen und einen von der Kommunalaufsicht geforderten ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Zumeist gehen derartige Steuererhöhungen einher mit Sparmaßnahmen.“
Im Zuge der Grundsteuerreform müssen bundesweit Millionen Grundstücke neu bewertet werden. Derzeit sind daher viele Hauseigentümer dabei, Angaben zu ihrem Grundstück an das Finanzamt zu übermitteln.
Bis zum Ende des Jahres 2024 wird die Grundsteuer allerdings noch nach dem aktuellen Stand berechnet. Erst ab dem 1. Januar 2025 gelten dann die neu ermittelten Beträge – bis zur Festsetzung der neuen Hebesätze und Neuberechnung dauert es also noch etwas. „So lange ist ungewiss, wie sich die bevorstehende Grundsteuerreform auf die Einnahmesituation der einzelnen Kommunen auswirken wird, auch wenn der politische Konsens besteht, dass es insgesamt nicht zu einer gravierenden Mehrbelastung der Bürger kommen soll“, sagt Schneider.
Bild: fotoblend (Pixabay, Pixabay License)
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