17.11.2016 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Sopra Steria GmbH.
Demnach bejahen hierzulande zwar neun von zehn Führungskräften großer Unternehmen, dass digitales Wissen und Können essenziell ist für den Ausbau ihrer Marktposition – sie selbst aber halten sich auffallend bedeckt, wenn es um den Einsatz digitaler Tools und Technologien in ihrem eigenen Arbeitsalltag geht. Die fehlende Bereitschaft der Leitungsebene, altgewohnte Abläufe zu verändern, behindert potenziell den Change-Prozess im gesamten Unternehmen.
In den Führungsetagen deutscher Unternehmen herrscht digitale Überforderung – zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von Sopra Steria Consulting. Anders als viele jüngere Kollegen und Fachmitarbeiter in ihren Abteilungen äußern sich leitende Angestellte tendenziell desinteressiert und unzufrieden in Bezug auf die Nutzung innovativer Technologien: Nur ein Drittel der befragten Führungskräfte glaubt, das eigene Unternehmen hinke bei der Aktualisierung digitaler Lösungen der allgemeinen Entwicklung hinterher. Bei den Fachkräften hingegen war nur knapp die Hälfte dieser Meinung. Auf eine mangelnde Offenheit, sich auch auf praktischer Ebene mit verschiedenen Digitalisierungspotenzialen auseinanderzusetzen, deutet zudem der Unwillen vieler Führungskräfte hin, neue Lösungen von sich aus in den eigenen Arbeitsalltag zu integrieren. Fast 40 Prozent von ihnen warten stattdessen lieber ab, ob eine bestimmte Technologie tatsächlich ihre Arbeit erleichtert. Unter den Fachkräften nimmt nicht einmal ein Viertel diese abwartende Haltung ein.
Ein weiterer Beleg für digitale Zurückhaltung im Führungspersonal: 41 Prozent wenden digitale Tools ohne Schulung erst gar nicht an. Bei jüngeren Mitarbeitern ist dieser Anteil deutlich niedriger; nur bei den über 50-Jährigen liegt er mit 44 Prozent noch höher. „In manchen Branchen überlagert sich die Altersabhängigkeit der digitalen Affinität mit anderen Trends. Beispielsweise ist der Altersdurchschnitt der Führungskräfte in der Versicherungswirtschaft hoch“, kommentiert Petra Weber, Manager Insurance Business Consulting bei Sopra Steria Consulting. In diesem Segment entscheidet oftmals die IT-Abteilung über den Einsatz neuer Technologien – ohne die betroffenen Fachbereiche vorab ausreichend mit ins Boot zu holen. Gerade bei den Führungskräften, die stark im operativen Geschäft eingebunden sind, führe dies mitunter zu einem gewissen Verdruss gegenüber neueingeführten Lösungen: „Für den Erfolg jeder einzelnen Digitalisierungsinitiative ist es essentiell, die späteren Anwender so wie früh wie möglich in die konzeptionelle Ausgestaltung einzubeziehen. Denn wer den Mehrwert einer Lösung erkennt, ist auch eher bereit, gewohnte Arbeitsweisen zu verändern – das gilt erst recht für Führungskräfte“, so die Digitalisierungsexpertin.
Die Studienergebnisse bestätigen einmal mehr die These, dass die digitale Transformation einen intensiveren Dialog zwischen der IT-Abteilung und anderen Unternehmensbereichen verlangt. „Allerdings ist ein solcher Dialog kein Selbstläufer, sondern sollte stets in einen übergeordneten Change-Management-Prozess eingebettet sein“, rät Petra Weber.
Über die Studie:
Im Juli 2016 ließ Sopra Steria Consulting insgesamt 211 Angestellte und Führungskräfte aus Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern zu ihrer Haltung gegenüber der digitalen Transformation befragen. Die Erhebung fand über einen Online-Panel statt und bezog Unternehmen unterschiedlicher Branchen ein – darunter Finanzdienstleister, Energieversorger, Industrieunternehmen und Behörden. Explizit ausgeschlossen waren IT-Dienstleister und Beratungsunternehmen.
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