20.07.2017 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO.
Die örtlich flexible Arbeit hat in den vergangenen Jahren eine stetig wachsende Verbreitung gewonnen. Betriebs- und Tätigkeitsspezifika sowie die Arbeitsumgebung lassen diese Form der Flexibilität jedoch auch heute noch nur zum Teil zu. Zudem bestimmt die Unternehmenskultur den Grad der praktischen Umsetzung. Forscher des Fraunhofer IAO und des IAT der Universität Stuttgart werteten die Meinungen von ca. 680 000 Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes aus. Die Ergebnisse sowie grundlegende Erkenntnisse über mobile Arbeit präsentieren sie in der aktuellen Studie »Mobile Arbeit – eine Analyse des verarbeitenden Gewerbes auf Basis der IG Metall-Beschäftigungsbefragung 2017«. Die von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie zeigt, dass die Hoffnungen und Erwartungen der Beschäftigten an mobiles Arbeiten insgesamt sehr hoch sind. Um selbstbestimmtes, örtlich flexibles Arbeiten jedoch wirklich erfolgreich umzusetzen, müssen die Stellschrauben in zahlreichen Unternehmen noch nachjustiert werden«, fasst Christian Piele die Studienergebnisse zusammen. »Und das zeigen uns nicht nur die Daten der Befragung, sondern auch unsere praktischen Erfahrungen in vielen Unternehmen«, ergänzt ihn Co-Autor Alexander Piele.
Neun von zehn Beschäftigten haben ein positives Bild von mobiler Arbeit, dennoch liegen auch bei potenziellen »Mobile Workern« oft Hindernisse oder Hemmnisse vor, was die Umsetzung betrifft, etwa die Furcht vor Entgrenzung oder vor ausufernden Arbeitszeiten. Für mobiles Arbeiten ist eine Kultur des Vertrauens im Kollegenkreis förderlich. Allerdings haben etwa 30 Prozent derr Beschäftigten, welche mobil arbeiten können, Angst, mehr leisten zu müssen, weil sie befürchten, dass ihre Arbeitsleistung in mobiler Arbeit nicht wahrgenommen wird. Hieraus resultiert für sie die Gefahr von ausufernden Arbeitszeiten, wenn mitarbeiterseitig versucht wird, die fehlende Präsenz durch Mehrarbeit zu kompensieren.
Insgesamt zeigt sich, dass personenbezogene Faktoren oder das Arbeitsumfeld häufig zum Ausschluss mobiler Arbeit führen. So sind fehlende technische Voraussetzungen oder eine ablehnende Haltung der Führungskraft gegenüber mobilem Arbeiten wesentliche Gründe, das vorhandene Angebot von mobiler Arbeit nicht nutzen zu können.
Örtlich flexible Arbeit kann zu ausufernden Arbeitszeiten führen und dies wiederum zu einer Verschlechterung der Work-Life-Balance. Im Falle mobiler Arbeit scheinen jedoch die positiven Wirkungen die für die Work-Life-Balance als »Störquelle« empfundenen längeren Arbeitszeiten zu kompensieren. Geeignete betriebliche Rahmenbedingungen helfen, ausufernde Arbeitszeiten und die damit einhergehenden negativen Konsequenzen von mobiler Arbeit zu vermeiden. Hierzu gehören insbesondere klar definierte Prozesse im Umgang mit zu hohen Arbeitszeiten und eine entsprechende Unternehmenskultur, welche sich deutlich gegen Entgrenzung ausspricht. Wichtig ist allerdings, dass eine – der Work-Life-Balance zuträgliche – zeitliche Autonomie der Beschäftigten durch die Prozesse nicht genommen wird.
Ein Teilvorhaben dieser Studie wird im Rahmen des Projekts LAIF »Leben und Arbeiten in Flexibilität« durch die Hans-Böckler-Stiftung gefördert. Der Startschuss für LAIF fiel im September 2015. Die Laufzeit des Projekts endet Ende 2017. Weitere Veröffentlichungen, die zusätzliche Facetten flexibler Arbeit aus Sicht unterschiedlicher betrieblicher Akteure beleuchten, sind in Planung.
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