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FinTech-Standort Deutschland auf der Überholspur

22.11.2016  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Ernst & Young GmbH.

Der deutsche FinTech-Sektor hat im laufenden Jahr noch einmal deutlich an Fahrt aufgenommen: Die Zahl der jungen Technologie-Unternehmen im Bereich Finanzdienstleistungen (FinTech) stieg in den ersten zehn Monaten um 55 auf 305 und damit um 22 Prozent. Gleichzeitig wuchs die Zahl der Finanzierungsrunden in die FinTechs hierzulande von 35 im Vorjahr auf 51 alleine in den ersten neun Monaten. Nur in Großbritannien wurden mehr Deals in Europa abgeschlossen. Allerdings bleiben die 104 Deals dort in den ersten neun Monaten noch hinter der Zahl von 118 Deals im Gesamtjahr 2015 zurück.

Beim Volumen an Risikokapital hat Deutschland Großbritannien sogar erstmals überholt, allerdings scheint das hohe Volumen des Vorjahres 2016 nicht erreicht zu werden. In den ersten neun Monaten wurden bereits 421 Millionen US-Dollar hierzulande investiert und damit mehr als in Großbritannien (375 Millionen US-Dollar). Europaweit liegen die beiden Länder damit deutlich an der Spitze. Auf Platz drei folgt derzeit Frankreich mit einem Volumen von 70 Millionen US-Dollar. Im Gesamtjahr 2015 lag Großbritannien noch wie in den Vorjahren deutlich vor Deutschland mit einem Volumen von 917 Millionen US-Dollar. In Deutschland wurden im gleichen Zeitraum 811 Millionen US-Dollar investiert.

Vor allem die beiden Regionen Berlin und Rhein-Main-Neckar bauen innerhalb Deutschlands ihren Status als FinTech-Hotspots aus: In Berlin lassen sich aktuell 87 Unternehmen und in der Rhein-Main-Neckar-Region 81 Unternehmen finden, die im FinTech-Sektor aktiv sind. Dabei wächst die Rhein-Main-Neckar-Region deutlich schneller und hat seit der letzten Befragung im März um 25 neu identifizierte Unternehmen beziehungsweise 45 Prozent zugelegt. In Berlin kamen im selben Zeitraum 17 Unternehmen neu hinzu, das entspricht einem Wachstum von 24 Prozent. München als dritter wichtiger Standort konnte nur um zwei Unternehmen zulegen und zählt derzeit 36 FinTechs.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die zusammen mit Frankfurt Main Finance die deutsche FinTech-Branche bereits zum dritten Mal untersucht hat und Möglichkeiten für eine weitere Förderung aufzeigt.

„Die FinTech-Branche in Deutschland ist sehr lebendig und sehr dynamisch“, beobachtet Jan-Erik Behrens, einer der Autoren der Studie und Executive Director bei EY. „FinTech-Standort der Stunde ist die Rhein-Main-Neckar-Region, die deutlich überdurchschnittlich wächst und beinahe schon zu Berlin aufgeschlossen hat. Die Strahlkraft des Finanzplatzes reicht weit über die Stadtgrenzen von Frankfurt hinaus.“

Im internationalen Vergleich habe Deutschland eine beeindruckende Entwicklung gezeigt, so Christopher Schmitz, Mit-Autor und Partner bei EY: „Die deutsche FinTech-Branche boomt und kann erstmals sogar Großbritannien hinter sich lassen. Klar ist, dass Deutschland und insbesondere die Region um Frankfurt zukünftig eine noch größere Rolle spielen wird, wenn das neue Frankfurter FinTech-Zentrum „Tech-Quartier“ in dieser Woche eröffnet.“

Bei der Versorgung mit Risikokapital steht Europa nach Asien und Nordamerika nur auf Platz drei

Im internationalen Vergleich steckt die Versorgung der FinTechs mit Risikokapital in Europa allerdings noch in den Kinderschuhen. Während in Europa in den ersten neun Monaten insgesamt 1,7 Milliarden US-Dollar investiert wurden, konnten FinTechs in Asien 10,3 Milliarden US-Dollar auf sich vereinen und die in Nordamerika 5,2 Milliarden US-Dollar. Bei der Zahl der Finanzierungsrunden liegt Europa mit 308 allerdings auf dem zweiten Platz hinter Nordamerika mit 640 Deals und noch vor Asien mit 238 Deals.

„Die Zahl der Finanzierungsrunden in Europa ist in den vergangenen Jahren vor allem auch dank der dynamischen Entwicklung in Deutschland nach oben gegangen. Das zeigt, dass die FinTech-Branche in der Breite hier gut aufgestellt ist und Investoren anziehen kann. Es fehlen aber teilweise noch die Ideen mit großer Reichweite, die ähnlich hohe Risikokapitalsummen auf sich vereinen können wie in Asien oder Nordamerika“, sagt Schmitz.

Die größten Segmente innerhalb des FinTech-Sektors bleiben hierzulande der Bank- und Kreditbereich, der alleine mit 73 Unternehmen knapp ein Viertel aller FinTech-Unternehmen in Deutschland auf sich vereint. 59 Unternehmen beziehungsweise 19 Prozent sind im Payments-Bereich unterwegs, also beim Bezahlen per Internet oder über mobile Geräte. Als die nächsten großen Bereiche haben sich mit 50 beziehungsweise 44 Unternehmen die Prozess- und Technologieunternehmen, also Hersteller von Finanz- und Prozesssteuerungssoftware, sowie das Segment InvesTech etablieren können. Letzteres beinhaltet z. B. Portfoliomanagement und Anlage-Plattformen an.

Diese Bereiche entwickeln sich auch am dynamischsten mit den meisten neuen Unternehmen in den ersten zehn Monaten. An der Spitze steht der Bereich von Prozess-und Technologieunternehmen (18 neue Unternehmen), gefolgt von Bank- und Kreditservices (14) und Payment (13).

Standort Frankfurt Rhein-Main bekommt von Akteuren gute Wertung – es hapert aber noch an der Finanzierung

Die Region Frankfurt Rhein-Main tut derzeit sehr viel dafür, ein positives Klima für FinTechs zu erschaffen. Zahlreiche Inkubatoren, Acceleratoren, Investorentreffen und Vernetzungsinitiativen wurden in den vergangenen Jahren ins Leben gerufen und hinterlassen bereits ihre Spuren: Auf einer Skala von 1 bis 5 bewerten Repräsentanten von FinTech-Initiativen in der Region den Fortschritt als FinTech-Hub mit einer 3,7.

Allerdings hapert es vor allem noch an der Finanzierung, die von allen Befragten als wichtigster Punkt gesehen wird. „Internationale Investoren konzentrieren sich vor allem auf London oder Berlin“, stellt Behrens fest. „Deshalb muss die FinTech-Community weiter an ihrer internationalen Sichtbarkeit arbeiten, um auch Gelder aus dem Ausland anzuziehen.“

Mit Blick auf die Studie erklärte Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance e.V.: „Die Studie verdeutlicht, dass Deutschland aufholt und Frankfurt und die Region Rhein-Main-Neckar dabei weiterhin der entscheidende Motor sind. Zudem wird deutlich, dass gerade die von Frankfurt Main Finance initiierten Partnerschaften mit Asien, wie unter anderem die Kooperationen mit China und Korea, sich als richtig erwiesen haben. Dies belegt auch die jüngste, erfolgreiche Reise des stellvertretenden hessischen Ministerpräsidenten, Tarek Al-Wazir, nach Japan und Korea“.




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