31.01.2017 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: The Boston Consulting Group GmbH.
Das Firmenkundengeschäft gerät in Nordamerika und Asien stärker unter Druck, während westeuropäische Banken eine Trendwende geschafft haben. Insgesamt gelingt es weltweit nur wenigen Instituten, positive und zugleich wachsende Erträge im Firmenkundengeschäft zu erzielen. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie "Global Corporate Banking 2016: The Next-Generation Corporate Bank" der Boston Consulting Group (BCG), die auf einem Performance-Benchmarking von mehr als 300 Firmenkundensegmenten weltweit basiert.
Von 2013 bis 2015 konnte knapp die Hälfte (43 Prozent) der Studienteilnehmer in Westeuropa ein positives und wachsendes Ergebnis nach Kapitalkosten erzielen – in Nordamerika (32 Prozent) und Asien (29 Prozent) war es jeweils nur rund ein Drittel.
Trotz anhaltend niedriger Zinsen gibt es bei den westeuropäischen Banken eine positive Entwicklung: Hier konnten insgesamt 70 Prozent ihr Ergebnis nach Kapitalkosten in den vergangenen zwei Jahren steigern. Im Zeitraum von 2011 bis 2013 traf dies laut BCG-Analysen nur auf ein Drittel zu. "Dank umfangreicher Kostensenkungsprogramme und einer geringeren Zahl an Kreditausfällen konnten viele europäische Banken den inflationsbedingten und regulatorischen Kostenanstieg ausgleichen", sagt dazu Carsten Baumgärtner, weltweiter Leiter des Corporate-Banking-Bereichs bei BCG und Mitautor der Studie.
In Deutschland dagegen zeigt sich ein anderes Bild: Zwar konnten 65 Prozent der Firmenkundenbanken ihr Ergebnis nach Kapitalkosten verbessern, mehr als die Hälfte weist aber ein negatives Ergebnis nach Kapitalkosten aus. Kaum eine Bank erreicht eine angemessene Profitabilität. "Nahezu alle deutschen Institute klagen über Ertrags- und Ergebnisdruck im Firmenkundengeschäft", so Oliver Dany, Senior Partner bei BCG und Leiter des deutschen Corporate-Banking-Bereichs. "Nach BCG-Schätzungen werden die Erträge aus dem Firmenkundengeschäft in Deutschland bis 2020 relativ konstant sein. Aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds und des konstanten Kreditbedarfs von Firmenkunden gehen wir von einem jährlichen Wachstum von unter einem Prozent aus."
"Die deutschen Institute haben mit steigenden regulatorischen, aber auch operativen Kosten zu kämpfen. Zwar sind die Risikokosten aktuell auf einem außergewöhnlich niedrigen Niveau, den Margen- und Kostendruck kann das aber nicht kompensieren. In Summe ist die Profitabilität insbesondere im Geschäft mit großen Firmenkunden stark rückläufig", erläutert Dany.
Der BCG-Studie zufolge setzen niedrige Zinsen, ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum und steigende Regulierungskosten sowie die Konkurrenz durch innovative Fintechs die Firmenkundenbanken unter Druck. "Angesichts neuer Digitallösungen müssen Firmenkundenbanken einen tiefgreifenden Wandel vollziehen, wenn sie sowohl global wie national wettbewerbsfähig bleiben wollen", so Carsten Baumgärtner. "Besonders Fintechs mit kundenorientierten Digitalangeboten drängen auf den Markt und machen den etablierten Finanzunternehmen Konkurrenz. Dabei zeigt unsere Untersuchung, dass immer noch zu viele Banken an traditionellen Geschäftsmodellen mit einer Fokussierung auf die Kreditvergabe und unflexiblen Betriebspraktiken festhalten."
Die Studie macht aber auch deutlich, dass die Institute, die als Erste eine digitale Transformation vorangetrieben haben, nachhaltige Wettbewerbsvorteile erreichen können. Marktführer digitalisieren konsequent ihr Geschäft. Vor allem durch bessere Nutzung von Daten können Firmenkundenbanken zukünftig noch bessere Lösungen anbieten und so weitere Ertragspotenziale erschließen. Vor dem Hintergrund der geringen Margen im Kreditgeschäft besonders wichtig: Die Digitalisierung von Prozessen führt zu erheblichen Einsparpotenzialen.
Mit Blick auf die aktuellen Veränderungen im Corporate Banking benennt die BCG-Studie Maßnahmen, die Banken auf dem Weg zu einem zukunftsträchtigen Geschäftsmodell umsetzen sollten. Für den europäischen Markt sind besonders relevant:
Eine klare Definition der digitalen Zukunftsstrategie und die Priorisierung notwendiger Investitionen in neue digitale Angebote und Geschäftsmodelle.
Die Finanzierung der Digitalisierung durch "Funding the Journey"-Initiativen wie etwa Optimierung der Preisgestaltung durch Einsatz von Advanced Analytics.
Der Start eines Transformationsprozesses, um die notwendigen kulturellen Voraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Transformation zu schaffen.
Die BCG-Studie "Global Corporate Banking" erscheint seit 2001 alle zwei Jahre. An dem der aktuellen Studie zugrunde liegenden Benchmarking haben weltweit mehr als 300 Firmenkundensegmente von Finanzinstituten teilgenommen.
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