26.08.2014 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Ernst und Young GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Die aktuelle wirtschaftliche Lage der Fußballbranche in Deutschland wird von den Klubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga überwiegend – zu 66 Prozent – uneingeschränkt positiv bewertet. Vor einem Jahr war nur knapp jeder zweite Klubmanager dieser Meinung. Und auch der Ausblick fällt überwiegend optimistisch aus: 74 Prozent der Befragten rechnen mit einer weiteren Verbesserung der Wirtschaftslage in ihrer Branche, nur jeder 17. prognostiziert einen wirtschaftlichen Abschwung.
Das sind Ergebnisse der Studie „Bälle, Tore und Finanzen XI“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Die Studie basiert auf einer Befragung von 51 Klubs der Bundesliga, der 2. Bundesliga und der 3. Liga.
„Der deutsche Profifußball wird nicht nur aus sportlicher, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht ein immer attraktiveres Spielfeld“, kommentiert Christine Unterhitzenberger, Manager bei EY und Verfasserin der Studie. „Auch der Blick in die Zukunft fällt optimistisch aus – die Fußballbranche professionalisiert sich weiter, wirtschaftet immer solider und erschließt sich zusätzliche Einnahmequellen.“
Tatsächlich rechnet sowohl in der Bundesliga als auch in der 2. Bundesliga die Mehrheit der Klubs mit steigenden Einnahmen: In der Bundesliga setzen zwei Drittel der Klubs auf ein Einnahmeplus in der neuen Saison, nur 11 Prozent erwarten einen Rückgang; in der 2. Bundesliga erwarten immerhin noch 59 Prozent der Klubs höhere Einnahmen, knapp ein Drittel (29 Prozent) kalkuliert hingegen mit rückläufigen Einnahmen. Im Durchschnitt sollen die Einnahmen in der Bundesliga um 3,3 Prozent steigen. In der 2. Bundesliga wird hingegen im Durchschnitt nur eine Stagnation (+/–0 Prozent) prognostiziert – hier ziehen einige wenige Klubs mit stark negativer Einnahmeprognose den Schnitt nach unten.
Allerdings zeigt der Trend auch bei den Ausgaben nach oben: In der Bundesliga rechnen 43 Prozent der Klubs mit steigenden Ausgaben, nur 11 Prozent gehen vom Gegenteil aus. Im Schnitt prognostizieren die Klubmanager ein Ausgabenwachstum von 3,0 Prozent. In der 2. Bundesliga gehen zwar immerhin 47 Prozent von steigenden Ausgaben aus, einige Klubs wollen die Ausgaben allerdings so stark zurückfahren, dass sich im Durchschnitt sogar ein Ausgabenrückgang von 1,1 Prozent ergibt.
„In den beiden höchsten deutschen Spielklassen liegt das Wachstum der Einnahmen höher als das der Ausgaben, ein weiteres Indiz für das solide Finanzgebaren der Profiklubs“, fasst Unterhitzenberger zusammen.
Etwas zurückhaltender wird die Situation in der 3. Liga beurteilt: Dort erwirtschaften nur 19 Prozent der Klubs derzeit einen Gewinn, während ebenfalls 19 Prozent rote Zahlen schreiben. Und nur 44 Prozent der Klubmanager rechnen mit einer Verbesserung der Branchensituation – im Vergleich zu 83 Prozent in der Bundesliga. Immerhin: Um durchschnittlich 3,2 Prozent sollen die Einnahmen der Klubs der 3. Liga in der kommenden Saison steigen – bei einem erwarteten Ausgabenanstieg von nur 2,2 Prozent.
Medienrechte sind – noch vor Werbung und Einnahmen aus dem Spielbetrieb – die wichtigste Einnahmequelle der Bundesligaklubs. Und immerhin 63 Prozent der Manager aus Bundesliga und 2. Bundesliga rechnen mit einem weiteren Anstieg der Einnahmen. In der Tat werden die Fernsehgelder in der kommenden Saison nochmals steigen, und zwar um ca. 57 Millionen Euro (Bundesliga und 2. Bundesliga). Insgesamt wird in der neuen Saison ein Gesamtbetrag von knapp 710 Millionen Euro ausgeschüttet.
Ebenfalls aufwärts gehen soll es bei den Sponsoring- und den Merchandisingeinnahmen: In diesen Bereichen rechnet etwa jeder zweite Klubmanager mit steigenden Einnahmen, nur 10 bzw. 8 Prozent erwarten sinkende Einnahmen.
Wenig Luft nach oben ist offenbar hingegen beim Spielbetrieb und den Einnahmen aus Spielertransfers: Jeweils nur etwa jeder vierte Manager rechnet mit steigenden Einnahmen, 16 bzw. 18 Prozent erwarten in diesen Bereichen sinkende Einnahmen.
Dass die Einnahmen der Bundesligaklubs in den kommenden Jahren weiter steigen werden, hält auch Unterhitzenberger für sehr wahrscheinlich – zumal der WM-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft hier zusätzlichen Rückenwind geben dürfte: „Der Triumph bei der Weltmeisterschaft hat gezeigt, dass der deutsche Profifußball derzeit weltweit Maßstäbe setzt. Dieses Turnier war eine große Werbung für den deutschen Fußball, der weltweit neue Fans gewinnen konnte. Damit steigt die Attraktivität und Vermarktbarkeit der deutschen Klubs gerade im Ausland. Diese Chance gilt es in den kommenden Jahren zu nutzen und durch weitere Marketingmaßnahmen zu flankieren.“
Zusätzliche Einnahmen sollen in diesem Jahr vor allem in den Spielerkader fließen: Bei 54 Prozent der Klubs, die mit steigenden Einnahmen rechnen, sollen die zusätzlichen Mittel den aktuellen und zukünftigen Spielern zugutekommen.
Ebenfalls profitieren soll die Nachwuchsförderung, die in jedem dritten Klub mit zusätzlichen Mitteln rechnen kann – ein wichtige und notwendige Investition, so Unterhitzenberger: „Die Erfolge der jüngeren Vergangenheit sind die besten Argumente, an den bisherigen Bemühungen festzuhalten und weiter auf eine umfassende und professionelle Nachwuchsförderung zu setzen.“
Ein weiteres Investitionsziel neben Nachwuchs und Spielerkader sind Sachanlagen und die Infrastruktur – knapp jeder dritte befragte Klub plant derzeit Um- oder Neubaumaßnahmen. Vor allem in der 3. Liga ist eine rege Bautätigkeit zu erwarten: 62 Prozent der Klubs planen Baumaßnahmen. Ein Hauptziel sind VIP- beziehungsweise Hospitality-Bereiche, über die die Einnahmesituation verbessert werden soll: 63 Prozent der bauwilligen Klubs nennen dies als Ziel. Zudem ist die Modernisierung der Stadien wichtig, sie steht für 56 Prozent der Klubs im Fokus.
Erstmals wurden in der Studie die gegenwärtigen und künftig erwarteten Finanzierungsstrukturen der Klubs abgefragt. Dabei zeigt sich, dass in allen drei Spielklassen eine Mehrheit der Klubmanager damit rechnet, dass zukünftig Fremdkapital eine größere Rolle spielen wird. Vor allem die Bedeutung von Finanzinvestoren dürfte demnach steigen: Von den Bundesliga-Klubs rechnen 44 Prozent der Befragten mit einer wachsenden Bedeutung dieser Finanzierungsform, ebenfalls 44 Prozent machen zu diesem Thema keine Angaben.
Dabei gehen die Meinungen zu Finanzinvestoren allerdings weit auseinander: Immerhin 28 Prozent der Bundesliga-Manager sind der Meinung, dass ein steigender Fremdkapitalanteil bzw. ein größeres Engagement von Finanzinvestoren für die Zukunftsfähigkeit des deutschen Profifußballs erforderlich ist. Ebenfalls 28 Prozent sind allerdings der gegenteiligen Ansicht und halten eine steigende Bedeutung von Fremdkapital für schädlich.
„Die ambivalente Haltung der Bundesliga-Manager zum Thema Finanzinvestoren zeigt, dass es sehr stark von der individuellen Situation der Klubs abhängt, ob und in welcher Form der Einstieg von Finanzinvestoren sinnvoll sein kann. Dabei spielen insbesondere der Kapitalbedarf sowie die Risikobereitschaft der Klubs eine große Rolle“, betont Fabian Schuster Partner bei EY und ebenfalls Verfasser der Studie.
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