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Chefs erwarten von Mitarbeitern Anwesenheit trotz Krankheit

17.12.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: LAB & Company.

Rund ein Drittel aller deutschen Führungskräfte schickt seine Mitarbeiter auch bei einer ernsten Erkrankung nicht nach Hause / 17 % sagen, von häufig kranken Mitarbeitern sollte man sich trennen / Knapp jeder zehnte Manager hält ein individuelles Prämiensystem bei wenigen Krankheitstagen für ein geeignetes Steuerungsinstrument.

„Sie sitzen mit Ihrem Team an einem dringenden Projekt. Ein Mitarbeiter erscheint mit einer fiebrigen Erkältung zur Arbeit. Was tun Sie?“, lautete eine Frage der Studie. Nur rund zwei Drittel der Befragten gaben an, den Mitarbeiter nach Hause zu schicken – um sich auszukurieren oder das Team nicht anzustecken. 26 % würden versuchen, für ihn eine Heimarbeit zu organisieren. Aber auch mit ihrer eigenen Gesundheit gehen die Manager schonungslos um: 58 % von ihnen würden auch mit einer mittelschweren Erkältung zum Job kommen, weitere 29 % von daheim arbeiten.

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Bild: S.Hofschlaeger / pixelio.de

„Die Anwesenheit am Arbeitsplatz gilt in Deutschland noch immer als Leistungs- und Karrierekriterium – auch, wenn das zu Lasten der eigenen Gesundheit geht“, sagt Eberhard Nöfer, Professor für Soziale Arbeit und Gesundheit an der Hochschule Coburg. Dazu passt, dass 63 % der Manager sagen, in ihrem Unternehmen würden Führungskräfte mit besonders langen Arbeitszeiten bevorzugt befördert.

Dies habe aber nicht zwingend mit einem Anwesenheitswahn zu tun, kommentierten viele der Umfrageteilnehmer. „Ohne Zwölf-Stunden-Schichten ist das Pensum nicht mehr zu schaffen“, sagte einer der Befragten. Ein anderer: „Gute Ergebnisse hängen meist mit der Bereitschaft zu mehr Zeiteinsatz zusammen.“

„Das Leistungssystem frisst seine eigenen Kinder“, sagt Klaus Aden, Geschäftsführender Gesellschafter von LAB & Company. „Hier ist angesichts der demographischen Entwicklung und der Notwendigkeit zu längeren Lebensarbeitszeiten bei gleichzeitig abnehmender individueller Leistungsfähigkeit ein grundsätzliches Umdenken erforderlich.“

Befragt wurden die Führungskräfte auch nach organisatorischen Möglichkeiten, den Krankenstand und damit die Kosten zu senken. 81 % gaben an, ein systematisches Gesundheitsmanagementsystem könne helfen, 72 % sehen in der Verbesserung des Betriebsklimas eine Möglichkeit. Hingegen befürworten 17 % eine Trennung von häufig kranken Mitarbeitern. Und 9 % halten individuelle Prämien bei wenigen Krankheitstagen für geeignet.

„Wir waren von den Umfrageergebnissen erschrocken. Offenbar ist die Bereitschaft, die eigene Gesundheit und die seiner Mitarbeiter als übergeordnetes und auch betriebswirtschaftlich wertvolles Gut anzusehen in Deutschland schwach ausgeprägt“, sagt Gesundheitsexperte Nöfer. „Am Ende zahlt die Gesellschaft die Zeche für die steigende Zahl der Burnout-Fälle, Frühpensionierungen und für eine abnehmende Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft“, warnt LAB-Geschäftsführer Aden.

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