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Betriebskitas mit langen Öffnungszeiten sind wichtiger als die Frauenquote

25.03.2015  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: centomo GmbH & Co. KG.

Die Befürworter der Frauenquote feierten jüngst einen historischen Sieg im Bundestag. Das Timing hätte nicht schöner sein können. Pünktlich zum internationalen Frauentag muss in rund 100 börsennotierten Konzernen künftig ein Drittel der Aufsichtsratsposten weiblich besetzt sein.

Dies könnte erst der Anfang für weitere Regulierungen des Arbeitsmarktes sein, meint der Personalexperte Michael Zondler. Und ob am Ende wirklich alle Frauen von diesem Erfolg profitieren würden, sei höchst zweifelhaft. Letztlich sei das neue Gesetz für den Großteil der deutschen Wirtschaft und für die Frauen ohne Belang.

Während die Quote politisch von der Großen Koalition als Fortschritt abgefeiert wurde und auch die mediale Flankierung in weiten Teilen überaus wohlwollend ausfiel, haben sich auch einige kritische Stimmen zu Wort gemeldet. “Nicht auf die Leistung, auf das Geschlecht kommt es an”, lautet das wenig schmeichelhafte Fazit des Wirtschaftspublizisten Hugo Müller-Vogg (www.rolandtichy.de/daili-es-sentials/ein-paar-offene-fragen-zur-vom-staat-verordneten-frauenquote). Heute zögen zunächst einmal nur einige Dutzend Frauen, die in einem Teil von genau 108 Unternehmen den weiblichen 30-Prozent-Anteil in den Aufsichtsräten auffüllten, ihren Nutzen aus der Regelung.

Die Politik handele in dieser Frage allerdings scheinheilig. “Mit welchem Recht fordert die GroKo von der Wirtschaft unternehmensbezogene Quoten für die zweite und dritte Führungsebene, wenn es unter den rund 110 Abteilungsleitern im Kanzleramt und in den Bundesministerien nur 20 Prozent Frauen gibt?”, fragt der frühere Herausgeber der FAZ. Und warum mache die Bundesregierung in Ministerien, Behörden und Staatsunternehmen nicht vor, dass Betriebskitas mit langen Öffnungszeiten von 7 Uhr in der Früh bis 20 Uhr abends berufstätigen Müttern besser helfen würden als irgendwelche Quoten.

Dorothee Siems, Chefkorrespondentin für Wirtschaftspolitik der Tageszeitung Die Welt, hält das Ganze für einen Irrweg. Migranten, Homosexuelle und andere Gruppen würden nun mit dem gleichen “Argument auf Sonderregeln pochen” (www.welt.de/debatte/kommentare/article138148288/Das-war-nur-der-Anfang-und-jetzt-Quote-fuer-alle.html).

Während der wortmächtige Publizist Müller-Vogg nun die “Oberaufseher, Vorschriften-Erfinder und Regulierungssüchtigen” am Werke sieht, fällt die Einschätzung von Michael Zondler, Geschäftsführer des Personaldienstleisters centomo, nüchtern aus. “Vor einiger Zeit hat centomo ungefähr 1.300 Führungskräfte befragt und diese Befragung anschließend in einer Studie zusammengefasst. Das Resultat: Der Mittelstand, also das Rückgrat unserer Wirtschaft, ist bei dieser Thematik eher zurückhaltend und stimmt nicht in den großen Hosianna-Chor ein. Wir haben eine arbeitende Bevölkerung von etwa 40 Millionen. Für diese Personengruppe und für unsere mittelständische Wirtschaft sind Quoten in Aufsichtsräten ein echtes Luxusproblem. Natürlich achten auch diese Unternehmen darauf, dass Teams nicht zu einseitig weiblich oder männlich besetzt werden. Doch das regeln sie in der Praxis und nicht theoretisch oder per Dekret”, so Zondler.

Leistung wichtiger als Quote

Im Mittelstand seien die Wirtschaftlichkeit und der Leistungsgedanke definitiv wichtiger als Quoten: “Seit 2006 ist die Personalvermittlung das Kerngeschäft unseres Unternehmens. In diesen Jahren habe ich es noch kein Mal erlebt, dass ein Aktionär oder ein Unternehmer Verständnis dafür aufgebracht hätte, dass irgendein Ergebnis darunter leidet, weil man sich in der Personalabteilung einen Ingenieur durch die Lappen gehen lässt, weil er das “falsche” Geschlecht hat.”

Gerade Angela Merkel sei doch ein gutes Beispiel dafür, dass Frauen es heute auch in der Politik bis ganz nach oben schaffen könnten. “Die Kanzlerin ist vielleicht die wichtigste Politikerin in der EU. Das verdankt sie ihrer Leistung und bestimmt keiner Quote. Definitiv haben wir zu wenige Frauen in Führungskräften. Aber ich glaube nicht, dass man dies per Gesetz und “positiver” Diskriminierung ändern kann”, sagt der centomo-Chef.

Für FAZ-Autorin Heike Göbel ist dies alles erst der Anfang. Noch brumme die deutsche Konjunktur wegen des “Weich-Euro” und des günstigen Öls. Doch der Koalitionsvertrag halte für die Wirtschaft noch einige Daumenschrauben bereit. Die “Schmerzgrenze der Wirtschaft” werde bald mit der Eindämmung von Zeitarbeit und Werkverträgen getestet.

“Es wäre gut, wenn die Bundesregierung nach der Rente mit 63, dem Mindestlohn und der Frauenquote nun mal ein paar echte Zukunftsthemen anpacken würde. Peer Steinbrück hat hier jüngst im Interview mit dem Spiegel die Finger in die Wunde gelegt. Die digitale Agenda der Bundesregierung sei unzureichend. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz total fehlkonstruiert. Außerdem sei die Politik der GroKo bisher viel zu konsumtiv und angesichts bedenklicher Investitionslücken viel zu wenig investiv ausgerichtet gewesen. Wir brauchen in Zukunft mehr solides Handwerk als Symbolpolitik”, resümiert Zondler.


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