18.09.2024 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: PwC.
Für die Mehrheit überwiegen dabei die Vorteile: 85 Prozent der Befragten können dank KI viele Aufgaben schneller bearbeiten. Die Kehrseite der Medaille: Vier von zehn Berufstätigen befürchten, dass ihr Job langfristig wegfallen könnte, weil KI ihre Aufgaben übernimmt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine PwC-Umfrage unter 2.000 Berufstätigen im Alter von 18 bis 65 Jahren.
Mit 45 Prozent nutzt beinahe die Hälfte der Unternehmen generative KI-Tools. Am häufigsten kommt die Technologie für Texterstellung (43 Prozent) und Übersetzungen (38 Prozent) zum Einsatz. 32 Prozent verwenden Künstliche Intelligenz für Rechercheaufgaben, im Kundensupport oder zur Beantwortung von E-Mails. Und jedes vierte Unternehmen setzt bereits auf die Stärken von KI, um Berichte zu erstellen oder Social-Media-Kanäle zu managen. „Es ist wirklich bemerkenswert, wie rasant sich KI-Tools in der Arbeitswelt etabliert haben, seit mit ChatGPT im November 2022 das erste für die breite Öffentlichkeit eingeführt wurde. Fast jedes zweite Unternehmen hat KI-Anwendungen im Einsatz. Aber im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass die andere Hälfte viele Potenziale für mehr Effizienz oder digitale Geschäftsmodelle noch nicht hebt“, kommentiert Hendrik Reese, KI-Experte bei PwC. Das betreffe besonders den Mittelstand:
Der Mittelstand ist oft zurückhaltender, wenn es um neue Technologien geht und das gilt auch für den Einsatz von KI. Hier sind KI-Lösungen oft erst punktuell implementiert. Das sehen wir zum Beispiel auch schon seit vielen Jahren bei der Digitalisierung. Anders als bei der Digitalisierung nutzen Interessierte bei KI dann aber öffentliche Tools – mit allen damit verbundenen Gefahren.
Uwe Rittmann,Leiter Bereich Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC Deutschland
Er beobachtet jedoch, dass das Interesse an KI auch bei mittelständischen Unternehmen grundsätzlich hoch ist, wie eine Umfrage der DZ Bank belegt.
Dass sich der Einsatz von KI für Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen lohnt, belegen die Ergebnisse der PwC-Befragung: So berichten die Berufstätigen überwiegend von positiven Veränderungen in ihrem Arbeitsalltag. 85 Prozent haben festgestellt, dass sie Aufgaben dank KI-Tools schneller erledigen können. 83 Prozent schildern, dass die Kreativität steigt, wenn sie Inhalte mit KI erstellen.
Der Einsatz von generativer KI birgt jedoch auch Risiken: Insbesondere die Gefahr, dass KI-Technologien missbräuchlich verwendet werden, bereitet fast jedem zweiten Beschäftigten (46 Prozent) Sorgen. Die größte Herausforderung im Umgang mit KI sehen die Berufstätigen im mangelnden Vertrauen in die Technologie (39 Prozent). „Auch wenn der EU AI Act seit dem 1. August 2024 in Kraft ist und Leitplanken für den Umgang mit KI in Forschung und Wirtschaft vorgibt, herrscht noch viel Unsicherheit“, resümiert Hendrik Reese. KI sei deshalb ein „Vertrauensthema“. Er appelliert an Unternehmen, mit Transparenz und klaren Richtlinien für Vertrauen bei Kunden, Mitarbeitenden und Gesellschaft zu sorgen.
Was solche klaren Richtlinien und ethische Standards betrifft, zeigt die Umfrage allerdings noch großen Verbesserungsbedarf: Weniger als jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) hat spezifische Vorgaben oder Richtlinien für die Nutzung von KI implementiert. Den Ball sieht Hendrik Reese hier in der Unternehmensführung, denn: „KI ist kein reines IT-Thema, sondern ein strategisches Thema. Es ist die Aufgabe der Geschäftsführung, dieses voranzutreiben und entsprechend im Unternehmen zu verankern.“ Die Realität sieht in vielen Unternehmen anders aus: Häufig ist die IT-Abteilung die treibende Kraft, die den Einsatz von KI im Unternehmen forciert (32 Prozent).
Auch Uwe Rittmann kann mittelständischen Unternehmen nur empfehlen, KI zur Chefsache zu machen, ihre Chancen intensiv auszuloten und entsprechende Use Cases zu entwerfen – nicht nur, um effizienter zu werden, sondern auch als eine Strategie gegen den Fachkräftemangel:
Viele mittelständische Unternehmen haben Schwierigkeiten, qualifizierten Nachwuchs zu finden. Mit dem Einsatz von KI-Anwendungen können sie viele Aufgaben beschleunigen – von der Bearbeitung von Rechnungen über das Erstellen von Präsentationen bis hin zum Kundensupport – und damit Ressourcen freisetzen für Tätigkeiten, für die es noch immer menschliche Intelligenz braucht.
Die Bereitschaft der Mitarbeitenden, sich mit der Technologie zu beschäftigen, ist jedenfalls groß: Drei Viertel sind willens, sich mit den KI-Tools auseinanderzusetzen. Allerdings hatte erst ein gutes Viertel (28 Prozent) die Möglichkeit, eine Fortbildung in diesem Bereich zu absolvieren. Insofern überrascht es auch nicht, dass die Skills der Belegschaft rund um KI-Tools ausbaufähig sind: Ein Drittel der Befragten attestiert sich gute Kenntnisse, ein Drittel hält die eigenen Skills immerhin für ausreichend. Aber ebenso viele räumen ein, dass ihre Kenntnisse mangelhaft sind.
Der Gedanke, durch KI abgehängt und nutzlos zu werden, beschäftigt aktuell nur eine Minderheit der Berufstätigen: So äußern 22 Prozent der Befragten diese Sorge, wobei die Angst bei den 18- bis 29-Jährigen stärker verbreitet ist (27 Prozent) als bei den 60- bis 65-Jährigen (17 Prozent), die bereits kurz vor der Rente stehen. Langfristig erwarten viele Berufstätige jedoch einen Wegfall von Arbeitsplätzen: 40 Prozent befürchten, dass ihr Job in zehn Jahren nicht mehr existiert. Gleichzeitig sind zwei von drei Befragten überzeugt, dass KI zu neuen beruflichen Chancen führt und das Potenzial hat, die Lebensqualität aller Menschen zu verbessern.
Umso mehr sind Arbeitgeber gefordert, ihren Mitarbeitenden die Gelegenheit und Chance zu geben, sich in Sachen KI fort- und weiterzubilden und entsprechende Angebote auf- und auszubauen:
Bei der Implementierung von KI-Anwendungen spielt das Change-Management eine entscheidende Rolle. Mit einer guten Kommunikation und einem breiten Schulungsangebot sollten Unternehmen möglichst viele Beschäftigte mitnehmen, auch wenn es nie gelingen wird, alle an Bord zu holen.
Hendrik Reese, KI-Experte bei PwC Deutschland
Bild: Tara Winstead (Pexels, Pexels Lizenz)
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