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Bankenvielfalt muss erhalten bleiben

30.08.2017  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Deutscher Sparkassen- und Giroverband.

DSGV: „Deutscher Bankenmarkt ist kundenfreundlich und gleichzeitig sehr wettbewerbsstark“

Die Zahl der in Deutschland aktiven Kreditinstitute hat sich seit 1990 auf 1.888 Institute mehr als halbiert. Gleichwohl ist der Bankenmarkt in Deutschland weiterhin sehr wettbewerbsintensiv und damit leistungsstark. Hierzulande haben Kunden die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe, die genossenschaftlichen Banken sowie eine Reihe von privaten Kreditbanken zur Auswahl. „Der deutsche Bankenmarkt ist kundenfreundlich, leistungsfähig und gleichzeitig sehr wettbewerbsstark“, teilte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) heute mit.

Die 390 regional ausgerichteten Sparkassen (Stand: Juli 2017, Jahresende 2016: 403), die mit einer gemeinsamen Marke auftreten, bieten zusammen mit den Landesbausparkassen, den Landesbanken, der DekaBank und anderen Verbundpartnern ein deutschlandweit flächendeckendes Angebot an Finanzdienstleistungen, gerade auch für Privatkunden sowie klein- und mittelständische Unternehmen. Ähnliches gilt für die 975 Volksbanken, Raiffeisenbanken sowie die anderweitigen genossenschaftlichen Kreditinstitute (Stand: Dezember 2016).

Diese in Deutschland verankerten Verbundstrukturen sind mit Blick auf kundennahe Dienstleistungen besonders effizient, denn sie gewährleisten eine regionalspezifische Ausrichtung, nutzen aber gleichzeitig die Skalenvorteile der Zusammenarbeit im Verbund. Die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute sind dabei Garant einer stabilen Kreditversorgung der Realwirtschaft, vom Handwerk bis zum exportierenden Mittelstand. Sparkassen und Landesbanken vergeben 42,8 Prozent aller Kredite an die Realwirtschaft.

Bei Handwerksunternehmen reichen sie 74,9 Prozent aller Kreditfinanzierungen aus. Die Kritik, der Bankenmarkt in Deutschland oder des Euro-Raums sei „overbanked“, ist sachlich nicht gerechtfertigt. Denn tatsächlich gibt es in den USA eine höhere Bankendichte als in der EU. Auf 326 Mio. US-Bürger kommen etwa 5.850 Kreditinstitute. In der Europäischen Union kommen auf 512 Mio. Einwohner hingegen 3.154 Kreditinstitute mit Sitz in der EU. Allerdings trage die Politik der Vielfalt des US-amerikanischen Bankenmarktes durch einen nach Größe, Geschäftsmodell und Systemrelevanz differenzierten Regulierungsansatz besser Rechnung. Dieser Grundgedanke sollte auch von der europäischen Politikebene verstärkt aufgenommen werden. Im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung liegt der deutsche Bankenmarkt im europäischen Durchschnitt und ist damit auch nicht „oversized“. So entspricht die Bilanzsumme der Kreditinstitute in Deutschland dem 2,5-Fachen des bundesdeutschen BIP, im Vergleich der EU-Länder ist es das 2,4-Fache. Länder wie Irland, Großbritannien oder auch Frankreich weisen mit 4,3 (Irland), 3,6 (Großbritannien) und 3,7 (Frankreich) deutliche höhere Relationen auf, was auf einen überdimensionierten Finanzsektor hinweist als in Deutschland.

Um die Wirtschaft und Gesellschaft mit Bankdienstleistungen zu versorgen, braucht es vor allem auch Angestellte. Hier liegt Deutschland keineswegs auf einem überdimensionierten Exotenplatz. So entfallen auf einen Bankangestellten in Deutschland 4,7 Mio. Euro BIP, im Durchschnitt der EU sind es 4,6 Mio. Euro. Die Bundesbürger legen unverändert hohen Wert auf persönliche Beratung. Das ergab eine aktuelle repräsentative Umfrage, die im Auftrag des DSGV durchführt wurde. Vier von fünf Bundesbürgern halten eine persönliche Beratung in der Geschäftsstelle nach wie vor für (sehr) wichtig, und zwar konstant über alle Altersklassen hinweg. Auf 100.000 Bankkunden kommen in Deutschland 14 Geschäftsstellen, so viele wie auch in Österreich und Ungarn. Im Durchschnitt der EU sind es 32 Geschäftsstellen pro 100.000 Einwohner. Im Ergebnis ist der deutsche Bankenmarkt damit auch nicht „overbranched.“

Der deutliche Rückgang der Zahl der Kreditinstitute ist jedoch auch ein makroprudenzielles Warnsignal an die Regulierungspolitik. Der deutsche Bankenmarkt ist zwar noch weit von einer ökonomisch schädlichen Konzentration entfernt. Dennoch sollte die Wirtschafts-politik den aufsichtlichen Rahmen nachjustieren, um Vielfalt sowie die regionale Ausrichtung in den Bankmarktstrukturen auch langfristig zu sichern. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) macht sich dafür stark, die Regulierungsvorhaben der vergangenen Jahre auf den Prüfstand zu stellen. Ziel muss eine angemessene Regulierung sein, die gerade auch für risikoarme Kreditinstitute mit einfachem Geschäftsmodell einen adäquaten Handlungsrahmen bietet. Der DSGV hat daher eine Small and Simple Banking Box vorgeschlagen.

Das Fokuspapier "Ist Deutschland overbanked?" erhalten Sie zum Download unter https://dsgv.sharefile.eu/share?#/view/s5f0bfde08664ec9a




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