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Argumentatorisches Karussellfahren - Die petitio principii (Teil 7 von 8)

22.01.2020  — Tobias Weilandt.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

“Das ist so, weil es eben so ist!” – eine untrügliche Feststellung, der man kaum etwas entgegensetzen kann. Diese form des argumentativen Zirkelschlusses begegnet uns beinahe täglich, aber warum eigentlich?

“Ständig den Drucker belegen ist schlecht, weil man dann immer den Drucker belegt.” Nun, nicht immer ist eine petitio principii so offensichtlich wie in diesem Beispiel. Bei einer petitio principii, also Beanspruchung des Beweisgrundes, wird versucht, eine beliebige Aussage zu begründen, indem diese selbst als Beweis angeführt wird. Es wird hier also versucht, einen Satz zu begründen, indem dieser Satz als Prämisse vorausgesetzt wird, dessen Begründung selbst auf den zu begründeen Satz zurückgreift. Oder einfach gesagt: Es wird eine These mit sich selbst begründet.

Bereits Aristoteles arbeitete sich an dieser Art von Zirkelschluss ab. Streng genommen ist eine Aussage, die mit sich selbst begründet wird, wahr, nicht aber logisch gültig. Zudem ist eine Aussage wie “Es ist so, weil es so ist!” semantisch leer. Was sollte damit auch zum Ausdruck gebracht werden?

Und dennoch treffen wir im Arbeitsalltag immer wieder auf solche logischen Zirkelschlüsse: “Wir brauchen mehr Umsatz, damit das ein erfolgreiches Quartal wird!” Nun kann dieser Satz zwar als eine etwas vage Arbeitsaufforderung verstanden werden. Aus formallogischer Perspektive beißt sich allerdings die berühmte Katze in den Schwanz. Denn im obigen Satz ist das genannte Ziel (umsatzstarkes Quartal) gleichzeitig die Strategie (mehr Umsatz generieren), um dieses Ziel zu erreichen. Wie genau aber eine anwendbare Methode aussehen könnte, um die Umsatzzahlen zu steigern, bleibt im Dunkeln.

Warum werden solche Aussagen aber dennoch getätigt und unhinterfragt einfach hingenommen? Weil in solcherlei Aussagen auch immer stillschweigend Prämissen mitschwingen. Die Aufforderung nach “mehr Umsatz” aufgrund schlechter Quartalszahlen funktioniert als Arbeitsaufforderung deshalb, weil wir wissen, dass es im beruflichen Alltag häufig um Zahlen und insbesondere Umsatzzahlen geht. Der Erfolg eines Unternehmens, die Qualität und die damit verbundene Arbeitsleistung eine*r Mitarbeiter*in werden ebenfalls in diesem ökonomischen Sinne ausgedrückt. Damit ein Unternehmen bestehen und bestenfalls florieren kann, müssen also “die Zahlen stimmen”. Sieht man auf ein schwaches Quartal zurück, muss dieses mit den darauffolgenden Quartalen aufgefangen oder ausgeglichen werden, damit das Umsatzziel, das für ein Geschäftsjahr gesetzt wurde, noch erreicht werden kann. Denn wird der prognostizierte Jahresumsatz verfehlt, kann das u. a. Arbeitsplätze kosten oder sogar den Ruin einer Firma bedeuten. Damit das Jahresziel erreicht werden kann, müssen die Teilziele (ein bestimmter Quartalsumsatz) erreicht werden.

Die unausgesprochenen Annahmen, die bei Scheinargumenten oftmals vorausgesetzt werden, machen es so schwierig, Scheinargumente, wie die petitio principii, als solche zu entlarven. Mit dem hier vorgestellten Typ des zirkulären Argumentierens, haben wir sicher eine der schwierigsten Formen des rhetorischen In-die-Irre-Führens kennengelernt. So schwierig diese sein mag, so häufig kommt sie allerdings auch im (Berufs-)Alltag vor. Und das ist so, weil es einfach mal so ist!

Bild: MiriamPereluk (Pixabay, Pixabay License)

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