16.03.2022 — Hannah Nielsen. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Katastrophen holen die Menschen auf dieser Welt immer wieder ein. Tsunamis und Vulkanausbrüche, Monsune und Erdbeben zerstören die Lebensgrundlagen der Erdenbewohner jedes Jahr aufs Neue. Doch während die einen um ihre Existenz bangen müssen, leben andere in Wohlstand und Luxus. Was uns die Umweltkatastrophen der letzten zwanzig Jahre gezeigt haben, ist die Nächstenliebe und das Bedürfnis der Gesellschaft, auch den Menschen zu helfen, deren Leid wir nicht unmittelbar zu spüren bekommen.
2018 sorgte ein englisches Unternehmen für eine bargeldlose Alternative für Münzspenden. Dort entwickelte man die App „Greater Change“, mit der man Obdachlose unterstützen konnte, indem man mit der App auf seinem Smartphone die Barcodes von dafür bereitgestellten Ausweisen ablesen konnte und zweckgebundene Spenden an die jeweilige Person zahlen konnte. In der App wurde angezeigt, wofür der Obdachlose das Geld verwenden möchte, zum Beispiel die Kaution einer neuen Wohnung oder für Essen, und eine Information darüber, wie die Person in diese Lage gekommen ist. Während die einen kritisieren, dass die Ausweise um den Hals der Obdachlosen wie eine Hundemarke wirken, äußern andere, dass die Hilfsbereitschaft der Menschen gesteigert wird, da man weiß, wie das Geld genutzt wird und die Gefahr, dass es für Drogen missbraucht wird, sinkt.
Auch in der Berliner U-Bahn trifft man auf Obdachlose mit Kartenlesegeräten. So berichtet Hannes Soltau vom Tagesspiegel von einem Mann, der sein Kartenlesegerät für 29 Euro für eine lohnende Investition hält. Von den erhaltenen Spenden muss 1 % abgeführt werden, was sich jedoch nur realisieren lässt, wenn ein Konto und die technischen Geräte zur Verfügung stehen. Auch in Stockholm wurden die Verkäufer eines Obdachlosenmagazins mit Kartenlesegeräten ausgestattet, die zur Sichtbarkeit der Obdachlosen und der Bereitschaft, höhere Beträge zu spenden, positiv beigetragen haben.
Wer dank der Technik nicht nur den Bedürftigen vor Ort helfen möchte, kann auch die Hungernden auf der ganzen Welt unterstützen. „ShareTheMeal“ ist eine gemeinnützige Organisation des World Food Programmes der Vereinten Nationen, die jedes Jahr 86 Millionen Menschen mit Nahrungsmittelunterstützung erreicht. In der 2015 gestarteten App sind zweckgebundene Spenden, wie Nothilfe an die Ukraine, Mahlzeiten für Schulkinder in Nicaragua und Unterstützung von Familien beim Anbau eigener Lebensmittel, oder auch eine Spende an offene Projekte möglich. Die Entwickler der App möchten möglichst transparent darlegen, wie sich die Spenden aufteilen, weshalb auf der Startseite ein Diagramm der Aufschlüsselung einsehbar ist. Der Gedanke hinter der Initiative ist, dass die Nutzer der App, wenn sie selbst etwas essen, ebenfalls an andere denken und per kurzem Klick mit 0,70 € ein Kind für einen Tag ernähren, während sie selbst am gedeckten Tisch sitzen.
Doch nicht nur in der Fußgängerzone sind Spenden-Apps auf dem Vormarsch. Auch die Kirchengemeinden haben festgestellt, dass der Klingelbeutel in den letzten Jahren immer leerer wurde. So bietet die „digitale spende“ Spendensäulen für Kirchen und Kultureinrichtungen an. Diese lassen sich in Kombination mit der spende.app, kollekte.app, dem Digitalen Klingelbeutel und der Digitalen Spendendose an die jeweiligen Bedürfnisse der Kirche oder des Vereins anpassen. Zudem wird gleich ein Verwaltungspaket angeboten, mit dem die Abrechnung und ein Digitales Kollektenbuch geführt werden.
Wer auf die Spendensäule verzichten will und ausschließlich digital arbeiten möchte, findet ebenfalls eine Möglichkeit in der App „Givt“ aus den Niederlanden – in Form eines digitalen Klingelbeutels. Momentan wird „Givt“ in der Pilotphase in 15 Kirchengemeinden Deutschlands getestet, da der Altersdurchschnitt der Kirchgänger recht hoch ist, soll geprüft werden, ob sich die Digitalisierung überhaupt lohnt. Perspektivisch soll „Givt“ nicht nur für Kirchen genutzt werden, sondern auch Künstlerinnen und Künstler, Vereine und nichtkommerzielle Veranstaltungen unterstützen. Bereits seit 2018 nutzt die anglikanische Kirche in Großbritannien für Kollekte und Klingelbeutel die Kartenzahlung. Graham Hunter, Pastor der Gemeinde St. John’s Hoxton bestätigt, dass inzwischen etwa 80 % der Gelegenheitsspenden nicht mehr bar im Spendenkorb landen, sondern über das kontaktlose Bezahlsystem.
Das Upload Magazin hat in einem Artikel weitere Apps aufgelistet, die dazu beitragen sollen, die Welt zu verbessern. Mit der fränkischen App „Smoost“ können internationale Organisationen aber auch lokale Vereine unterstützt werden. Dies geschieht nicht durch das Überweisen von Geldern, sondern durch das Anschauen von Werbevideos. Die Werbeeinnahmen werden zu drei Vierteln an Taifun-Opfer, Schutzprogramme und kleine Vereine gespendet.
„EcoChallenge“ ist keine Spenden-App im klassischen Sinne, sondern animiert die Nutzer, durch spielerische Herausforderungen einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Jede Woche gibt es neue Herausforderungen, die gemeistert werden sollen: mit Produkten aus der Region kochen, Glühlampen gegen Energiesparlampen austauschen oder den Pokal für die energiesparendste Fahrweise zu gewinnen.
Anders als bei der Spende direkt vor Ort oder in der Kirche, ist es häufig schwierig, nachzuvollziehen, wohin die Gelder wirklich fließen oder wer hinter der Organisation steckt. Die Stiftung Warentest hat in der Zeitschrift Finanztest 1/2021 einen Beitrag zu Spenden veröffentlicht, in dem eine Checkliste zu Merkmalen guter Spendenorganisationen aufgeführt ist. Wer bedenken hat, ob eine Organisation vertrauenswürdig ist, kann sich für Auskünfte an das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen (sozialinfo@dzi.de) wenden. Auch vergibt das DZI Siegel an Organisationen, die auf Herz und Nieren geprüft wurden. Wer ein solches Siegel oder Zertifikat vorweisen kann, will tatsächlich die Bedürftigen unterstützen und sich nicht selbst bereichern. Der Artikel enthält außerdem eine Liste von Organisationen, von denen DZI und ADD (Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion) abraten.
Wer sich nicht traut, direkt eine Spenden-App zu nutzen, kann auch auf anderem Wege Gutes tun. So bietet zum Beispiel die PayPal-App auf der Startseite einen Spendenaufruf für Krisenhilfe in der Ukraine, unter dem verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen wie „Aktion Deutschland Hilft“ oder „Deutsches Rotes Kreuz e.V.“ aufgelistet sind. Mit einem Klick fließt das Geld vom eigenen Konto auf eines der gelisteten Hilfsorganisationen. Doch nicht nur die aktuellen Krisenhilfen sind aufgelistet. PayPal bietet außerdem die Möglichkeit, die Spendenvereine nach Themen wie „Kinder & Jugend“, „Tiere & Haustiere“, „Wissenschaft & Forschung“ oder „Bildung“ zu durchsuchen und so einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Frei nach dem Motto: Wer helfen will, der findet einen Weg.
Quellen und Hintergründe:
Bild: Pixelkult (Pixabay, Pixabay License)