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Übernahmeappetit steigt auf Rekordhoch – trotz eingetrübter Konjunkturerwartungen

28.10.2016  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Ernst & Young GmbH.

Die deutschen Großunternehmen stellen sich auf schwierige Monate ein: Ein Drittel der befragten Unternehmen in Deutschland erwartet kurzfristig eine Verschlechterung der Weltkonjunktur. Bei der vorausgegangenen Befragung im April erwartete nur jedes fünfte eine Verschlechterung.

  • Deutsche Unternehmen pessimistischer als Unternehmen weltweit – ein Drittel erwartet Konjunkturverschlechterung
  • 61 Prozent der deutschen Unternehmen planen Zukäufe in den kommenden zwölf Monaten – Rekordwert
  • Währungsschwankungen, volatile Rohstoffpreise und politische Instabilität erschüttern Zuversicht der Wirtschaft
  • Großbritannien nach beschlossenem Brexit nicht mehr in Top 5 der Investitionsstandorte – Deutschland auf Platz drei

Damit sind die deutschen Unternehmen deutlich pessimistischer als die internationale Konkurrenz: Weltweit erwartet knapp jedes vierte Unternehmen eine Verschlechterung – auch dies eine Steigerung im Vergleich zur Befragung im April, als etwa jedes siebte Unternehmen sich auf eine schwächere Konjunktur einstellte.

Trotz der eingetrübten Konjunkturaussichten wollen die Unternehmen verstärkt in Zukäufe investieren. Der M&A-Appetit in Deutschland klettert sogar auf ein Rekordhoch: 61 Prozent der befragten Unternehmen wollen in den kommenden 12 Monaten zukaufen – das ist der höchste Wert seit Beginn der Befragung im Jahr 2010. Vor sechs Monaten lag der Anteil bei 50 Prozent. Auch weltweit steigt das Interesse an Zukäufen – von 50 auf 57 Prozent.

Das sind Ergebnisse des aktuellen „Capital Confidence Barometer“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Basis der Studie ist eine Umfrage unter 1.700 Managern in Großunternehmen weltweit, davon 100 in Deutschland.

Insbesondere die Währungsschwankungen und die volatilen Preise von Rohstoffen bereiten der Wirtschaft weltweit Sorgen. Für jedes dritte Unternehmen stellen sie das größte Risiko dar. Fast ebenso viele sehen in der politischen Instabilität im eigenen Land das größte Risiko. Der Wachstumseinbruch in China oder der Brexit bereiten dagegen nur sieben beziehungsweise fünf Prozent der Unternehmen das größte Kopfzerbrechen.

Alexander Kron, Partner und Leiter des Bereichs Transaction Advisory Services bei EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz, kommentiert: „Die politische Unsicherheit in wichtigen Märkten wie den USA, Russland oder der gesamten EU, die deutliche Wachstumsdelle in China und das generell extrem volatile Umfeld verunsichern die Unternehmen weltweit. Gerade die exportstarke deutsche Industrie ist von stabilen und verlässlichen Märkten abhängig und schaut deshalb mit Sorge auf die weltweiten Entwicklungen. Gerade vor diesem Hintergrund steigt das Interesse an Übernahmen deutlich an – gerade bei den auf die internationalen Märkte ausgerichteten deutschen Unternehmen. Auf diese Weise versuchen die Konzerne auf neuen Märkten Fuß zu fassen und ihr Portfolio sinnvoll zu ergänzen. Da viele Unternehmen gleichzeitig Teilbereiche verkaufen, weil sie nicht mehr zu ihrem Kerngeschäft gehören, sind derzeit viele Übernahmeziele auf dem Markt.“

Großbritannien nicht mehr unter Top 5 – Deutschland dafür auf Platz 3

Großbritannien wird in Folge des Brexit von dieser Entwicklung allerdings nicht profitieren. Im Gegenteil: Erstmals seit Beginn der Erhebungen landet Großbritannien nicht mehr unter den Top-Fünf-Investitionszielen. Dafür rückt Deutschland auf Platz drei vor hinter den USA und China. Auf den Plätzen folgen Kanada und Frankreich.

Deutsche Unternehmen investieren in erster Linie auf dem Heimatmarkt. Ebenfalls zu den Top-Investitionszielen deutscher Unternehmen zählen die Nachbarn Frankreich und Schweiz sowie die USA und Italien.

„Die Unternehmen machen sich aufgrund der zunehmenden Digitalisierung ganzer Branchen und angesichts eines volatilen konjunkturellen Umfelds derzeit verstärkt Gedanken über ihr Portfolio und stellen sich für die Zukunft auf“, beobachtet Kron. „Einzelne Geschäftsbereiche werden zugekauft oder abgestoßen, um sich effizienter aufzustellen. Das andauernde Niedrigzinsumfeld erleichtert die Finanzierung der Deals. Insofern dürften wir auch weiterhin zahlreiche M&A-Transaktionen sehen – vor allem hier in Deutschland. Zahlreiche Unternehmen hierzulande haben sich mit innovativer Technologie einen Namen und eine Marke aufgebaut, die für internationale Investoren hochinteressant sind.“

Der bevorstehende Brexit führe allerdings dazu, dass diese Entwicklung für den britischen Markt zunächst nur eingeschränkt gelte, betont Kron: „Die Unsicherheit ist groß. Keiner weiß genau, wie die künftigen Beziehungen Großbritanniens zur EU und damit auch der Marktzugang geregelt werden. Dementsprechend halten sich viele Unternehmen bei Investitionen in Großbritannien zurück.“

Deal-Volumen stagniert nach Erwartung der Unternehmen

Die Unternehmen schätzen die generelle Entwicklung auf dem M&A-Markt weltweit eher zurückhaltend ein. 29 Prozent weltweit und 12 Prozent in Deutschland gehen von einem steigenden Deal-Volumen aus. Die große Mehrheit von 62 Prozent weltweit beziehungsweise 83 Prozent in Deutschland erwartet eher, dass das M&A-Volumen gleich bleibt.

So nimmt zwar der Anteil der geplanten Deals zwischen 250 Millionen US-Dollar und einer Milliarde US-Dollar zu: Weltweit plant jedes dritte Unternehmen einen Deal in dieser Größenordnung, vor einem halben Jahr war es nur jedes fünfte. In Deutschland haben sogar vier von zehn Unternehmen entsprechende Pläne nach jedem vierten vor sechs Monaten. Dafür sind in Deutschland keine Megadeals mehr über einer Milliarde US-Dollar geplant, weltweit beträgt ihr Anteil nur noch drei Prozent nach sechs Prozent vor einem halben Jahr.

Die Deal-Pipeline ist derzeit gut gefüllt. In Deutschland hat ein Konzern derzeit im Schnitt 2,7 Deals kurz vor dem Abschluss. Das sind deutlich mehr als noch vor einem halben Jahr (1,7 Deals). Weltweit ist die Anzahl weniger deutlich von 1,5 auf 2,0 gesprungen.

EY Capital Confidence Barometer – Oktober 2016 (PDF – 1,3 MB, 15 Seiten)




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