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23 % ist nur die halbe Wahrheit

25.03.2015  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Hay Group GmbH.

Berechnet man den Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen, gibt es zwei Wahrheiten – doch nur eine bringt die wichtige Diskussion zu diesem Thema voran.

Die in der Öffentlichkeit oft genannten Werte zwischen 20 und 30 % stimmen. Das Problem: Sie lassen die wichtigen Faktoren Stellenwertigkeit, Firmengröße, Job-Familie und Branche unberücksichtigt und verschleiern den Blick auf die eigentlichen Herausforderungen. Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung Hay Group in einer Analyse von 294.000 Gehältern von Mitarbeitern in 353 Firmen.

Männer verdienen generell mehr als Frauen, weil sie in der Regel höhere Positionen erreichen und in lukrativeren Job-Familien (Jobs mit ähnlichen Anforderungen) arbeiten. „Berechnet man den Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen und ignoriert diese Tatsachen, erhält man nur einen Teil der Wahrheit”, sagt Dr. Michael Träm, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Hay Group. „Unsere aktuelle Untersuchung belegt, dass bei einem Vergleich von gleichwertigen Tätigkeiten von Frauen und Männern der Unterschied nicht so hoch ist wie öffentlich behauptet wird.”

Die Analyse der Hay Group zeigt: Vergleicht man Vollzeit-Gehälter von Frauen und Männern unabhängig von der Tätigkeit ergibt sich eine Lohnlücke von rund 23 %. Wertet man die Gehälter jedoch nach Generation und Firmengröße aus, ist der Gehaltsunterschied deutlicher niedriger: Nach dieser Berechnung verdienen Frauen im Durchschnitt über alle Generationen und Firmengrößen hinweg 2,4 % weniger als Männer.

Job-Familie und Branche beeinflussen Gender Pay Gap-Wert

Neutralisiert man den Faktor Job-Familie, reduziert sich der Gehaltsunterschied weiter. Im Ergebnis verdienen Frauen im Durchschnitt über alle Generationen hinweg nur 0,8 % weniger als Männer. In der Generation der nach 1980-Geborenen in der Job-Familie HR und in der sogenannten Generation X in der Job-Familie Administration liegt das Gehalt der Frauen sogar über dem der Männer.

Analysiert man die Gehälter von Männern und Frauen, die im selben Unternehmen arbeiten, wird auch der Faktor Branche neutralisiert. Hier zeigt sich: Der Gehaltsunterschied von Männern und Frauen im ähnlichen Alter, in derselben Job-Familie und im selben Unternehmen tendiert im Durchschnitt gegen Null.

Die drei Berechnungsmethoden zeigen zudem: Vor allem bei Mitarbeitern älterer Generationen weichen die Gehälter von Männern und Frauen deutlich voneinander ab. Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern kommen außerdem häufiger in kleinen Unternehmen vor. „Der Vergleich von gleichwertigen Tätigkeiten von Frauen und Männern ist eine sinnvolle Ergänzung bei der Diskussion um geschlechtsspezifische Gehaltsunterschiede. Denn er lenkt den Blick auf die eigentlichen Herausforderungen. So müssen Frauen verstärkt in den Unternehmen gehalten und zu Führungskräften entwickelt werden. Außerdem gilt es, Probleme wie die geringe Anzahl an Studentinnen in MINT-Fächern oder die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf anzupacken”, sagt Dr. Michael Träm.

Über die Analyse
Im Rahmen der Analyse wurde eine Gehaltsdatenbank mit insgesamt 294.000 Gehältern (Datensätze) von Männern und Frauen von 353 Firmen in Deutschland benutzt. Die Gehälter stammen aus dem Jahr 2014. In den Auswertungen wurde stets das Job-Level berücksichtigt und versucht, einen anderen Einflussfaktor zu neutralisieren.


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