26.01.2022 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V..
Starke Anstiege verzeichnen vor allem Videostreaming, Videotelefonie und Online-Shopping. Knapp ein Viertel der zusätzlichen Bildschirmzeit, im Durchschnitt 24 Minuten pro Tag zusätzlich, werden Videos, Filme oder Serien gestreamt – insgesamt fast eine Stunde am Tag (57 Minuten). Videotelefonate gab es vor der Pandemie so gut wie gar nicht. Gerade einmal 5 Minuten täglich wurde privat per Video telefoniert, jetzt ist es fast eine halbe Stunde (27 Minuten). Auch die Zeit, die man mit Online-Shopping zubringt, hat sich mehr als verdoppelt. Für die Shopping-Tour im Web wird im Schnitt täglich eine Viertelstunde zusätzlich investiert, 24 Minuten sind es unter dem Strich jeden Tag. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Befragung von mehr als 1.000 Personen ab 16 Jahren in Deutschland, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt wurde. „In der Corona-Pandemie haben digitale Technologien das Leben am Laufen gehalten, beruflich wie privat. Dabei wächst das Bedürfnis, wieder mehr Zeit in der analogen Welt zu verbringen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. So haben sich viele Menschen vorgenommen, ihre Bildschirmzeit nach Ende der Corona-bedingten Einschränkungen auf durchschnittlich 7,6 Stunden pro Tag zu reduzieren und damit unter das Vor-Krisen-Niveau zu bringen. Berg: „Wie auch immer die künftige Entwicklung sein wird: Mehr als jeder fünfte Haushalt (22 Prozent) hat sich auf eine anhaltend intensive Internetnutzung vorbereitet und wegen der Pandemie einen leistungsfähigeren Breitbandanschluss schalten lassen.“
Die Menschen in Deutschland sehen in der Digitalisierung insgesamt großes Potenzial, um die Corona-Pandemie gesamtgesellschaftlich zu bewältigen: So stimmen zwei Drittel (65 Prozent) der Aussage zu, dass digitale Technologien grundsätzlich dabei helfen können, die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen zu meistern. Allerdings stellen sie vielen Bereichen ein eher schlechtes Zeugnis für die digitale Pandemie-Bewältigung aus. Noch am besten kommt die Wirtschaft weg, mit einer durchschnittlichen Schulnote von 3,1 für ihr digitales Pandemiemanagement. Das Gesundheitswesen erhält eine 3,3. Die Schulen sowie Verwaltung und Behörden bekommen mit einer 4,0 jeweils die schlechteste Bewertung für ihr digitales Pandemiemanagement. Berg: „Auch wenn sich die Schulnote 4 mit ‚ausreichend‘ übersetzt: Ausreichend war das nicht, was viele der Behörden und Bildungseinrichtungen geboten haben. Zwei Jahre nach Beginn der Pandemie darf man erwarten, dass wirklich jede Verwaltung auf Homeoffice umschalten kann und in der Lage ist, ihre Dienstleistungen digital anzubieten.“
Immerhin jede und jeder Vierte (26 Prozent) ist der Meinung, dass Deutschland gestärkt aus der Pandemie hervorgehen wird. 22 Prozent gehen davon aus, dass sich nichts verändern wird, aber rund die Hälfte (49 Prozent) meint, dass Deutschland durch Corona geschwächt wird. „Deutschland ist dem Ruf einer Hightech-Nation bei der Bewältigung der Pandemie nicht gerecht geworden“, kommentiert Berg. „Ob Gesundheitswesen, Bildung oder Verwaltung: Die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden müssen das Tempo bei der Digitalisierung im dritten Jahr der Pandemie massiv erhöhen. Niemand weiß, was nach Omikron kommt. Aber alle wissen, dass etwas kommt. Wir müssen einen digitalen Damm bauen gegen eine sechste Welle und Deutschland krisenresilient machen.“
Unter den Bundesbürgerinnen und -bürgern hat die Nutzung digitaler Technologien in den vergangenen beiden Jahren deutlich zugenommen: Insgesamt nutzen 84 Prozent digitale Technologien heute häufiger als vor der Pandemie. Anfang 2021 haben bereits 78 Prozent angegeben, sich intensiver als zuvor damit zu beschäftigen. Die Altersgruppe der Menschen ab 65 Jahren sticht dabei besonders hervor: Von den Seniorinnen und Senioren nutzen mittlerweile drei Viertel (75 Prozent) digitale Technologien häufiger als zuvor – vor einem Jahr war das erst bei der Hälfte (51 Prozent) der Fall. „Das Internet war für viele Seniorinnen und Senioren Terra Incognita. Unter älteren Menschen hat Corona einen echten Digital-Boom ausgelöst und die digitale Teilhabe stark verbessert“, sagt Berg.
Eine große Mehrheit profitiert während der Pandemie von der Digitalisierung im Alltag. So helfen digitale Technologien 86 Prozent in mindestens einem für sie relevanten Lebensbereich. Ganz oben steht dabei die Arbeit: 7 von 10 Erwerbstätigen (69 Prozent) sind nach eigenem Bekunden dank digitaler Technologien besser durch die Pandemie gekommen. 6 von 10 profitierten beim Einkaufen (59 Prozent) sowie bei der Kommunikation mit Freundeskreis oder Familie (58 Prozent). Für 56 Prozent war Digitales rund um die Gesundheit nützlich, für 52 Prozent bei der Ernährung. 46 Prozent profitierten von digitalen Technologien jeweils bei Sport und Fitness bzw. bei Finanzen und Versicherungen. Im Bereich Bildung und Weiterbildung (41 Prozent) sowie Freizeit und Unterhaltung (35 Prozent) war der empfundene Nutzen etwas geringer. Bei der Kinderbetreuung (22 Prozent) und im Bereich Mobilität und Verkehr (18 Prozent) hat die Digitalisierung nur noch knapp jedem Fünften durch die Pandemie geholfen.
Gleichzeitig werden viele Menschen im Umgang mit digitalen Technologien souveräner: Der Anteil derjenigen, die sich durch den zunehmenden Einsatz digitaler Technologien im Alltag gestresst fühlen, ist im Vergleich zum ersten Pandemiejahr um 10 Prozentpunkte auf 28 Prozent deutlich gesunken. Besonders die 30- bis 49-Jährigen und 50- bis 64-Jährigen lassen sich sehr viel weniger stressen als zuvor: Waren es vor einem Jahr noch jeweils 36 Prozent, sind es aktuell nur noch 21 bzw. 18 Prozent. Unter den Jüngeren zwischen 16 und 29 Jahren fühlen sich ebenfalls 21 Prozent gestresst (2021: 23 Prozent). Allerdings bleibt der Anteil der von der Digitalisierung gestressten Seniorinnen und Senioren mit 51 Prozent unverändert hoch. Berg: „Wir müssen ältere Menschen beim Umgang mit digitalen Technologien besser unterstützen. Auch deshalb engagiert sich Bitkom in diesem Jahr erneut am bundesweiten Digitaltag.“ Der Digitaltag findet am 24. Juni zum dritten Mal statt und hat das Ziel, für mehr Partizipation, Engagement und Kompetenzen in der digitalen Welt zu sorgen.
Im zweiten Corona-Jahr nutzten die Verbraucherinnen und Verbraucher digitale Technologien nicht nur intensiver, sie griffen dafür erneut tiefer in die Tasche. So hat mehr als ein Drittel (37 Prozent) in den vergangenen zwölf Monaten aufgrund von Corona digitale Geräte oder zusätzliche Software angeschafft bzw. Dienste in Anspruch genommen. Die meisten aus dieser Gruppe (45 Prozent) kauften sich wegen Corona ein Smartphone, 40 Prozent investierten in zusätzliches Computer-Zubehör. Mehr als ein Viertel schaffte sich extra einen Laptop (27 Prozent) oder Tablet (26 Prozent) an oder bezahlte für Gaming in Form von Software, Apps oder Abo-Diensten (27 Prozent). Jede und jeder Vierte (25 Prozent) investierte in Streaming-Abos für Musik und Hörbücher, ein Fünftel (20 Prozent) besorgte sich ein TV-Gerät. Für die zusätzlichen Geräte, Software oder Dienste zahlten die Verbraucherinnen und Verbraucher 2021 im Schnitt 913 Euro. Insgesamt geben 3 von 10 (30 Prozent) aller Befragten an, dass sie 2021 wegen der Corona-Pandemie mehr Geld für Geräte, Software und Dienste ausgegeben haben als im Jahr zuvor. Im ersten Corona-Jahr waren es bereits 65 Prozent gewesen, die Corona-bedingt mehr in Digitales investiert haben als vor der Pandemie.
Hohe Bedeutung haben digitale Technologien auch bei der Verbreitung von Informationen über die Pandemie. Wie hoch sind die aktuellen Infektionszahlen, welche Symptome zeigen sich bei Omikron, welche Schnelltests sind zuverlässig? Für Informationen rund um Corona nutzen die meisten Menschen Radio und Fernsehen (89 Prozent). 8 von 10 (82 Prozent) informieren sich im Freundes- oder Familienkreis über das aktuelle Pandemie-Geschehen. 71 Prozent gehen auf Online-Nachrichtenseiten und 6 von 10 (60 Prozent) greifen zu Zeitungen oder Zeitschriften. Die neuen Medien hat für eine Mehrheit der Bevölkerung ebenfalls Relevanz. So nutzt die Hälfte (51 Prozent) soziale Netzwerke und 42 Prozent informieren sich über Chats etwa von Messenger-Diensten wie WhatsApp oder Telegram. 16 Prozent schauen sich Videos über das aktuelle Pandemie-Geschehen auf YouTube an. Direkt auf die Website des Robert Koch-Instituts (RKI) gehen 4 von 10 (39 Prozent) und ein Viertel (26 Prozent) klickt die Portale von Ministerien oder Behörden an. Immerhin 6 Prozent bekannten sich in der Bitkom-Befragung dazu, bewusst „alternative Informationsangebote“ im Internet zu nutzen.
Insgesamt ist die Glaubwürdigkeit der öffentlichen Institutionen aber hoch: Fast drei Viertel (72 Prozent) der Deutschen geben an, den Informationen von RKI, Ministerien und Behörden zu vertrauen. Allerdings haben viele von ihnen Probleme, mit der Informationsflut rund um das Thema umzugehen: 43 Prozent derjenigen, die den Informationen der offiziellen Stellen vertrauen, finden es schwierig, Informationen über Corona richtig einzuordnen. Drei Viertel (76 Prozent) sorgen sich auch über die Verbreitung von Falschinformationen zu Corona in den sozialen Medien. So hat fast jede und jeder Zweite (48 Prozent) schon einmal Familienmitglieder, Freundinnen oder Freunde über Falschinformationen zu Corona aufgeklärt. „Wer Fake News erkennt, sollte sein soziales Umfeld darauf aufmerksam machen und auf offizielle Quellen verweisen. Corona heißt für uns alle: Farbe bekennen, Position beziehen und die Stimme der Vernunft hörbar machen, gerade auch in sozialen Medien“, appelliert Berg.
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