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WissenschafterInnen der Uni Graz diagnostizieren Herdenverhalten in der Finanzmarktkrise

14.12.2010  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Karl-Franzens-Universität Graz / idw.

Menschen sind Herdentiere – zumindest wenn das rationale Denken aussetzt.

Eine Studie am Institut für Finanzwirtschaft der Karl-Franzens-Universität Graz hat bestätigt, dass auch das Börsengeschäft von diesem Drang, der Masse zu folgen, maßgeblich beeinflusst werden kann. Dr. Susanne Lind-Braucher und Mag. Lukas Sattlegger stellten fest, dass in der aktuellen Finanzmarktkrise in Deutschland und Großbritannien eindeutig Herdenverhalten zu beobachten war, während sich die AnlegerInnen in Österreich kaum mitreißen ließen. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen dazu beitragen, die Entstehung von Krisen besser zu verstehen, um ihnen zukünftig besser vorbeugen zu können.

In Ausnahmesituationen, etwa in Panik, folgen Menschen ihrem Herdentrieb und tun, was alle tun. Ein Verhalten, das im Lauf der Geschichte an den Börsen immer wieder für Turbulenzen gesorgt hat. In ihrer empirischen Studie analysierten Lind-Braucher und Sattlegger Daten aus Österreich, Deutschland, Großbritannien, den USA und Japan aus den Jahren 2005 bis 2009, um herausfinden, ob es spezielle Märkte gibt, in denen Herdenverhalten besonders stark vorhanden ist.

„Wir haben einen fiktiven Marktindex konstruiert, der keine Einflüsse von Herdenverhalten zeigt, und dann untersucht, wie weit die realen Indices der einzelnen Länder davon abweichen“, erklärt Lind-Braucher die Methode. „Gibt es große Unterschiede, so ist das ein Hinweis auf Herdenverhalten“, folgert die Studienautorin. Besonders deutlich ließ sich dieses Phänomen auf den Finanzmärkten in Deutschland und Großbritannien diagnostizieren. In Japan zeigte sich Herdenverhalten nur in Extremsituationen, während in Amerika und Österreich kaum entsprechende Anzeichen zu beobachten waren. „In den USA scheint sich die lange Erfahrung mit dem Aktiengeschäft positiv auszuwirken. Was Österreich betrifft, so liegt die Ursache wahrscheinlich darin, dass nach wie vor traditionelle Spar- und Anlageformen bevorzugt werden“, vermutet Lind-Braucher.

Der Wissenschaftszweig der Behavioral Finance, in den auch die Grazer Studie fällt, versucht, Vorkommnisse auf dem Finanzmarkt unter Berücksichtigung psychologischer Faktoren zu erklären. „Ziel ist es, daraus zuverlässige Modelle zur Berechnung von Risiken und Gewinnchancen zu entwickeln“, informiert Lind-Braucher. Diese Modelle sollen Banken und AnlegerInnen vor fatalen Fehlinvestitionen bewahren.

Quelle: Mag. Gudrun Pichler, Karl-Franzens-Universität Graz / idw
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