26.08.2020 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Fraunhofer Institut.
Mit dem Crossmedia-Projekt »2049: Zeitreise Mobilität« hat das Fraunhofer IAO gemeinsam mit dem Hessischen Rundfunk Testpersonen per Virtual Reality (VR) auf eine Zeitreise ins Jahr 2049 geschickt, in Deutschland und den USA. Die abschließende Studie zeigt, welche Zukunftskonzepte auf Akzeptanz stoßen und als realistisch betrachtet werden. Bei den am häufigsten gewünschten Attributen an die Mobilität der Zukunft sind sich die verschiedenen Generationen jedoch nicht immer einig.
Wie können und wollen wir uns in Zukunft fortbewegen? Wie verändert sich dadurch das Bild und Leben in unseren Städten? Können wir uns das jetzt überhaupt schon vorstellen? Unsere Ansprüche an die Mobilität haben sich über die letzten Jahre ebenso verändert wie die Herausforderungen, denen wir begegnen müssen. Klimawandel, erhöhtes Verkehrsaufkommen, aber auch technische Entwicklungen und gesellschaftliche Werte beeinflussen sowohl Mobilitätsformen und -angebote als auch unser Mobilitätsverhalten.
Um solch komplexe Fragestellungen beantworten zu können, helfen Technologien wie beispielsweise Virtual Reality (VR), die abstrakte und räumlich schwer vorstellbare Zukunftsbilder intuitiv zugänglich und erlebbar machen. Aus diesem Grund kam im gemeinsamen Projekt »2049: Zeitreise Mobilität« des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und des Hessischen Rundfunks zur Erhebung der Mobilitätsbedürfnisse ein interaktiver VR-Film zum Einsatz. Ziel des Projekts war es, die Akzeptanz von Zukunftskonzepten im Feld der Mobilität auf breiter und international angelegter Basis zu untersuchen.
Mit dem Aufsetzen einer VR-Brille konnten die Testpersonen in Szenarien realer Städte in Deutschland und den USA im Jahr 2049 eintauchen, unterschiedliche Mobilitätskonzepte kennenlernen und bewerten. Die VR-basierte Befragung fand im Zeitraum Mai bis Oktober 2019 statt und wurde über mehrere Veranstaltungen in beiden Ländern hinweg durchgeführt. In der gleichnamigen Studie sind sowohl die Befragungsergebnisse zusammengestellt als auch Erkenntnisse über die Nutzung virtueller Realität als neue Form zur Erhebung von Technologieakzeptanz zu finden.
Für eine übersichtliche Auswertung der quantitativen Nutzerbefragung sind die Teilnehmenden in fünf Generationen unterteilt: von den »Traditionals«, die bis 1955 geboren wurden, bis hin zur »Generation Z«, zu denen die jüngsten Teilnehmenden ab dem Geburtsjahr 1995 zählen. In einer Tabelle sind die fünf am häufigsten genannten Attribute der jeweiligen Gruppen abgebildet, die sie sich für die Mobilität der Zukunft wünschen. Auffällig ist, dass das Thema Emissionsfreiheit von allen Gruppen auf den ersten Platz gewählt wurde, außer von Befragten aus der Generation Z. Zwar spielt dieser Aspekt für diese Generation auch eine große Rolle, allerdings zeigt sich hier ebenfalls ein vergleichsweise sehr großes Sicherheitsbedürfnis. Doch das Thema Verkehrssicherheit stieß ebenso wie Flexibilität auf eine breite Resonanz unter allen Befragten. Schnelle Mobilität wurde nur von den beiden jüngeren Generationen höher priorisiert und ist bei den anderen drei Generationen nicht unter den Top 5 zu finden. Dafür zeigt sich bei diesen ein hohes Bedürfnis nach Benutzerfreundlichkeit, was wiederum von den beiden jüngeren Generationen nicht häufig genannt wurde.
Das Forschungsteam des Fraunhofer IAO verantwortete die wissenschaftliche Begleitung der Probandenstudien und kombinierte zwei unterschiedliche Erhebungsmethoden. An der quantitativen Erhebung mittels Online- und VR-gestützter Befragung nahmen insgesamt etwa 1600 Personen teil. Die Ergebnisse zeigen, dass die Nutzung von VR-Szenarien für einen wesentlichen Informationsvorsprung bei den Testpersonen gesorgt hatte. Diese konnten in der anschließenden Befragung komplexe Fragestellungen im Durchschnitt 30 Prozent schneller beantworten als Personen, die lediglich an der vergleichbaren Online-Befragung ohne VR-Erlebnis teilnahmen. Für die qualitative Erhebung führte das Team Interviews mit ausgewählten deutschen und US-amerikanischen Expertinnen und Experten aus dem Mobilitäts- und Transportsektor.
Außerdem hat sich die VR-gestützte Befragung als hilfreiches Kommunikations- und Transfermedium zwischen Wissenschaft und Nutzenden erwiesen, wie Patrick Ruess, Forscher am Fraunhofer IAO, erklärt: »Egal ob Experte oder Laie - mit VR können wir abstrakte oder theoretische Konzepte für alle Probanden gleichermaßen zugänglich machen. Alle nehmen das Erlebnis intuitiv wahr, weil es ihre Emotionen auf intensive aber auch spielerische Weise anspricht. Man kann unmittelbar beurteilen, ob einem das Szenario gefällt oder nicht, unabhängig von Vorkenntnissen.« Aus Sicht der Forscherinnen und Forscher hat sich VR als geeignetes Werkzeug für die Erhebung von Nutzermeinungen erwiesen und könne sich als neue Herangehensweise für die Akzeptanzbewertung von Technologien und Zukunftsszenarien etablieren.
Bild: bruce mars (Pexels, Pexels Lizenz)
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