24.10.2017 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Sopra Steria GmbH.
In Deutschland hat sich inzwischen eine Blockchain-Szene mit vielen Startups etabliert. Das Zentrum bildet Berlin. Dort sitzt beispielsweise ein Team von Ethereum, einer Organisation, die eine der derzeit führenden Blockchain-Varianten erfunden hat. Hamburg wird durch seine Nähe zum Handel und zur Logistikbranche als kommende Blockchain-Hochburg für Anwendungen für die Realwirtschaft gehandelt. Das Interesse an Blockchain-basierten Anwendungen innerhalb der deutschen Wirtschaft ist entsprechend groß. Die Mehrheit der Unternehmen möchte den Blockchain-Zug nicht verpassen, auch wenn praktische Anwendungen sich erst durchsetzen müssen. Knapp neun von zehn befragten Unternehmen, die Blockchain kennen, befassen sich mit der Technologie. Der Großteil von ihnen sammelt derzeit vor allem Informationen und tüftelt an möglichen Anwendungsfällen.
„In den vergangenen fünf Jahren hat sich ein Markt entwickelt, und Investoren haben ein steigendes Interesse an Blockchain-Startups. Für viele Pioniere hat damit die Blockchain-Gegenwart bereits begonnen. Wer sich jetzt mit den Auswirkungen auseinandersetzt, wird Hürden schneller überwinden und damit früher neue Geschäftsmodelle auf Basis der Blockchain-Technologie entwickeln“, sagt Urs M. Krämer, CEO von Sopra Steria Consulting.
Ziel der meisten Unternehmen ist, den Umgang mit Geld, Dokumenten, Identitäten und Sachwerten künftig deutlich zu vereinfachen, zu beschleunigen und sicherer zu machen. Die befragten Unternehmen, die Blockchain bereits einsetzen, nutzen die Technologie unter anderem für eine Anwendung in der Zahlungsabwicklung. Befragte Banken und Versicherer vereinfachen zudem ihr Identity Management durch Blockchain und nutzen die Technologie beispielsweise für gesetzliche vorgeschriebene Know-your-customer-Prozesse.
Ein weiteres Einsatzgebiet ist die verbesserte Steuerung von Lieferketten. Über regelbasierte Verfahren auf Basis eines Smart Contracts werden Transportabläufe automatisiert. Das spart Zeit und Kosten. Zudem lassen sich Betrugsrisiken deutlich eingrenzen. Neue Geschäftsmodelle, beispielsweise die Nutzung von Mietgegenständen sowie der Verkauf von Musik und anderer Medien ohne Zwischenhändler sind weitere Anwendungsfelder. „Vorteile können theoretisch überall entstehen, wo ein Austausch von Werten und Daten stattfindet, die durch so genannte geschäftliche Vereinbarungen geregelt sind – also auch in der Arbeit mit Dienstleistern, im Handel, bei Streitfällen sowie bei der Revision und bei Überprüfungen durch Aufsichtsbehörden“, sagt Mustafa Cavus, Blockchain-Experte von Sopra Steria Consulting.
Übergreifend hapert es noch an den praktischen Ideen und am Gespür, ob Blockchain die richtige Technologie ist. Jede zweite befragte Fach- und Führungskraft sieht die Chance auf komplett neue Geschäftsmodelle, 29 Prozent wollen sich Vorteile gegenüber Wettbewerbern verschaffen. Jeder Fünfte tut sich allerdings noch schwer damit, sinnvolle Einsatzmöglichkeiten zu finden. Fehlende Anwendungsfälle für das eigene Unternehmen sind ein zentrales Argument gegen den Blockchain-Einsatz.
Andere Hürden sind Zweifel an der Sicherheit, der vermeintliche Energiehunger der Technologie und die Kosten für die Implementierung. Defizite hat Blockchain aus Sicht der Entscheider zudem beim Datenschutz. 51 Prozent der Befragten sehen dringend Verbesserungsbedarf beim Schutz vertraulicher Informationen, bevor sie auf die Technologie setzen wollen. „An der geäußerten Skepsis lässt sich ablesen, dass in den Unternehmen vielfach Unkenntnis herrscht. Viele der Argumente treffen nicht auf alle Plattformen und Anwendungen zu. Mit steigendem Know-how, praktischen Erfahrungen und mehr rechtlicher Sicherheit ist davon auszugehen, dass künftig mehr Unternehmen ihre Vorbehalte aufgeben“, so Mustafa Cavus.
Trotz fehlender Erfahrungswerte und fehlender technischer sowie rechtlicher Standards: 61 Prozent der befragten Fach und Führungskräfte sind überzeugt, dass die Blockchain-Technologie ihre Branche in den kommenden fünf Jahren verändern wird. Es gibt selbst Stimmen, die Blockchain das Potenzial zutrauen, für Transaktionen das zu werden, was das Internet für den Austausch von Informationen ist. „Viele Einsatzgebiete der Technologie sind derzeit noch gar nicht absehbar. Mit jeder praktischen Anwendung werden Unternehmen auf neue Möglichkeiten stoßen. Das ist sicher eine Parallele zum Internet“, sagt Mustafa Cavus von Sopra Sopra Steria Consulting.
Unternehmen, die ihren digitalisierten Waren- und Werteaustausch künftig über chronologisch aneinandergekettete, dezentral gespeicherte Datenblöcke betreiben wollen, betreten somit echtes Neuland. Um Entscheider eine Vorstellung zu verschaffen, was sich mit der Blockchain-Technologie verändert und verändern lässt, hat Sopra Steria Consulting gemeinsam mit dem F.A.Z.-Institut den „Managementkompass Blockchain“ veröffentlicht.
Der Kompass behandelt, welche Potenziale die Blockchain-Technologie kurz- und mittelfristig bietet. Anhand von Pilotprojekten und Szenarien aus der Finanz- und Energiewirtschaft bekommen auch Entscheider aus Industrie, Handel und der öffentlichen Verwaltung vermittelt, welche Möglichkeiten Blockchain bietet und wie sie sich dem Thema nähern können. Eine im Managementkompass vorgestellte Systematik hilft bei der Prüfung, ob Anwendungsfälle für die Blockchain-Technologie geeignet sind.
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