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So viele Frauen wie noch nie in den Vorständen deutscher Top-Konzerne

10.01.2025  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Ernst & Young GmbH.

Neuer Rekordwert: Noch nie gab es in Deutschlands Top-Konzernen mehr weibliche Vorstandsmitglieder. 136 Frauen führen gemeinsam mit ihren männlichen Kollegen in den leitenden Gremien die Geschicke der Konzerne aus DAX40, MDAX und SDAX – 14 mehr als noch vor einem Jahr.

Noch deutlicher wird der Anstieg, wenn man die aktuellen Zahlen mit denen vor vier Jahren vergleicht: Im Januar 2021 saßen gerade einmal 65 Managerinnen in den Vorständen von Deutschlands Top-160-Unternehmen – und damit nicht einmal halb viele wie heute. Den 136 Managerinnen stehen in den Vorstandsgremien insgesamt 559 Kollegen gegenüber – damit ist fast jeder fünfte Vorstand (19,6 Prozent) eine Frau. Der Anteil stieg gegenüber dem Vorjahr um 1,8 Prozentpunkte. Auch wenn der Anteil kleiner wird, bleiben – trotz des aktuellen Anstiegs – viele der geschäftsführenden Gremien aber auch im Jahr 2025 reine Männerdomänen: Fast vier von zehn Unternehmen (37 Prozent) in DAX40, MDAX und SDAX haben keine einzige Managerin in ihren Vorstandsgremien.

Das sind Ergebnisse einer Analyse der Struktur der Vorstände der 160 im DAX, MDAX und SDAX gelisteten Unternehmen, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zweimal jährlich durchführt.

Ev Bangemann, Leiterin des Bereichs Climate Change & Sustainability Services bei EY in Deutschland: „Trotz der Fortschritte, die wir durchaus sehen: Für Frauen bleibt der Weg in die Führungsebene – egal ob mittleres Management oder Führungsspitze von Unternehmen – steinig. Zudem brauchen Frauen erwiesenermaßen länger, um in Top-Funktionen zu kommen, verweilen dort aber kürzer als Männer. Um dies dauerhaft zu ändern, braucht es unter anderem eine größere Offenheit für neue und emphatischere Arten der Führung, wie sie Frauen vielfach leben. Wir sehen aber auch: Quoten allein reichen nicht aus, es braucht nachhaltige Maßnahmen, die früher ansetzen, wie beispielsweise Sponsoringprogramme oder Beförderungen in Eltern- oder Teilzeit, um zu zeigen, dass die Unternehmen hinter ihren weiblichen Führungskräften stehen und auf sie setzen.“

Mehr als ein Drittel der neubestellten Vorstände im Jahr 2024 waren Frauen

Im Laufe des vergangenen Jahres wurden bei den 160 analysierten Unternehmen insgesamt 85 neue Managerinnen und Manager als Vorstände eingesetzt – 30 davon waren weiblich, was einem Anteil von 35 Prozent entspricht. Gleichzeitig haben insgesamt 74 Vorstandsmitglieder die entsprechenden Gremien verlassen, 16 von ihnen waren Frauen. Dies ergibt im Saldo 14 zusätzliche Managerinnen im Jahr 2024. Die Zahl der Manager sank dagegen um drei. Den stärksten Anteil stellen Managerinnen in den Vorständen der Telekommunikationsbranche: Ein Viertel (25 Prozent) der Entscheider sind hier Frauen. In den Bereichen Konsumgüter und Rohstoffe liegt der Anteil der weiblichen Vorstände mit jeweils 24 Prozent nur knapp darunter. In der Medienbranche sind dagegen nur 13 Prozent der Vorstände Frauen.

Bangemann: „Sehr viele Konzerne haben begriffen, dass Vielfalt in ihren Chefetagen ein wichtiger Aspekt ihres wirtschaftlichen Erfolges ist. Allerdings ist dies noch längst nicht überall der Fall. So bleibt der Anteil der Vorstände mit nur einer einzigen Frau im Gremium hoch. Das wirft Fragen auf, wie ernst die Unternehmen das Thema Diversität in Führungspositionen nehmen.“ Die Vorteile einer diversen Besetzung von Führungspositionen, so Bangemann, lägen auf der Hand: „Unternehmen, in denen Entscheidungen nur von einem Geschlecht oder Managerinnen und Managern mit wenig diversem Hintergrund getroffen werden, haben einen Großteil ihrer aktuellen und potenziellen Kundschaft und deren unterschiedliche Bedürfnisse gar nicht im Blick. Diversität in den Managementebenen kann hingegen sicherstellen, dass sich Unternehmen bestmöglich auf ihre verschiedenen Kundengruppen ausrichten. Chancengleichheit und Fairness sind Faktoren, die immer eine Rolle spielen müssen – aber auch mit Blick auf die wirtschaftlichen Interessen kann sich mangelnde Diversität zum klassischen Eigentor für die Ambitionen von Unternehmen entwickeln. Dies gilt gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten, wie wir sie aktuell erleben.“

Deutlicher Anstieg bei Vorständen mit mindestens einer Managerin im MDAX

Für die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien divers aufgestellte Führungsgremien zudem ein positives Signal – auch weil sich eine diverse Belegschaft dann besser reflektiert und repräsentiert fühle, so Bangemann: „Bei vielen Unternehmen ist die Belegschaft schon einen Schritt weiter und deutlicher diverser aufgestellt als die Führungsetage.“ Dies zeigt sich auch in den Vorständen der DAX40-Konzerne, wo Managerinnen am stärksten vertreten sind: Etwas mehr als ein Viertel der Vorstandsmitglieder des deutschen Leitindex sind weiblich (26 Prozent). Deutlich niedriger ist der Anteil in MDAX- (20 Prozent) und SDAX-Vorständen (14 Prozent). Allerdings bemerkenswert: Während der Anteil von Unternehmen mit mindestens einer weiblichen Vorständin in Deutschlands Top-Index im Vergleich zum Jahresbeginn 2024 (93 Prozent) zum 1. Januar 2025 nur um zwei Prozentpunkte auf 95 Prozent stieg, legte dieser Wert im MDAX (64 Prozent, plus zwölf Prozentpunkte) deutlich zu. Im SDAX hingegen sank der Anteil leicht – von 46 auf 44 Prozent.

Sieben der 160 untersuchten Unternehmen haben einen weiblichen (Co-) CEO. Dabei handelt es sich um die folgenden Unternehmen: CEWE, Commerzbank, Daimler Trucks, Merck, PVA TePla, TAG Immobilien, Renk. Das ergibt einen Anteil von vier Prozent. Bangemanns Fazit: „Festzuhalten bleibt, dass wir eine stabile, positive Entwicklung sehen – auch wenn wir zum Teil deutlich hinter unseren europäischen Nachbarn liegen. Am Ziel sind Deutschlands Unternehmen in puncto Diversität noch nicht, aber der eingeschlagene Weg ist der richtige.“

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