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Neue Studie: Welche Fähigkeiten brauchen wir für die Arbeitswelt 4.0?

30.05.2018  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: McKinsey & Company.

Die Nachfrage nach technischem Fachwissen wird dramatisch steigen. Weitere Automatisierung verlangt zugleich mehr Sozialkompetenzen und Kreativität. In Deutschland gibt eskünftig immer weniger Jobs mit händischen oder motorischen Fertigkeiten.

Automatisierung und künstliche Intelligenz werden den Arbeitsalltag und die dafür benötigten Fähigkeiten dramatisch verändern. Bis 2030 wird der Anteil der Arbeit, der technisches Wissen voraussetzt, um bis zu 55% steigen, während immer weniger händische oder motorische Fertigkeiten benötigt werden (minus 14%). Gleichzeitig werden soziale und emotionale Kompetenzen an Bedeutung gewinnen. Der Anteil der Arbeitszeit, der diese Fähigkeiten erfordert, wird bis 2030 um rund 24% zunehmen.

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Dies sind die zentralen Ergebnisse einer neuen Studie, die das McKinsey Global Institute (MGI) unter dem Titel „Skill shift – Automation and the future of the workforce“ am Donnerstag veröffentlicht hat. Das MGI hat dafür erstmals quantifiziert, welchen Effekt der Einsatz neuer Technologien auf die Nachfrage nach bestimmten Fähigkeiten hat. Untersucht wurden exemplarisch fünf Branchen (Banken und Versicherungen, Energie, Gesundheit, verarbeitende Industrie sowie Handel). Im Mittelpunkt der Untersuchung standen neben Deutschland fünf weitere Länder: die USA, Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien.

Nachfrage nach körperlichen und manuellen Fähigkeiten sinkt

In Deutschland wird der Rückgang der Arbeitszeit, die auf den Einsatz händischer Fähigkeiten entfällt, mit minus 22% bis 2030 noch deutlicher sein als in den anderen untersuchten Ländern. „Grund dafür ist, dass Stellen vor allem im verarbeitenden Gewerbe immer weniger physische Kraft und händisches Steuern von Maschinen erfordern werden“, sagt Anna Wiesinger, Düsseldorfer Juniorpartnerin bei McKinsey und Ko-Autorin der Studie. Die technologischen Fähigkeiten der Arbeiter in Deutschland seien im internationalen Vergleich schon heute vergleichsweise hoch, stellt Wiesinger fest. Die Studie zeigt: Deutschland liegt gegenwärtig mit einem Anteil von 14% der Arbeitszeit, die auf technologische Expertise entfällt, vor den USA und Frankreich (je 11%) oder Großbritannien (12%). Bis 2030 wird sich dieser Anteil in Deutschland auf 19% erhöhen. Zu den untersuchten Fähigkeiten gehören IT-Expertise, Programmier- und Analysekenntnisse sowie wissenschaftliche Forschungs- und technische Designfähigkeit. Wiesinger: „Deutschland baut den Schwerpunkt auf Technologiefähigkeiten aus.“

Nachfrage nach sozialen und emotionalen Fähigkeiten steigt

Durch Automatisierung und den Einsatz künstlicher Intelligenz werden aber auch andere Fähigkeiten an Bedeutung gewinnen, zeigt die Studie. Der Anteil an Arbeitszeit, der soziale und emotionale Fähigkeiten voraussetzt, wird in Deutschland um knapp ein Viertel auf dann 20% zunehmen. Konkret heißt das: Auch in Zeiten der Digitalisierung gewinnen Kommunikations- und Verhandlungsgeschick, Empathie und Führungsvermögen weiter an Bedeutung. Die MGI-Analyse zeigt insgesamt eine durch Automatisierung weiter zunehmende Nachfrage nach Arbeitnehmern, die bereits heute knapp verfügbar sind.

Der Gesundheitssektor nimmt im internationalen Branchenvergleich eine Sonderrolle ein. Wiesinger: „Der Gesundheitsbereich ist der einzige Sektor, in dem auch die Nachfrage nach körperlichen und händischen Fähigkeiten weiter steigt, weltweit um ca. fünf Millionen Arbeitskräfte.“ Dies liege vor allem an dem demografisch bedingten steigenden Bedarf an Krankenschwestern, Pflegern oder Physiotherapeuten. In der Finanzbranche ist mit einer weitreichenden Automatisierung von Verwaltungstätigkeiten zu rechnen. Ähnlich das Bild im Handel: Automatisierung von unterstützenden administrativen Tätigkeiten, dafür mehr Kundeninteraktion.

Unternehmen in der Pflicht: Mitarbeiter mit neuen Fähigkeiten ausstatten

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen nach den Analysen von McKinsey ihre Mitarbeiter gezielt aus- und weiterbilden. „Jeder dritte Top-Manager fürchtet, dass fehlende Fähigkeiten in der Belegschaft direkte negative Auswirkungen auf die Geschäftsbilanz haben können“, erläutert Wiesinger die Ergebnisse einer Befragung von 3.000 Vorständen in sieben Ländern. Jeder vierte Befragte äußert die konkrete Sorge, dass Wachstumsziele verfehlt werden. Auf die Frage nach den wichtigsten Veränderungen von Organisationsstrukturen in den nächsten Jahren nennt ein Viertel die Einführung und Förderung breiterer Trainingsangebote für Angestellte. Wiesinger: „Die Kernaufgabe wird es daher sein, Mitarbeiter schnell genug mit Fähigkeiten für die Zukunft auszustatten.“ Das viel zitierte lebenslange Lernen werde immer wichtiger.

Hintergrund und Methodik

Für die Studie „Skill shift – Automation and the future oft he workforce“ hat das MGI eine neue Taxonomie mit fünf Fähigkeitskategorien aufgestellt (körperliche und händische, grundlegende kognitive, höhere kognitive, soziale und emotionale sowie technologische Fähigkeiten), die 25 einzelne Fähigkeiten umfasst. Für das Jahr 2016 wurde die Arbeitszeit quantifiziert, die in über 800 Berufen und sechs Ländern auf die Anwendung dieser Fähigkeiten entfällt und deren Entwicklung mittels eines Automatisierungsmodells bis 2030 berechnet. Berücksichtigt wurden hierfür wichtige makroökonomische Trends wie der Wegfall von Stellen durch Produktivitätssteigerungen im Rahmen von Automatisierung einerseits sowie die Schaffung neuer Stellen durch die Einführung neuer Technologien andererseits. Darüber hinaus präsentiert der MGI-Bericht Ergebnisse aus einer Umfrage unter mehr als 3.000 Führungskräften in Organisationen, die mit mindestens einer Automatisierungstechnologie vertraut sind.

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