21.05.2019 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Ernst und Young GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
In einer aktuellen Studie des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY im Auftrag von Microsoft Deutschland geben 86 Prozent der befragten deutschen Unternehmen an, dass künstliche Intelligenz in den nächsten fünf Jahren einen sehr starken beziehungsweise starken Einfluss auf ihre Branche haben wird.
So arbeitet ein Großteil der befragten deutschen Unternehmen bereits mit künstlicher Intelligenz. 54 Prozent haben nach eigenen Angaben die ersten Pilotprojekte gestartet, und ein Viertel hat die Technologie bereits so in die Unternehmensabläufe implementiert, dass sie ausgewählte Aufgaben oder sogar ganze Prozesse übernehmen kann.
Europaweit haben gerade einmal 41 Prozent der Unternehmen mit Pilotprojekten begonnen. Allerdings sind bereits 31 Prozent in einem fortgeschrittenen Stadium und setzen KI in ihren Unternehmensprozessen ein.
Das Tempo in Deutschland könnte aber möglicherweise noch anziehen: 45 Prozent sehen KI als sehr wichtige oder sogar die wichtigste Priorität in ihrer Digitalstrategie. Europaweit ist das nur bei 36 Prozent der befragten Unternehmen der Fall.
Für 80 Prozent der deutschen Unternehmen ist vor allem die Automatisierung von Prozessen eine relevante Anwendungsmöglichkeit für KI. Vorhersagen etwa von Kundenverhalten oder Marktentwicklungen halten 71 Prozent für vielversprechend in der Praxis. Und 60 Prozent erkennen in der Aufbereitung von externen und internen Daten als Basis für weitere Entscheidungen wichtige Anwendungen von KI.
Am Ende dürfte die Technologie die Ausrichtung von Unternehmen deutlich verändern: Etwa die Hälfte der deutschen Befragten (51 Prozent) erwartet, dass KI eine große Rolle bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle spielen wird. Das traditionelle Kerngeschäft und daran angrenzende Bereiche wird KI nur aus Sicht von 34 beziehungsweise 29 Prozent stark beeinflussen.
Allerdings bringt die Technologie aus Sicht der Unternehmen auch Risiken mit sich. An vorderster Stelle nennen 63 Prozent der deutschen Unternehmen regulatorische Anforderungen. So sind vielen die Richtlinien im Land für den Einsatz von KI noch zu unklar. 54 Prozent fürchten sogar, dass sie die Kontrolle über die KI verlieren und diese sich verselbstständigt.
Das sind Ergebnisse der Studie „Artificial Intelligence in Europe“, für die insgesamt knapp 300 Unternehmen in 15 europäischen Ländern befragt wurden. 35 der befragten Unternehmen haben ihren Sitz in Deutschland.
Damir Zubovic, Partner und Leiter Daten- und Informationsmanagement sowie Analyse und künstliche Intelligenz im Bereich Advisory Services bei EY, kommentiert die Zahlen: „Deutsche Unternehmen sind bei neuen Technologien oft eher zurückhaltend. Die Demokratisierung und Zugänglichkeit von KI sowie die rapide wachsende Menge an auszuwertenden Daten lässt die Bedeutung von KI allerdings auch für Unternehmen hierzulande deutlich ansteigen. Der Reifegrad ist aber noch sehr unterschiedlich auf dem deutschen Markt verteilt und viele Unternehmen suchen noch nach einer nachhaltigen Wertschöpfung.“
„In vielen Bereichen beginnen Unternehmen gerade erst damit, das volle Potenzial von Künstlicher Intelligenz als Treiber und Wegbereiter für die digitale Transformation zu erforschen. Wo genau kann KI einen Mehrwert schaffen? Wo sollen sie beginnen? Selbst bei fortgeschrittenen Anwendern sind noch viele Fragen offen“, sagt Sabine Bendiek, Geschäftsführerin Microsoft Deutschland. „Bei der Bewältigung der Herausforderungen geht es dabei genauso um Kultur und Führung, wie um Daten, Analytik und Technologie. Wenn KI Führungskräfte dabei unterstützt, operative Aufgaben effektiver anzugehen, können sie sich besser darauf konzentrieren, ihre Mitarbeiter zu befähigen.“
Auf die Frage, was sie benötigen, um künstliche Intelligenz bei sich zu implementieren, nennt mehr als ein Drittel (35 Prozent) der deutschen Unternehmen Fachkräfte und deren Kompetenz an vorderster Stelle. Das ist einer der Gründe dafür, dass sich deutsche Firmen in den vergangenen Jahren die nötige KI-Kompetenz vermehrt von außen ins Unternehmen geholt haben: Von 2008 bis 2018 gaben deutsche Unternehmen 520 Millionen US-Dollar für insgesamt 140 Investitionen in KI aus. Damit landet Deutschland auf Platz drei im europäischen Vergleich. Europaweit steht das Vereinigte Königreich mit deutlichem Abstand an der Spitze: Dort investierten Unternehmen 7,3 Milliarden US-Dollar bei 533 Deals. In Frankreich gaben die Unternehmen für 165 Investitionen im Bereich künstliche Intelligenz knapp 1,4 Milliarden US-Dollar aus.
EY-Partner Zubovic: „Unternehmen können sich mit künstlicher Intelligenz einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Im Vergleich zu anderen Technologien adressiert KI nicht ein spezifisches Problem, sondern wird alle Bereiche eines Unternehmens ähnlich stark beeinflussen. Sie sind mit KI beispielsweise in der Lage, Kundenverhalten bereits im Voraus zu bestimmen oder ihre Produktion selbstoptimiert zu betreiben. Unternehmen brauchen jedoch einen umfangreichen Mix an Talenten, um alle sich bietenden Möglichkeiten zu nutzen. Es gibt relativ wenige dermaßen vielfältig ausgebildete Fachkräfte auf dem Markt. Gerade Unternehmen ohne jegliche Erfahrung im KI-Bereich haben es schwer, die für ihren Bedarf nötigen Anforderungsprofile an Fachkräfte zu beschreiben und sich entsprechend am Arbeitsmarkt zu platzieren. Eine Möglichkeit für sie ist es, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für das bestehende Personal zu schaffen. Auch Kooperationen können helfen, ohne viel eigenes Startinvestment von den Vorteilen der Technologie zu profitieren.“
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