04.07.2023 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Jones Lang LaSalle GmbH.
Expert:innen von Wealthcap, JLL, der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und der digitalen Baustoff-Recycling-Plattform Madaster geben ihre Einschätzungen zum technisch-wirtschaftlichen Status quo, Potenzial der Kreislaufwirtschaft und regulatorischen Rahmen sowie zu zukünftigen Entwicklungen.
Die Expert:innen clustern die Erkenntnisse der Studie in vier zentrale Bereiche. Diese stellen Handlungsaufforderungen für das Erreichen einer echten Kreislaufwirtschaft in der Immobilienbranche für relevante Stakeholder dar. Erstens braucht es einen verbindlichen Standard für die frühzeitige Erstellung vollumfänglicher Materialpässe für verwendete Baustoffe. Zweitens muss die Wiederverwendung genutzter Materialien in der Praxis dementsprechend konsequent implementiert werden. Drittens sollten die Stakeholder verstärkt auf biophiles Design achten, also auf an der Natur orientierte Architektur, die im Sinne nachhaltiger Aufenthaltsqualität u. a. Innenbegrünung mit recycelbaren Materialien kombiniert. Viertens müssen schon in der Planungsphase flexible, modulare, bauliche Konzepte erarbeitet werden.
Im Fokus der Analyse stehen speziell der Bestandserhalt und die Bestandsentwicklung. Die Struktur in den Städten ist stark veraltet, da mehr als die Hälfte aller Bürogebäude in den deutschen Top-5-Städten vor 1991 gebaut wurde. Zugleich entscheiden sich Immobilieneigentümer:innen und Investor:innen noch zu häufig für Abriss und Neubau. Die Herstellung neuer Bauteile setzt große Mengen an umweltschädlichen Stoffen frei. Die Zement-, Stahl- und Glasindustrie gehören zu den CO2-intensivsten Wirtschaftszweigen weltweit. Für Bestandsimmobilien kann die Kreislaufwirtschaft unter Berücksichtigung klimagerechter Sanierungspläne eine Chance darstellen und durch eine effizientere Wiederverwertung von Baumaterialien zu einer erheblichen Einsparung von Treibhausgasen beitragen.
Laut den Autor:innen der Studie wird die Kreislaufwirtschaft in der Baupraxis und Regulatorik noch nicht vollumfänglich berücksichtigt. Dabei ist der gesamte Lebenszyklus einer Immobilie, vom Bau bis hin zum Abriss, ein entscheidender Faktor für die Nachhaltigkeit und Energieeffizienz von Gebäuden. „Reguliert wird vor allem der operative Energieverbrauch. Erzeugen moderne Gebäude im Betrieb zwar kaum schädliche Stoffe, entstehen jedoch durch ihren Bau viele ‚graue Emissionen‘, die einen erheblichen Anteil an der Gesamtbilanz ausmachen können und nicht konsequent genug erfasst werden“, so Martina Williams, Head of Work Dynamics, DACH & CEE bei JLL.
Wie sich die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in der Praxis umsetzen lassen, zeigt die Studie anhand von fünf konkreten Praxisbeispielen. So hat sich der Eigentümer Wealthcap etwa bewusst für den Erhalt der Münchener „Ten Towers“ mit 60.000 Quadratmeter Bürofläche und gegen einen ungleich ressourcenintensiveren Neubau entschieden. Zudem sollen Bodenbeläge und Fassadenbestandteile zur Wiederverwendung aufbereitet und der Strom- und Wasserverbrauch durch gezielte Effizienzmaßnahmen deutlich reduziert werden. Das gesamte nachhaltige Sanierungskonzept folgt dabei dem Leitgedanken „Reduce, Reuse, Recycle“.
„Zuerst kommt es auf einen begrenzten und ressourcenschonenden Materialeinsatz (Reduce) an. Anschließend auf einen möglichst langen Lebenszyklus von Materialien und Bauteilen sowie deren Wiederverwertbarkeit (Reuse). Erst wenn das nicht mehr möglich ist, kommen Abbruch und Recycling der Materialien ins Spiel“, erläutert Janny Stimmer, Leiterin Asset Management Süd & Ost bei Wealthcap.
„Viele Bestandshalter sowie Finanzierer und Investoren erkennen die strategische Relevanz klimagerechter Sanierungspläne und sind entschlossen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden“, ergänzt Dr. Christian Simanek, Bereichsleiter Asset Management bei Wealthcap.
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© JLL
Bild: Beeki (Pixabay, Pixabay License)
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