31.07.2023 — Sarah Hofmann. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Künstliche Intelligenz stellt nicht nur einzelne Berufsbilder, sondern die ganze Arbeitswelt auf den Kopf. In den verschiedensten Bereichen werden Prozesse sowohl für Arbeitgeber als auch für Jobsuchende erleichtert. Das gilt auch für den Bewerbungsprozess.
Die richtige Taktik für die Trennung
Schon bevor der Bewerbungsprozess beginnt, kann ein KI-Tool dabei unterstützen, die passende Stelle zu finden. Viele Jobplattformen sind dazu in der Lage, aus einer Vielzahl von Stellenanzeigen diejenigen herauszusuchen, die am besten zu den Fähigkeiten und Erfahrungen des Bewerbenden passen. Hierfür wird einfach der hochgeladene Lebenslauf mit den Anforderungen der Jobangebote verglichen. Keine hohe KI-Kunst und dennoch eine hilfreiche Fähigkeit, um sich einen Überblick im Stellenausschreibungsdschungel zu verschaffen.
Mit einem aufgehübschten Lebenslauf ist nicht gemeint, Hochschulabschlüsse oder Berufserfahrung dazu zu mogeln. Viel eher geht es darum, dass der Lebenslauf von KI-basierten Tools bei der Auswertung (auf Seite der Arbeitgeber) richtig interpretiert wird, also ATS-freundlich ist.
Damit ein Lebenslauf beim gewünschten Arbeitgeber auch als passend eingestuft wird, müssen darin bestimmte Phrasen und Keywords enthalten sein, nach denen die ATS-Software des potenziellen Arbeitgebers die Bewerbungsunterlagen scannt. Um die richtigen Begriffe zu verwenden, lohnt es sich, die Stellenausschreibung genau durchzuschauen und nach relevanten Wörtern und Formulierungen zu suchen. Von zentraler Bedeutung sind hier vor allem genannte Schlüsselqualifikationen und Anforderungen wie z. B. Software-Kenntnisse oder jobspezifische Erfahrungen.
Ein Anschreiben zu verfassen ist für viele der schwierigste Part einer Bewerbung. Wie findet man die richtigen Worte, schreibt man sauber und ansprechend, ohne jedoch zu übertreiben? Es befinden sich mittlerweile einige KI-Tools auf dem Markt, die bei der Erstellung des Anschreibens unterstützen können. Sie liefern Vorschläge für die Textstruktur und Formulierungen, und sie überprüfen Rechtschreibung und Grammatik. Tools wie ChatGPT sind da sicherlich hilfreich. Dennoch empfiehlt es sich nicht, das gesamte Anschreiben von einem Chatbot verfassen zu lassen. Ein eigenständig formuliertes Anschreiben ist perfekt auf die ausgeschriebene Stelle abgestimmt und lebt außerdem von der persönlichen Note und in manchen Fällen von der richtigen Prise Kreativität. So viel Menschlichkeit kann eine KI dann doch (noch) nicht ersetzen.
Allgemein gilt: Sich von ChatGPT & Co. inspirieren und unterstützen zu lassen kann eine gute Idee sein. Allerdings sollte das Erstellen der Bewerbungsunterlagen nicht gänzlich an die Künstliche Intelligenz outgesourct werden. Erstens kann sich eine KI immer irren, zweitens verspricht ChatGPT nur wenig sprachliche Varianz, sodass z. B. jeder Absatz mit dem gleichen Wort beginnt. Drittens setzen sich die meisten Arbeitgeber und HR-Abteilungen lieber mit Menschlichkeit als mit Datensätzen auseinander. Faktor Mensch spielt weiterhin eine wichtige Rolle, sei es, um Fakten zu prüfen oder um statischen Texten Leben einzuhauchen.
In der Welt der Künstlichen Intelligenz tauchen gefühlt wöchentlich neue Trend-Apps auf, die auf Social Media-Plattformen einen kurzzeitigen Hype auslösen. Auf TikTok wird aktuell die KI-Fotoapp Remini gehypt, die Bewerbungsfotos aufhübschen soll. Viele Influencer nutzen die App, um aus simplen Selfies professionell wirkende Porträtfotos erstellen zu lassen. Da bietet es sich an, diese Bilder gleich als Bewerbungsfotos zu nutzen oder alternativ als Profilbild auf das Berufsvernetzungsportal LinkedIn hochzuladen.
Remini stammt aus Italien und kommt aus dem Hause der italienischen Firma Bending Spoons, die verschiedene KI-Bild- und Video-Apps im Angebot hat. Remini gibt sich in seiner Werbung selbstbewusst und schreibt: „Der einzige Foto- und Videoverbesserer, den Sie jemals brauchen werden.“ Dank „transformativer Technologie“ soll es damit möglich sein, aus Bildern minderer Qualität „erstaunliche HD-Upgrades" zu zaubern. „Heben Sie Ihre Inhalte auf ein professionelles Niveau.“
Die App bietet viele klassische Fotobearbeitungsoptionen. Neben KI-Filtern kann man unscharfe Bilder aufpeppen, alte Fotos modernisieren und farbig machen sowie Gesichtsmerkmale verschönern. Doch am stärksten wirbt Remini mit dem kompletten Umbau von Bildern. Um das alles ohne Wasserzeichen und Werbung nutzen zu können, ruft die App Wochenpreise von 10 Euro oder Jahrespakete für 80 Euro auf – ein teurer Spaß. Die Qualität der ausgegebenen Fotos ist allerdings weitestgehend überzeugend. Obwohl die App, wie viele KI-Fototools, auch merkwürdige Ergebnisse ausspuckt, gibt es größtenteils vorzeigbare Bilder. ZEIT-Online Redakteur Jakob von Lindern, der die App mit eigenen Fotos ausprobiert hat, zieht ein Fazit: „Danke für die Wangenknochen, Remini, aber ich würde das Foto trotzdem nicht verwenden. Dafür sieht es zu doch zu sehr wie jemand anderes aus.“ Dies liegt vor allem daran, dass die Fotos fast schon zu perfekt und glattgebügelt wirken. Bei Remini ist die KI bis dato noch ziemlich offensichtlich.
Ähnlich wie bei der Fotobearbeitungsapp Lensa, die im Frühjahr ihren Hype erlebte, muss sich auch Remini mit berechtigter Kritik auseinandersetzen. Die Ästhetik wird von vielen Nutzenden als ‚zu schön‘ oder sogar sexistisch beschrieben. So konzentrierte sich Remini bei weiblichen Nutzerinnen wiederholt auf stark ausgeschnittene Oberteile, anstatt auf Professionalität. Bending Spoons reagierte über Instagram auf entsprechende Vorwürfe entschuldigend und versicherte, stetig Verbesserungen vorzunehmen.
Die alte Frage des Datenschutzes ist bei Remini ebenfalls nicht gänzlich geklärt. Zwar hält sich die App nach eigenen Angaben an die Datenschutzverordnung, trotzdem landen die hochgeladenen Bilder der Nutzenden auf den Servern der Firma. Das schmälert die Beliebtheit der App aktuell nicht. Datenfirmen schätzen, dass in einem Monat rund 22 Millionen Downloads zusammenkamen – bei mehr als 20 Millionen aktiven Nutzenden täglich.
Personaler reagieren auf den Bewerbungsfoto-Trend relativ unbeeindruckt. Von mehreren Seiten heißt es, dass grundsätzlich keine Fotos mehr verlangt werden und das Aussehen beim Bewerbungsprozess keine Rolle spielt. Bewerbungsfotos seien sowieso hauptsächlich nur noch in Deutschland verbreitet und eher ein Relikt deutscher Bewerbungstraditionen. Auch wenn sie mit KI erstellt wurden.
Obwohl die Welt der generativen KI fast unendliche Möglichkeiten eröffnet und uns immer wieder mit neuen Gimmicks verwöhnt, können manche Trends getrost einfach Trends bleiben. Bewerbungsfotos bekommen Sie günstiger beim Fotografen und da können Sie sich sicher sein: Das bin tatsächlich ich.
Bild: 089photoshootings (Pixabay, Pixabay License)
Themen
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Präsenz-Seminare können bis zu 15 Tage vor der Veranstaltung kostenlos umgebucht werden. Danach wird aufgrund der Kurzfristigkeit eine Umbuchungsgebühr in Höhe von 60 € zzgl. MwSt. fällig.
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Alle Informationen zu unseren Inhouse-Angeboten sowie die passenden Ansprechpartnerinnen und -partner finden Sie auf unserer Inhouse-Seite unter: https://www.dashoefer.de/inhouse-seminare.html
Das Zertifikat, das Sie nach der Veranstaltung per E-Mail erhalten, beinhaltet alle Kriterien (Inhalt, Dauer, Referent*in und Datum), um das Seminar bei den entsprechenden Kammern als Weiterbildung anrechnen zu lassen.
Darüber hinaus gelten unsere Seminare aus dem Bereich Immobilien und Grundbesitz als Qualifikationsnachweis für Mietverwalter, WEG-Verwalter und Immobilienverwalter sowie unsere Seminare aus dem Personalmanagementbereich als Fortbildungsnachweis nach § 15 FAO für Anwält*innen.
Wir akzeptieren ausschließlich Bildungschecks aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen.
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