24.11.2022 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Robert Half Deutschland GmbH & Co. KG.
Ein Unternehmen in einer Zeit wirtschaftlicher Turbulenzen an die Börse zu bringen, ist herausfordernd: Es ist schwieriger, eine angemessene Bewertung zu erzielen, da Investoren überzeugt werden müssen, während die allgemeinen Prognosen negativ tendieren. Aber wie bei jeder Chance zur Kapitalbeschaffung gibt es Unternehmen, die in der Lage sind, über die gegenwärtigen Konjunkturtrends hinauszublicken: diejenigen, die sich bereits auf den Börsengang vorbereiten, und diejenigen, die ihn für die Zukunft in Betracht ziehen. Der Börsengang eines Unternehmens an einer der internationalen Börsen erfordert mindestens 18-24 Monate Vorbereitung (manchmal auch länger), um das Vorstandsteam auf eine Reise vorzubereiten, auf der sie über mehrere Jahre zusammenarbeiten werden. In jedem Fall ist dieser Schritt ein langfristiger.
Wenn Gespräche über Börsengänge (Initial Public Offerings, IPOs) beginnen, führt oft der Chief Executive (CEO) oder der Unternehmensgründer den Prozess an, nachdem er das Unternehmen aufgebaut hat. Manchmal auch mithilfe von externen Investoren, die einen Exit anstreben. Die Verlockung eines Börsengangs liegt in der Möglichkeit, neue Mittel zu generieren, Anreize für die Unternehmensführung zu schaffen und die Glaubwürdigkeit eines breiten Spektrums von Aktionären zu gewinnen. Die Vision kann jedoch nur mit dem richtigen Führungsteam verwirklicht werden, das in der Lage ist, den Anforderungen einer öffentlichen Beteiligung gerecht zu werden, sodass die Vorbereitung des Vorstands auf den Börsengang von entscheidender Bedeutung ist.
Die engste und wichtigste Beziehung im Vorstand einer Aktiengesellschaft besteht zwischen dem Vorstandsvorsitzenden (CEO) und dem Finanzvorstand (CFO); sie leiten die Roadshows für Investoren und erstatten dem Markt Bericht. Während Vorstandsvorsitzende vielleicht weniger Erfahrung mit öffentlichen Beteiligungen benötigen – weil sie das Gesicht des Unternehmens sind – braucht der CFO sehr wohl Kapitalmarkt und Börsenerfahrung, sowohl was die Berichts- und Offenlegungsanforderung angeht als auch die Kontroll- und Aufsichtsmechanismen der Börsenaufsicht. Es handelt sich um eine sehr spezifische Kombination von Fähigkeiten, die benötigt wird, weshalb der CFO oftmals vor einem Börsengang ausgetauscht wird.
Die dritte maßgebliche Figur in dieser Konstellation ist der Aufsichtsratsvorsitzende, der in der Regel über ein umfangreiches Kontaktbuch und jahrelange Erfahrung verfügt. Ein geeigneter Aufsichtsratsvorsitzender wird bereits mit den meisten Akteuren zusammengearbeitet haben, die Erfahrung mit öffentlichen Investoren, Beratern und börsennotierten Unternehmen haben. Ihre Seriosität und ihr Einfluss sind wesentlich für die IPO-Story und helfen dem Vorstand, den Schritt an die Börse zu wagen. Sie werden oft zusammen mit den Beratern für eine Transaktion bestellt und verleihen anderen Berufungen Glaubwürdigkeit; potenzielle Führungskräfte, die im Vorfeld eines Börsengangs angeworben werden, fragen im Vorstellungsgespräch oft nach dem Aufsichtsratsvorsitzenden.
Dem Vorstand könnten auch ein Chief Technology Officer (CTO) oder Chief Product Officer (CPO) angehöhren – Funktionen, die seit der Pandemie aufgrund der steigenden Notwendigkeit einer digitalen Transformation an Bedeutung gewonnen haben, sowie ein Chief Marketing Officer (CMO) und eine Gruppe von Non-Executive Directors (NED).
In der Regel kommen auf jede Vorstandsposition zwei Non-Executives: Um die Governance für die Aktionäre im Auge zu behalten, werden sie in der Regel drei bis sechs Monate vor einem Börsengang bestellt. Zu den weiteren wichtigen Personalentscheidungen im Unternehmen, die den Vorstand ergänzen, gehören ein Group Financial Controller, der technisch versiert ist und die Sprache und Anforderungen des Aktienmarktes beherrscht, ein Direktor für Finanzplanung und -analyse, der die Einhaltung der Rechnungslegungsstandards sicherstellt, sowie ein Direktor für Nachhaltigkeit und/oder Umwelt, Soziales und Governance (ESG). Auch wenn Letztere noch nicht die Vorstandsebene erreicht hat, werden CEOs und CFOs Gewissheit darüber brauchen, wo sie im Branchenvergleich stehen, da Regulatoren, ESG-Themen und der entsprechenden Berichterstattung immer mehr Aufmerksamkeit schenken.
Ein weiterer Aspekt, der in diesem Zusammenhang immer wichtiger wird – vor allem für Investoren – ist der Grad der Diversität in Vorstand und Aufsichtsrat. Es ist wichtig, bereits in der Phase vor dem Börsengang auf Diversität zu achten und diese auch danach im Vorstand beizubehalten. Die Vorteile, die sich daraus für die langfristige Strategie eines Unternehmens ergeben, sind hinlänglich bekannt. Mit Diversität meinen wir Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit und auch kognitive Diversität.
Den Vorstand 'IPO ready' zu machen, ist eine Übung in Vorbereitung und Planung, aber auch eine der Professionalisierung, da sich die Unternehmen fit für die Zukunft machen müssen. Die Beziehung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat ist daher von entscheidender Bedeutung. Während die Erfahrung mit öffentlichen Investoren für sich selbst spricht, werden die Kommunikationsfähigkeiten und Sympathie während des Prozesses oft übersehen. Dabei ist eine stimmige Chemie zwischen dem CEO und dem CFO sowie dem CEO und dem Aufsichtsratsvorsitzenden essenziell. Es lohnt sich somit, alle Anstrengungen zu unternehmen, die richtigen Leute zu finden, um den Börsengang zu einem langfristigen Erfolg zu machen – wenn die Zeit reif für einen Börsengang ist.
Bild: Sora Shimazaki (Pexels, Pexels Lizenz)
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