14.08.2023 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Ernst und Young GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Deutschlands Top-Konzerne blieben zwar auch im zweiten Quartal auf Wachstumskurs, der Gesamtumsatz der DAX-Unternehmen stieg im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aber nur noch um 1,1 Prozent. Die Mehrheit der DAX-Konzerne legte beim Umsatz zu – immerhin 14 Unternehmen verzeichneten allerdings niedrigere Umsätze als im Vorjahreszeitraum.
Auch der Gewinn entwickelt sich nicht mehr so dynamisch wie noch im vergangenen Jahr: Der operative Gewinn der Unternehmen stieg zwar um knapp drei Prozent auf 40,5 Milliarden Euro gegenüber dem zweiten Quartal des Vorjahres, das stark negativ beeinflusst war durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Insgesamt war die Gewinnentwicklung aber uneinheitlich: 22 Unternehmen konnten ihren Gewinn steigern, 18 Unternehmen meldeten einen niedrigeren Gewinn als im Vorjahreszeitraum.
Das sind Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf der Basis der Geschäfts- bzw. Quartalsberichte der derzeit im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen.
„Nach einem sehr starken Vorjahr ist die Luft für viele Unternehmen nun sehr dünn geworden“, fasst Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY, zusammen. „Es fällt immer schwerer, das erreichte hohe Gewinnniveau zu halten, immer stärker spüren viele Unternehmen die schwache Konjunkturentwicklung.“ Zuletzt haben vor allem Chemieunternehmen von einer gesunkenen Nachfrage berichtet und ihre Prognosen nach unten korrigiert.
Stabil aufwärts ging es hingegen im zweiten Quartal bei den Autokonzernen, die vom nachlassenden Chipmangel bei hohen Preisen profitieren und weiterhin hohe Gewinne vor allem mit Verbrennern erwirtschaften, so Mathieu Meyer, Partner bei EY: „Die Autokonzerne liegen im Umsatz- und Gewinnranking weit vorn und erweisen sich weiterhin als Wachstumsmotor – dank immer noch gut gefüllter Auftragsbücher und einer verbesserten Verfügbarkeit von Halbleitern und anderen Vorprodukten. Aber auch der Automobilbranche weht der Wind zunehmend ins Gesicht: Denn die Auftragseingänge sind schwach – angesichts der hohen Inflation, zunehmender Konjunktursorgen und dem anhaltend hohen Zinsniveau sinkt die Kaufbereitschaft bei Kunden. Überkapazitäten und Rabatte könnten daher bald wieder auf die Margen drücken.“
Insgesamt rechnet Ahlers damit, dass die zweite Jahreshälfte noch schwieriger wird als die erste: „Am Konjunkturhimmel ziehen dunkle Wolken auf, Wachstumsimpulse sind nicht in Sicht. Zudem wird das geringe Umsatzwachstum von der nach wie vor hohen Inflation mehr als aufgezehrt, so dass wir es de facto vielfach bereits mit einem Minuswachstum zu tun haben. Gleichzeitig nimmt der Preisdruck zu und viele Unternehmen treten auf die Kostenbremse. Immer drängender wird dabei das Kostenproblem am Standort Deutschland: Gerade die hohen Energiepreise führen dazu, dass Investitionen aufgeschoben werden und über eine Verlagerung der Produktion ins Ausland nachgedacht wird. Diesen Trend verstärken auch die hierzulande sehr komplexen und langwierigen Genehmigungsverfahren. Von einem Bürokratieabbau ist nichts zu sehen.“
Am besten haben sich im zweiten Quartal die Umsätze auf dem Heimatkontinent entwickelt: Die in Europa erwirtschafteten Umsätze der DAX-Konzerne stiegen um sechs Prozent – vor allem aufgrund des steigenden Neuwagenabsatzes der Autokonzerne, deren Europa-Umsatz sogar um 21 Prozent stieg. In Nordamerika schrumpften hingegen die Umsätze um ein Prozent, in Asien sogar um vier Prozent.
Ahlers rechnet mit einer schwächeren Entwicklung der Europa-Umsätze im kommenden Jahr, wenn die Sonderkonjunktur der Autokonzerne ausläuft: „Die Wirtschaft in Europa schwächelt – mit Deutschland als Bremsklotz. Und auch in China wachsen die Bäume längst nicht mehr in den Himmel.“
Zu den gewinnstärksten Unternehmen gehörten im ersten Quartal einmal mehr die deutschen Autokonzerne: Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW belegen mit 5,6 Milliarden Euro, 5,0 Milliarden Euro und 4,3 Milliarden Euro die Plätze eins, drei und vier im Gewinnranking. Zusätzlich kann sich die Deutsche Telekom, die einen operativen Gewinn von 5,2 Milliarden Euro auswies, in der Spitze der Rangliste etablieren.
Bei der Beschäftigung reichte es bei den DAX-Konzernen in Summe immerhin für ein Plus von 1,2 Prozent. Nur 12 Unternehmen meldeten eine niedrigere Beschäftigtenzahl als im Vorjahr. „Trotz der ungünstigen Konjunkturentwicklung und kräftiger Sparmaßnahmen: Die Unternehmen werden keine massiven Einschnitte bei der Mitarbeiterzahl vornehmen“, erwartet Meyer. „Allerdings wird man vorerst deutlich vorsichtiger bei Neueinstellungen sein.“
Leicht aufwärts ging es im zweiten Quartal bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die um zwei Prozent auf 16,1 Milliarden Euro stiegen. Der operative Cashflow wuchs hingegen deutlich – um 14 Prozent. Und die flüssigen Mittel liegen mit 157 Milliarden Euro – plus elf Prozent – auf einem weiterhin sehr hohen Niveau. „Die deutschen Top-Konzerne sind bilanziell insgesamt gut gerüstet für schwierige Zeiten“, fasst Ahlers zusammen.
Bild: George Morina (Pexels, Pexels Lizenz)
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