08.12.2016 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Boston Consulting Group.
Über die Hälfte (51 Prozent) der deutschen Verbraucher befürchten, dass Unternehmen bezüglich der Nutzung persönlicher Daten nicht ehrlich zu ihnen sind. Zu diesem Ergebnis kommt die Verbraucherstudie Big Data & Trust Consumer Survey der Boston Consulting Group (BCG), für die insgesamt 8.000 Konsumenten aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und den USA befragt wurden. Größer als in Deutschland ist das Misstrauen unter französischen Verbrauchern, von denen 62 Prozent Datenmissbrauch befürchten – gefolgt von Spanien (57 Prozent) und Großbritannien (53 Prozent). In den USA und in Italien hingegen herrscht etwas weniger Skepsis.
Besonders groß sind die Zweifel deutscher Kunden gegenüber sozialen Medien, Suchmaschinen und Mobilfunkanbietern. Dabei betrachten sie besonders Finanz- und Steuerinformationen sowie Kreditkartendaten als sensibel. Aber auch Informationen über Ehepartner und Kinder sowie Gesundheitsdaten empfinden sie als sehr vertraulich. "Datenschutz ist für Verbraucher eine ernste Angelegenheit. Mit jedem bekannt werdenden Missbrauch steigt die allgemeine Verunsicherung. Gelingt es den Unternehmen jetzt nicht, nachhaltig Vertrauen zu schaffen, wird es zunehmend schwieriger für sie, das enorme wirtschaftliche Potenzial ihrer Kundendaten zu nutzen", sagt Joachim Stephan, Senior Partner bei BCG und Experte für Technologie, Medien und Telekommunikation. Das weltweite Marktpotenzial vertrauensvoller Datennutzung schätzt BCG auf rund 940 Milliarden Euro pro Jahr bis 2020.
71 Prozent der Deutschen würden einem Unternehmen, dem sie nicht vertrauen, den Zugriff auf persönliche Daten verweigern. Das Bekanntwerden von Datenmissbrauch kann darüber hinaus langfristige Konsequenzen für den Umsatz haben: BCG schätzt den potenziellen Umsatzrückgang im Folgejahr des Bekanntwerdens eines Missbrauchs auf bis zu 8 Prozent. Im zweiten Jahr sind Einbußen von bis zu 5 Prozent denkbar. "Unternehmen unterschätzen die Bedeutung der Transparenz bei der Datennutzung. Zum Vertrauensbruch reicht es bereits, wenn Verbraucher merken, dass ihre preisgegebenen Daten für einen anderen Zweck genutzt werden als ursprünglich gedacht – also statt für einen Einkauf im Netz etwa auch für Marketingzwecke", so Joachim Stephan. In einer Befragung unter 140 Unternehmen aus acht Branchen gehen 40 Prozent davon aus, dass es nicht nötig ist, Kunden um Erlaubnis für die Personalisierung von Angeboten zu fragen. Unter den Konsumenten erwarten jedoch 88 Prozent, dass sie hierfür um Zustimmung gebeten werden.
"Verbraucher verstehen unter Datenmissbrauch oft etwas anderes als Unternehmen. Für sie kann ein Missbrauch schon dann vorliegen, wenn sie sich nicht ausreichend über die Nutzung ihrer Daten informiert fühlen. Unternehmen wiederum achten in erster Linie auf die Einhaltung von rechtlichen Vorgaben", so Joachim Stephan. Entsprechend ist der Datenschutz bisher in den wenigsten Unternehmen Chefsache. In 73 Prozent aller Firmen liegt die Verant-wortung in der IT- oder Rechtsabteilung oder bei Datenschutzbeauftragten. Für 22 Prozent ist das Thema jedoch Chefsache. "Das Vertrauen der Verbraucher ist eine der wichtigsten Ressourcen von Unternehmen. Um der Bedeutung des Datenschutzes gerecht zu werden, muss er zur Kernaufgabe des strategischen Managements werden“, sagt Joachim Stephan.
Über die Studie:
Für den Big Data & Trust Consumer Survey hat BCG 8.000 Konsumenten in den USA, Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien befragt.
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