05.04.2022 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Bertelsmann Stiftung.
Immerhin knapp 37 Prozent der Befragten setzen dagegen darauf, dass der Krieg für das Unternehmen keine Folgen haben wird. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter Beschäftigten in der Privatwirtschaft, durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag unserer Stiftung. Befragt wurden vom 14. bis zum 29. März rund 2.500 Beschäftigte.
Mitarbeiter:innen in Großunternehmen und Beschäftigte in kleinen Betrieben schätzen die Lage durchaus unterschiedlich ein. In kleineren Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten findet sich häufiger als in großen Betrieben die Einschätzung, dass der Krieg für den eigenen Arbeitgeber keine Konsequenzen hat (43 Prozent). Allerdings sagt auch hier ein größerer Anteil (44,7 Prozent), er gehe davon aus, dass der Krieg Auswirkungen auf das eigene Unternehmen haben werde.
In großen Unternehmen schätzen die Beschäftigten die Situation deutlich negativer ein. Hier gehen nur 31,3 Prozent der Befragten davon aus, dass der Krieg für das Unternehmen keine Folgen hat. 56,4 Prozent sind dagegen wesentlich pessimistischer.
Die Beschäftigten in Deutschland haben genaue Vorstellungen davon, wo die größten Herausforderungen für ihre Arbeitgeber liegen. 36,9 Prozent aller Befragten gehen davon aus, dass sich Geschäftsbeziehungen zu Kunden und Lieferanten verändern und neu aufgestellt werden müssen. Rund ein Viertel der Beschäftigten (25,8 Prozent) sagt, dass das Thema Energieeffizienz in ihren Unternehmen jetzt noch höhere Aufmerksamkeit bekommen müsse.
Auch bei diesen Einschätzungen verschieben sich die Schwerpunkte, je nachdem ob Beschäftigte aus Großunternehmen oder von kleinen Mittelständlern antworten. Bei Arbeitgebern mit weniger als 50 Beschäftigten rücken neben den Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten und Kunden vor allem Fragen der Energieeffizienz in den Fokus (25,7 Prozent). Bei den "Großen" spielt dieser Aspekt nicht die dominierende Rolle. Dafür ist bei ihnen das Thema der Liefer- und Produktionsketten stark im Fokus. Hier werden vor allem "Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten/Kunden" (46,1 Prozent), "Standorte/ Vertriebsstrukturen im Ausland" (34,4 Prozent) und "Situation von Mitarbeitern im Ausland" (35,9 Prozent) als drängende Themen genannt.
"Die Antworten zeigen, dass das Thema der internationalen Arbeitsteilung bei den Beschäftigten angekommen ist. Das Stimmungsbild aus den Belegschaften unterstreicht dies deutlich", sagt unser Wirtschaftsexperte Christian Schilcher. Wie, wo und mit wem wirtschaftlich kooperiert wird, wie Lieferketten unabhängiger und robuster werden können, wie wirtschaftliche Verflechtungen neu aufgestellt werden, all das seien große aktuelle Herausforderungen, die sich durch den Krieg für Unternehmen nun vermehrt stellen.
Nur 8,9 Prozent der Beschäftigten sind der Ansicht, dass angesichts des Krieges Innovationen stärker ins Blickfeld rücken müssen. Die Innovationsthematik werde also von den Beschäftigten nicht eng verknüpft mit den aktuellen Ereignissen, interpretiert Schilcher: "Das ist bedenklich, denn gerade bei krass veränderten Marktlagen und Wirtschaftsbedingungen ist es wichtiger denn je, dass Unternehmen ihre Innovationsfähigkeit vorantreiben."
Immerhin: 15,8 Prozent der Befragten haben nicht allein die Betriebswirtschaft im Auge. Sie sagen, dass für ihr Unternehmen in Zukunft auch die Verantwortung für Demokratie auf die Agenda gehört.
Bild: MichaelGaida (Pixabay, Pixabay License)
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