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Barometer Elektronische Beschaffung 2012

27.03.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V..

KMU sparen im Einzelfall mehr als Große, hinken aber generell hinterher // Kataloge haben sich auf breiter Front durchgesetzt

Der Einsatz elektronischer Lösungen für die Beschaffung bringt den Unternehmen nachweislich große Einsparungsraten. Einzelne KMU verzeichnen sogar größere Erfolge als Großunternehmen. Dennoch hinken KMU hinsichtlich der Nutzung von Systemen nach wie vor hinterher. Das hat das aktuelle „Stimmungsbarometer Elektronische Beschaffung 2012“ ergeben, das Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) und Universität Würzburg seit 2004 jährlich erheben. Die Relevanz ist ungebrochen: Mit 233 Firmen haben sich so viele beteiligt wie nie zuvor. „Beim Einsatz elektronischer Beschaffungslösungen geht es nicht um Software von der Stange. Es gibt wenige Projekte, die im Einkauf so facettenreich sind“, betont BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Holger Hildebrandt. Hauptaspekte der Unternehmen sind – neben Einspareffekten – aber vor allem Prozessstabilität und -transparenz sowie Compliance.

Ergebnisse des „Stimmungsbarometers Elektronische Beschaffung 2012“

Einsparungen Prozesse:
Im Mittel reduzieren die Unternehmen ihre Prozesskosten bei dezentralen Bestellprozessen (über Katalogsysteme) um 27,6%, bei Ausschreibungsprozessen um 14,3% und bei Verhandlungsprozessen (Auktionen) um 16,2%.

Einsparungen Einstandspreise (Anschaffungskosten):
Bei C-Gütern (Katalogsysteme) sparen die Einkäufer insbesondere durch Reduktion des Maverick Buyings(unkoordinierte Bestellungen anderer Abteilungen am Einkauf vorbei) und Bündelung bzw. Straffung des Sortiments im Schnitt 9%, bei A- und B-Güterndurch Erweiterung des Anbieterkreises und intensivierten Wettbewerb durchAusschreibungssysteme 8,7% sowie durch Auktionssysteme 12,5%. Elektronische Kataloge: Haben sich als einziges Tool auf breiter Basis durchgesetzt. Drei von vier Firmen setzen diese Lösungen ein, Große gar zu 90%. Vermutlich werden nur 10 bis 20% der KMU mittelfristig keine entsprechenden Systeme nutzen.

Elektronische Ausschreibungen:
Zweitgrößter Durchdringungsgrad. 44,2% führen Ausschreibungen durch. 17,2% planen die Einführung; langfristig erachtet jedes fünfte Unternehmen diese Lösungen als nicht relevant (Große 13%, KMU 28%).

Elektronische Auktionen:
Mit 24% die geringste Nutzungsrate aller untersuchten Tools. Nur jedes zehnte KMU auktioniert elektronisch, über 60% sehen für sich langfristig keinen Einsatz. Immerhin fast 40% der Großen nutzen Auktionen. Bei keiner anderen Lösung ist das in Frage kommende Beschaffungsvolumen so maßgebend. Auktionen als Tool zur Unterstützung des Verhandlungsprozesses werden auch zukünftig ein Auf und Ab erleben, das insbesondere an die Situation der Machtverhältnisse auf dem jeweiligen Beschaffungsmarkt gekoppelt ist.

Lieferantenmanagement/E-SRM:
Der Einsatz von Lieferantenmanagement/E-SRM dürfte oftmals in enger Verbindung mit elektronischen Ausschreibungen erfolgen. Die Nutzungsquote von 33,1% scheint sich auf lange Sicht den Ausschreibungen anzugleichen. Jedes fünfte Unternehmen (sowohl bei KMU als auch bei Großen) plant aktuell die Einführung. Dieses Thema bleibt – neben Ausschreibungen – die größte Baustelle in den Unternehmen in nächster Zeit.

Supply Chain Management/E-SCM:
Beim internetbasierten Datenaustausch zwischen Einkäufern und Lieferanten zur besseren Abstimmung über Produktionspläne und Bedarfe etc. besteht weiter Nachholbedarf. 60% der Unternehmen sieht die Relevanz der Systeme, nutzt diese aber noch nicht. Aktuell setzen 29,3% entsprechende Systeme ein und 10,3% planen die Einführung.

Servicequalität:
Die Benutzerfreundlichkeit wird als „zufrieden stellend“ betrachtet; allerdings hat sich die Einschätzung über die Jahre deutlich verschlechtert. Viele der Befragten wünschen eine verbesserte Handhabung der Systeme. Mit Abstand am häufigsten genannt wurde die durchgängige Einbindung in die EDV-Landschaft unter Reduktion der wahrnehmbaren Systemvielfalt. Probleme mit Schnittstellen, fehlende Standardisierung und Integration sind ebenso für die oftmals noch geringe Nutzungsintensität verantwortlich. Hier sind auch Lösungsanbieter gefordert.

Nutzungsintensität:
Über die Jahre betrachtet hat die überwiegende Mehrheit oftmals deutlich weniger als die Hälfte des – selbst geschätzten – Potenzials erreicht, auch wenn Jahr für Jahr Steigerungen der Intensität prognostiziert wurden und werden! Nach ersten Erfolgen immer weitere Materialgruppen oder Lieferanten – insbesondere global – einzubeziehen, ist oftmals eine große Herausforderung, die im Tagegeschäft gescheut wird bzw. nicht nebenbei realisiert werden kann.

Kleine/mittlere Unternehmen:
KMU weisen bei allen untersuchten Lösungen die höchsten Quoten von Projekten im Planungsstadium auf. Ob alles in Systemeinführungen mündet, ist fraglich. Hier wurden im vergangenen Jahr nur marginale Raten erzielt. KMU weisen zudem bei fast allen Systemen die höchste Quote derer auf, die grundsätzlich die Relevanz der Lösungen für das eigene Haus erkennen, die aber kurzfristig keine Umsetzungsmöglichkeiten sehen. Zur Amortisation der Lösungen wird ein „Grundumsatz“ benötigt, den KMU nicht immer vorweisen können.

Neue Ansätze:
InwieweitCloud Procurement(beliebig skalierbare Nutzung von IT-Infrastruktur für Beschaffungsprozesse über Internettechnolgie, allerdings für Nutzer fern und intransparent wie eine „Wolke“) finanzielle Eintrittsbarrieren senkt, bleibt abzuwarten. Die Mehrheit der Befragten ist skeptisch, vor allem auf Grund der Sicherheitsfragen bei geschäftskritischen Daten. Vielen erschließt sich zudem nicht, was Cloud Procurement gegenüber bekannten Hosting-Konzepten auszeichnet. Web 2.0-Technologienwie Wikis, Blogs oder Professional (Social) Networks sollten im Zusammenspiel mit „traditionellen“ Beschaffungstools parallel verfolgt werden.

Fazit:
Elektronische Beschaffungslösungen sind ein diffiziles Feld. Zu betrachten sind Organisation und Prozesse, Datenbasis, Software, System-Schnittstellen und nicht zuletzt das Change Management, also die Abstimmung mit Unternehmensführung und Mitarbeitern der eigenen, aber auch mit Teams anderer Abteilungen, mit Lieferanten, Logistik- und Finanzdienstleistern, Behörden etc. Das einzelne Tool ist wichtiger Bestandteil eines immer komplexer werdenden (globalen) Prozessnetzwerks, dessen Management wettbewerbsentscheidend ist und bei dem alle Rädchen optimal ineinander greifen müssen. „Ein funktionierendes System ist kein Ruhekissen; Projekte sind nicht damit beendet, dass die Software eingeführt ist“, sagt Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky (Uni Würzburg).

Quelle: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)

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