30.06.2021 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Destatis.
Im Jahr 2019 waren hierzulande 8 % der Menschen im Alter ab 65 erwerbstätig, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. 2009 betrug ihr Anteil noch 4 %.
Diese Entwicklung ist neben dem zunehmenden Renteneintrittsalter auch auf die höheren Bildungsabschlüsse der Erwerbstätigen zurückzuführen. Rund jede beziehungsweise jeder vierte Hochqualifizierte (26 %) in der Altersgruppe von 65 bis 69 Jahren war 2019 noch erwerbstätig, bei den Geringqualifizierten waren es nur 13 %.
Mehr als ein Drittel (38 %) der Erwerbstätigen im Alter 65plus bestritten aus ihren beruflichen Tätigkeiten vorwiegend ihren Lebensunterhalt. Für knapp zwei Drittel der älteren Erwerbstätigen stellt ihre Tätigkeit eher einen Zuverdienst dar.
Besonders Selbstständige und mithelfender Familienangehörige üben ihren Beruf häufig auch jenseits eines Alters von 65 Jahren aus - mit 37 % liegt der Anteil mehr als dreimal so hoch wie bei allen Erwerbstätigen (10 %). Ein Grund dafür kann sein, dass für Selbstständige keine Rentenversicherungspflicht existiert, so dass viele Selbstständige im Alter auch keine gesetzliche Rente erhalten. Darüber hinaus gibt es auch kein gesetzlich festgelegtes Alter des Renteneintritts als psychologischen Bezugspunkt.
Der demografische Wandel führt dazu, dass weniger Menschen im Erwerbsalter und damit auch weniger Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Erwerbslose) einer wachsenden Zahl von Personen im Rentenalter gegenüberstehen. Auch die steigende Erwerbsbeteiligung im Rentenalter wird nach sämtlichen Varianten der Erwerbspersonenvorausberechnung nicht verhindern können, dass dem Arbeitsmarkt künftig insgesamt weniger Menschen zur Verfügung stehen. Je nach Szenario ergibt sich ein Rückgang der Erwerbspersonenzahl (nach international üblicher Definition im Alter von 15 bis unter 75 Jahren) bis zum Jahr 2060 um 2 bis 10 Millionen. Das heißt auch, dass immer weniger Personen in die Rentenkassen einzahlen werden. Nach einer Variante, die von einer moderaten demografischen Entwicklung und einer weiter steigenden Erwerbsbeteiligung von Frauen und von Älteren ausgeht, werden im Jahr 2030 hierzulande dem Arbeitsmarkt voraussichtlich 42,6 Millionen Menschen zur Verfügung stehen - eine Million Menschen weniger als 2019 (43,6 Millionen). Das ist ein Rückgang um etwa 2 %. Im Jahr 2060 würde deren Zahl auf rund 38,5 Millionen sinken - ein Rückgang von rund 12 %. Hauptgrund für die Abnahme der Zahl der Erwerbspersonen ist das Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge aus dem erwerbsfähigen Alter in den nächsten 25 Jahren.
Die Zahl der Erwerbspersonen im Alter von 20 bis 64 Jahren nimmt dabei überproportional ab. Von rund 41,2 Millionen Menschen dieser Altersgruppe im Jahr 2019 werden nach der beschriebenen Variante 2030 noch rund 39,2 Millionen und 2060 noch rund 35,2 Millionen Erwerbspersonen bleiben - das wären rund 14 % weniger als 2019.
Dem Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter und der Erwerbspersonen auf der einen Seite steht auf der anderen Seite eine wachsende ältere Bevölkerung gegenüber. Im Jahr 2019 lebten rund 18 Millionen Menschen ab 65 Jahren in Deutschland. Bei einer moderaten demografischen Entwicklung wird deren Anzahl im Jahr 2037 laut der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung einen Höhepunkt erreichen: 23,3 Millionen Menschen werden dann in Deutschland 65 Jahre und älter sein. Die "Babyboomer" sind dann im Rentenalter. Langfristig wird sich nach dieser Variante die Zahl der älteren Menschen in etwa auf diesem Niveau stabilisieren.
Was das unter anderem für die Renten-, aber auch die Krankenversicherung und andere Versorgungsdienstleistungen für ältere Menschen bedeutet, veranschaulicht der Altenquotient. Dieser zeigt an, wie viele Personen im Rentenalter auf jeweils 100 Menschen im Erwerbsalter ab 20 Jahren kommen. Beim Altenquotient werden Veränderungen in der Erwerbsbeteiligung, die sich auf die Zahl der Erwerbspersonen auswirken, nicht betrachtet. Er bezieht sich nicht auf Erwerbspersonen, sondern auf Zahl der Menschen im Erwerbs- und Rentenalter. 2020 betrug der Altenquotient in Deutschland 37, wenn als Grenze zwischen Erwerbs- und Rentenalter 65 Jahre angesetzt wird - im Jahr 1990 lag er noch bei 24.
Der Altenquotient wird auch künftig weiter steigen. 2030 wird er bei einer moderaten demografischen Entwicklung 47 und 57,5 im Jahr 2060 betragen. 2060 wird die Zahl der Personen im Erwerbsalter um 18 % geringer sein als 2020. Die Spanne des Altenquotienten im Jahr 2060 bei der Altersgrenze 65 liegt nach der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung zwischen 50 bei einer relativ jungen und 65 bei einer relativ alten Bevölkerung.
Ein Grund für die Zunahme der älteren Bevölkerung ist auch die steigende Lebenserwartung. 2017/2019 betrug die durchschnittliche Lebenserwartung neugeborener Jungen 78,6 Jahre und die der Mädchen 83,4 Jahre. Auch die Lebenserwartung älterer Menschen ist stark gestiegen. 65-jährige Männer konnten 2017/2019 durchschnittlich mit 17,9 weiteren Lebensjahren rechnen, gleichaltrige Frauen mit 21,1 Jahren. 1950 waren es bei 65-jährigen Männern etwa 5 Lebensjahre weniger und bei Frauen mehr als 7 Jahre. In der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung wird eine moderate Entwicklung der Lebenserwartung bis 2060 angenommen, das heißt für 65-jährige Männer 21,8 weitere Jahre und für Frauen dieses Alter noch 24,5 weitere Jahre.
Ergebnisse zur aktuellen Erwerbstätigkeit dieser Pressemitteilung beruhen auf Daten aus dem Mikrozensus.
Bei der Erwerbspersonenvorausberechnung gibt es verschiedene mögliche Szenarien der Bevölkerungsentwicklung aus der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung und der Erwerbsbeteiligung. Zum künftigen Erwerbsverhalten wurde zwei Annahmen auf Basis der Ergebnisse des Mikrozensus 2016 bis 2019 getroffen. Diese Pressemeldung stützt sich hauptsächlich auf die Variante 5 "Moderate demografische Entwicklung und Wanderung bei hohen Erwerbsquoten". Zu den Erwerbsquoten wird dabei angenommen, dass sie vor allem bei Frauen und bei Älteren, auch bei den 65- bis 74-Jährigen, weiter ansteigen werden. Eine Abnahme der Zahl der Erwerbspersonen bis 2060 um 10 Millionen würde sich bei konstanten Erwerbsquoten und geringer Zuwanderung ergeben, ein Rückgang um 2 Millionen bei hohen Erwerbsquoten und höherer Zuwanderung. Unter Erwerbspersonen werden alle Personen verstanden, die dem Arbeitsmarkt zeitnah zur Verfügung stehen, neben Erwerbstätigen gehören dazu auch Erwerbslose. Auf eine ausführliche Beschreibung und Ergebnisse aller Varianten wird unten verwiesen.
Die Angaben zur künftigen demografischen Entwicklung stammen aus der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, die eine Reihe von Varianten und Modellrechnungen umfasst. In Variante 2, auf die sich auch das hier dargestellte Szenario der Erwerbspersonenvorausberechnung stützt, werden moderate Veränderungen der Geburtenhäufigkeit und der Lebenserwartung sowie im Durchschnitt des gesamten Vorausberechnungszeitraums von 2019 bis 2060 eine Nettozuwanderung von jährlich 221 000 Personen angenommen.
Die angegebene Spannbreite des Altenquotienten ergibt sich aus den Varianten zur relativ jungen Bevölkerung bei stärker steigender Geburtenrate, geringerem Anstieg der Lebenserwartung und hoher Zuwanderung und zur relativ alten Bevölkerung mit sinkender Geburtenrate, starkem Anstieg der Lebenserwartung und geringerer Zuwanderung. Nähere Erläuterungen und ausführliche Ergebnisse finden sich unter den weiterführenden Informationen.
Bei beiden Vorausberechnungen handelt es sich um "Wenn-Dann-Aussagen". Sie zeigen, wie sich Erwerbspersonen oder Bevölkerung entwickeln würden, wenn die getroffenen Annahmen eintreffen würden.
Die Lebenserwartung ist das Ergebnis der Sterbetafel, die üblicherweise für einen Dreijahreszeitraum berechnet wird.
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