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Angststörungen vor allem bei Jüngeren auf dem Vormarsch

21.11.2024  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Kaufmännische Krankenkasse – KKH.

Ob die Furcht vor Dunkelheit, engen Räumen oder dem Fliegen: Wir alle kennen Ängste. Sie gehören wie Freude, Wut, Ekel oder Überraschung zu den Basisemotionen des Menschen. Ängste haben ihren evolutionären Nutzen, indem sie die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol anregen, die Konzentration erhöhen und uns in Alarm- und Fluchtbereitschaft versetzen.

„Ängste sind Schutzmechanismen, die uns vor Gefahren warnen“, sagt Dr. Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für psychiatrische Fragen bei der KKH Kaufmännische Krankenkasse.

Doch wenn diese Ängste unser Verhalten und unsere Gedanken so stark dominieren, dass sie blockieren, zu sozialem Rückzug führen und die Lebensqualität beeinträchtigen, ist Hilfe notwendig.

Das trifft laut Versichertendaten der KKH auf immer mehr Menschen zu. So nahm der Anteil der Patientinnen und Patienten, die wegen einer diagnostizierten Phobie in Behandlung sind, von 2013 auf 2023 um 57 Prozent zu.

Alarmierend: Bei den 15- bis 29-Jährigen stieg der Anteil im Zehn-Jahres-Vergleich um 114 Prozent, bei Frauen dieser Altersgruppe sogar um 133 Prozent. Die Daten der KKH zeigen in den vergangenen Jahren einen kontinuierlichen Anstieg behandlungsbedürftiger Phobien, wobei die Corona-Jahre diesen Trend weiter verstärkt haben – und das, obwohl Arztbesuche teilweise ausblieben. Vor allem für junge Menschen war es laut Aileen Könitz eine äußerst belastende Zeit: „Die Schließung von Schulen und Universitäten und die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen führten dazu, dass Schülerinnen, Schüler und Studierende oft nur online miteinander kommunizieren konnten. Der so wichtige direkte Austausch mit Gleichaltrigen, auch über Sorgen und Nöte, fiel weg. Dadurch entstanden Ängste, etwa vor sozialer Isolation, Krankheit oder der Zukunft.“

Angststörungen zählen wie Depressionen und Störungen durch Alkohol- oder Medikamentengebrauch zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Die Ursachen dafür sind vielfältig. „Sie reichen von genetischen und neurobiologischen Faktoren bis hin zu soziokulturellen Einflüssen und traumatischen Erlebnissen. Meist kommen mehrere Faktoren zusammen“, erklärt Ärztin Könitz.

Schon ein bestimmter Geruch oder Gegenstand, der an ein negatives Erlebnis erinnert, kann angstauslösend wirken und Symptome wie Herzrasen, Schweißausbrüche, Schwindel, Zittern, Atemnot bis hin zu Todesangst hervorrufen.

Phobien werden in drei Hauptformen unterteilt: Bei der Agoraphobie empfinden Betroffene in Situationen wie Menschenansammlungen oder geschlossenen Räumen oft starke Ängste, da sie befürchten, nicht entkommen zu können. Bei sozialer Phobie hingegen dominiert die Angst, sich in sozialen Situationen zu blamieren oder im Mittelpunkt zu stehen. Spezifische Phobien wiederum sind durch Ängste vor bestimmten Situationen oder Objekten, wie etwa Hunden, Schlangen, einem Zahnarztbesuch oder Krankheiten, gekennzeichnet.

Nicht jede Phobie bedarf einer Behandlung. Führen Ängste jedoch zu Vermeidungsverhalten, und schränken sie den Alltag stark ein, ist professionelle Hilfe angezeigt. Betroffene wissen meist, dass ihre Furcht irrational ist und keine reale Bedrohung darstellt. Doch oft ist die Angst allein schwer zu überwinden. Die gute Nachricht: „Phobien sind in der Regel gut behandelbar. Viele Menschen behalten ihre Ängste jedoch aus Scham für sich“, weiß KKH-Expertin Könitz. Ihr Rat: „Wichtig ist, sich seinen Ängsten zu stellen und sie aktiv zu bewältigen. In der Praxis hat sich die Verhaltenstherapie bewährt. Hierbei werden Patientinnen und Patienten gezielt mit den Situationen konfrontiert, die sie normalerweise meiden, das bedeutet konkret: rein in den Fahrstuhl, ins Flugzeug oder die Spinne auf die Hand.“ So lernen Betroffene, dass die befürchtete Gefahr ausbleibt, und können Schritt für Schritt ihre Ängste überwinden. In manchen Fällen kann auch eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten, wie zum Beispiel Antidepressiva, unterstützend wirken. Für eine erfolgreiche Behandlung ist es in jedem Fall wichtig, die Therapie individuell auf die Patientin oder den Patienten abzustimmen.

Bild: Charlotte May (Pexels, Pexels Lizenz)

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