07.03.2024 — Samira Sieverdingbeck. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Wir starten ganz chronologisch:
Inspiration für einen Frauentag kam aus den USA. Dort veranstaltete die Sozialistische Partei Amerikas 1909 erstmals einen nationalen Frauentag. Ihre Forderung: Das Wahlrecht für Frauen. Im darauffolgenden Jahr setzte sich die Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin bei der zweiten internationalen Konferenz sozialistischer Frauen in Kopenhagen für die Einrichtung eines Internationalen Frauentags ein. Sie proklamierte: „Keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte“ – eine Forderung, die bis heute aktuell ist!
1911 feierten rund eine Millionen Menschen den Frauentag in Dänemark, Deutschland, Österreich, Bulgarien und der Schweiz. Auch ihr Fokus legte sich auf das Recht zu wählen. Frankreich, Schweden, die Niederlande und Russland folgten in den darauffolgenden Jahren.
1918 erhielten Frauen endlich das Wahlrecht. Doch bald nach dem Erfolg, 1933, verbaten die Nationalsozialisten den Frauentag. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet der Feiertag in der BRD zunächst in Vergessenheit. In der DDR wurde er zwar gefeiert, hatte aber primär propagandistische Bedeutung: Das Bild der vollzeitbeschäftigen und insofern gleichberechtigten Frau wurde dadurch unterstützt.
In der BRD gewann der 8. März erst Ende der 1960er Jahre wieder an Bedeutung. Die Protestierenden forderten unter anderem Gleichstellung und das Recht, ohne die Zustimmung des Ehemanns arbeiten zu dürfen.
1975 erklärte die UNO den 8. März offiziell als „International Women’s Day“. 1977 änderten sie die Bezeichnung zum „Tag für die Rechte der Frauen und den Weltfrieden“ und forderten, dass alle Mitgliedsstaaten ihn jährlich feiern sollten.
In Deutschland ist der Internationale Frauentag bisher nur in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ein gesetzlicher Feiertag. Trotzdem wird er in ganz Deutschland mit Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen gefeiert.
Frauen sind heute deutlich gleichgestellter, als es die Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren. Gleichgestellt oder gleichberechtigt sind sie jedoch noch nicht! Gender Pay Gap, Gender Health Gap, Gender Care Gap, Gender Data Gap – die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind auch in Deutschland noch groß.
So zum Beispiel in diesen Bereichen:
Auf der einen Seite will der Internationale Frauentag also auf bestehende Ungerechtigkeit und Diskriminierung in Deutschland, aber auch weltweit aufmerksam machen. Auf der anderen Seite erinnert er an die historischen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung.
Im Zusammenhang mit dem 8. März hört man immer wieder auch den Begriff „Feministischer Kampftag“. Tatsächlich hat er einige Vorteile gegenüber der Bezeichnung „Internationaler Frauentag“:
Da das Wort Kampf jedoch häufig mit Gewalt assoziiert wird, fühlen sich manche mit dem Begriff „Feministischer Kampftag“ nicht wohl. Die offizielle Bezeichnung des 8. März lautet „Internationaler Frauentag“ (oder International Women’s Day), trotzdem hat auch die Bezeichnung „Feministischer Kampftag“ eine Berechtigung und jeder und jede ist (zumindest im Privaten) frei darin, eine Bezeichnung zu wählen.
Prinzipiell sind Blumen für alle, die sie mögen, eine schöne Geste. Am Internationalen Frauentag werden sie oft verschenkt, um Frauen gegenüber Anerkennung auszusprechen. Immer noch eine schöne Geste? Geht so!
Wer sich 364 Tage im Jahr nicht für Gleichberechtigung interessiert und dann meint, am Internationalen Frauentag Blumen zu verschenken, dem sollte die Ironie der Geste bewusst sein. Wer hingegen das eigene Verhalten reflektiert und sich nach seinen Möglichkeiten für Gleichstellung einsetzt, kann durch ein paar Blüten ehrliche Anerkennung ausdrücken. Wie wäre es außerdem mit Blumen am Internationalen Männertag. Oder an irgendeinem Tag. Schließlich sollte Anerkennung genau so wenig an einzelne Tage gebunden sein wie Gleichberechtigung.
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