22.02.2024 — Samira Sieverdingbeck. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Die WHO empfiehlt Erwachsenen eine ganze Menge Sport: 150 bis 300 Minuten moderate Belastung oder eine kürzere Zeit unter intensiver Belastung. Dazu am besten noch Krafttraining und all das jede Woche. Auch in den USA werden ähnliche Werte empfohlen. Doch sowohl in Deutschland als auch in den Vereinigten Staaten bewegen sich viele Menschen deutlich weniger. Vor allem Frauen sind schon ab dem Jugendalter weniger aktiv als Männer – es herrscht ein regelrechter „Gender Gap“ im Sport.
Die US-amerikanisch-chinesische Studie „Sex Differences in Association of Physical Activity With All-Cause and Cardiovascular Mortality“ hat sich diesem Thema zugewandt und untersucht, ob die gesundheitlichen Vorteile von Sport von Geschlecht zu Geschlecht unterschiedlich wirken. Die Ergebnisse sind überraschend!
Die Forschenden analysierten Daten von rund 400.000 US-Amerikanern und -Amerikanerinnen im Alter von 27 bis 61 Jahren. Auf der einen Seite gaben die Befragten mittels Fragebogen Auskunft über die Art und Häufigkeit ihrer körperlichen Aktivitäten pro Woche. Auf der anderen Seite betrachteten die Forschenden die Gesamtsterblichkeitsrate sowie die Tode durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwischen 1997 bis 2019. In diesem Zeitraum starben rund 40.000 Teilnehmende, 11.670 von ihnen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gleichzeitig zeigen die Daten jedoch auch einen positiven Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und vermindertem Sterberisiko.
Besonders plakativ zeigt sich der Unterschied zwischen Männern und Frauen, wenn man betrachtet, wie viel Sport sie laut der Studie treiben sollten, um ihr Sterberisiko maximal zu senken:
Das bedeutet also: Frauen können ihr generelles Risiko sowie das Risiko an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, mit der gleichen Menge an Aktivität deutlich stärker senken als Männer.
Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhoffen sich durch ihre Ergebnisse mehr Frauen zu sportlichen Aktivitäten motivieren zu können und dadurch zur Schließung des sportlichen „Gender Gaps“ beizutragen. Besonders deutlich zeigen die Ergebnisse der aktuellen Studie jedoch auch Versäumnisse aus der Vergangenheit auf. Schließlich müssen Frauen erst seit den 90er Jahren in medizinische Studien inkludiert sein. Viele Standards und Empfehlungen sind daher auf Männer ausgelegt. Bis heute sind Frauen in medizinischen Studien öfter unterrepräsentiert als Männer, und wird doch eine geschlechterspezifische Wirkweise erkannt, wird über diese nicht immer aufgeklärt. Die aktuellen Ergebnisse unterschrieben daher, was die an der Studie beteiligte Kardiologin Martha Gulati gegenüber dem Deutschlandfunk passend formuliert: „I think we should stop thinking about women as small men.“
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