18.01.2022 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Hans Böckler Stiftung.
Das Frühwarnsystem, das die aktuell verfügbaren Wirtschaftsdaten bündelt, weist von Januar bis Ende März eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 38,6 Prozent aus nach 45,2 Prozent im Dezember 2021. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator steht wie in den Vormonaten auf „gelbrot“. Damit prognostiziert er eine „erhöhte konjunkturelle Unsicherheit“ für das 1. Quartal 2022. Die Rezessionswahrscheinlichkeit liegt nun aber etwas deutlicher unter der 50 Prozent-Schwelle, was eine Fortsetzung des moderaten Aufschwungs signalisiert. Die statistische Streuung im Indikator, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, ist jedoch leicht von 20,7 Prozent auf 24,2 Prozent gestiegen.
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Die Konjunkturexperten des IMK halten den leicht positiven Trend für plausibel. Angesichts der sich in Deutschland und weltweit ausbreitenden Virusvariante Omikron, die in vielen Ländern zu neuen Beschränkungen des Wirtschaftslebens zwingt, warnt IMK-Experte Dr. Thomas Theobald aber davor, ihn überzubewerten. „Unser Frühwarnsystem verarbeitet die aktuell verfügbaren Daten auf der Monatsfrequenz, doch mit der Rasanz der aktuellen Infektionsentwicklung kann das kaum Schritt halten“, sagt der Ökonom.
So beruhe die aktuelle Aufhellung im Indikator stark auf positiven realwirtschaftlichen Größen wie der höheren Zahl offener Stellen, dem zuletzt größeren globalen Containerumschlag und dem gewachsenen Auftragseingang aus dem Ausland für die deutsche Industrie. „Bei Containerumschlag und Auslandsaufträgen stammen die aktuellsten verfügbaren Daten, mit denen der Indikator arbeiten kann, aus dem November, als Omikron international noch relativ wenig verbreitet war“, erklärt Theobald. Unter den chinesischen Städten, die derzeit aufgrund von lokalen Corona-Ausbrüchen vom Wirtschaftsverkehr abgeriegelt sind, befindet sich noch kein bedeutender Seehafen, was aber keine Garantie darstelle, dass solche Belastungen für den Welthandel komplett ausblieben. Schon in die aktuellen Indikatorwerte „eingepreist“ sind die relativ schlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft, die sich im schwachen ifo-Geschäftsklimaindex ausdrückt, sowie etwas eingetrübte Finanzmarktdaten.
„Auch wenn die Unsicherheit hoch ist, weckt die aktuelle Datenlage die Hoffnung, dass die deutsche Wirtschaft über das Winterhalbjahr von einer Rezession verschont bleibt“, lautet Theobalds Fazit. Zwar dürften Gastronomie, Freizeitwirtschaft und sonstige personennahe Dienstleistungen wieder Umsatzeinbußen zu verzeichnen haben. „Der Anteil an der gesamten Wertschöpfung ist aber deutlich geringer als beim Produzierenden Gewerbe. Und das ist bislang mit deutlich weniger gravierenden Störungen der internationalen Lieferketten konfrontiert als bei vergangenen Infektionswellen. Zudem ist nicht mit nennenswerten Stornierungen des außergewöhnlich hohen Auftragsbestands zu rechnen“, sagt der Konjunkturexperte.
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.
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Bild: freestocks.org (Pexels, Pexels Lizenz)