15.02.2022 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
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Die deutsche Wirtschaftsleistung ist im Schlussquartal 2021 gemäß der Schnellmeldung des Statistischen Bundesamts um 0,7 % zurückgegangen. Aufgrund von Revisionen der Vorquartale wurde das Jahresergebnis 2021 allerdings auf 2,8 % aufwärtskorrigiert.
Am aktuellen Rand deuten die Indikatoren auf eine weiter stabilisierte Lage in der Industrie hin. So stieg die Industrieproduktion im Dezember erneut, nachdem sie bereits in den zwei vorangegangenen Monaten zulegen konnte. Damit scheint die Industrie zunehmend besser mit den Lieferengpässen bei wichtigen Vorleistungen und Rohstoffen zurecht zu kommen. Dementsprechend hat sich auch die Stimmung in den Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes weiter aufgehellt. Der deutsche Außenhandel entwickelte sich im Dezember ebenfalls positiv und sowohl Ausfuhren als auch Einfuhren stiegen erneut deutlich. Im Gegensatz dazu mussten die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz zum Ende des Jahres einen merklichen Rückgang verkraften. Der private Verbrauch wird derzeit durch den Pandemieverlauf und eine hohe Inflationsrate belastet, das Konsumklima hat sich allerdings zuletzt wieder stabilisiert.
Die Inflationsrate lag im Januar 2022 bei 4,9 %, maßgeblich getrieben durch einen erneut kräftigen Anstieg insbesondere der fossilen Energiepreise. Für den weiteren Jahresverlauf deuten die Terminkontrakte Rohöl auf eine gewisse Entspannung der Energiepreise hin. Wenn sich zusätzlich die Lieferengpässe weiter verringern, sollte auch der Inflationsdruck perspektivisch nachlassen. Am Arbeitsmarkt setzt sich die Erholung zum Jahresende weiter fort, die Erwerbstätigkeit stieg abermals kräftig an. Auch die Kurzarbeit ging im November leicht zurück, sie dürfte im Dezember und Januar aber wieder etwas ansteigen.
Der Weltwarenhandel legte nach einer Steigerung um 2,0 % im November gegenüber dem Vormonat stärker zu als im Oktober (+1,1 %). Auch die globale Industrieproduktion wurde im November mit +1,3 % deutlicher hochgefahren als zuvor (+0,6 %). Zu diesem Dynamikgewinn dürfte die allmähliche Auflösung der Lieferengpässe bei wichtigen Vorleistungsgütern und Rohstoffen beigetragen haben. Dennoch wird die Weltkonjunktur weiter von Knappheiten gebremst, die auch für Preisdruck sorgen. Zudem belasten die Eindämmungsmaßnahmen aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens v. a. den Dienstleistungsbereich. Wohl vor diesem Hintergrund folgt der OECD Composite Leading Indicator weiter seinem seit Juni abwärtsgeneigten Trend. Daneben hat sich die Stimmung bei den Unternehmen eingetrübt. So fiel der Einkaufsmanagerindex von J. P. Morgan/IHS Markit im Januar zum zweiten Mal in Folge auf 51,4 Punkte. Auch die Teilindizes für den Dienstleistungssektor sowie die Industrie gaben nach, befinden sich mit 51,3 Punkten bzw. 53,2 Punkten aber noch oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Die Waren- und Dienstleistungsexporte legten im Dezember gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen um 0,7 % zu (November: +2,4 %). Für das vierte Quartal 2021 ergibt sich eine kräftige Zunahme um 5,6 %. Bei weniger stark gestiegenen Ausfuhrpreisen erhöhten sich die Exporte auch preisbereinigt spürbar. Die Waren- und Dienstleistungsimporte stiegen im Dezember gegenüber dem Vormonat nominal und saisonbereinigt abermals merklich um 2,9 % (November: +3,9 %). Im Quartalsvergleich fällt die Erhöhung noch deutlicher aus (+8,8 %). Aufgrund deutlich steigender Einfuhrpreise dürften die Importe preisbereinigt allerdings weniger stark zugenommen haben.
Auch anhand der Frühindikatoren zur Außenwirtschaft auf nationaler Ebene deutet sich an, dass sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage allmählich schließt: Die Auftragseingänge aus dem Ausland haben sich nach Rückschlägen in einzelnen Monaten in der Tendenz wieder erholt. Derweil hatten sich die ifo Exporterwartungen für das Verarbeitende Gewerbe bis August eingetrübt. Seither pendeln sie mit schwachen Ausschlägen mit aufwärtsgerichteter Tendenz. Im Januar hellten sich die Erwartungen per Saldo deutlich auf. Derzeit rechnet rund ein Viertel der Unternehmen mit einer verbesserten Lage bis April 2022. Der Ausblick für den deutschen Außenhandel bleibt trotz Beeinträchtigung durch Lieferengpässe und Infektionsgeschehen angesichts des hohen Auftragsbestands grundsätzlich positiv.
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist im Dezember gegenüber dem Vormonat mit einem Minus von 0,3% leicht gesunken. Dieser Rückgang wurde vor allem durch einen starken Einbruch im Baugewerbe verursacht (-7,3 %). Der industrielle Ausstoß stieg um 1,2 %.
Die Industrieproduktion wurde seit Anfang letzten Jahres durch Lieferengpässe bei wichtigen Vorleistungsgütern und Rohstoffen gebremst. Sie sendete jedoch mit Zuwächsen im Oktober (+3,1 %) und November (+0,5 %) bereits positive Signale. Mit ihrem dritten Anstieg in Folge konnte die Industrie diese Stabilisierung fortsetzen. Erfreulich war insbesondere die Produktionssteigerung im gewichtigen Kfz und Kfz-Teile Bereich um 12,1 %. Dämpfend wirkten indes Rückgänge im Maschinenbau (-3,7 %) und in der Herstellung von Metallerzeugnissen (-2,2 %). Sowohl die Bereiche Kfz, als auch der Maschinenbau bewegten sich durch anhaltende Knappheiten bei Halbleitern weiterhin unter ihren Vorkrisenniveaus.
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind im Dezember gegenüber dem Vormonat um 2,8 % gestiegen. Die Nachfrage nach Konsumgütern (+5,3 %) und Vorleistungsgütern (+4,1 %) erhöhte sich kräftig und der Bedarf an Investitionsgütern verzeichnete ebenfalls einen Zuwachs (+1,8 %). Ohne die Berücksichtigung von Großaufträgen nahmen die Auftragseingänge um 2,9 % zu. Auffällig war die gegenläufige Bewegung des starken Zuwachses an Aufträgen aus dem Inland (+11,7 %) zu den Nachfragerückgängen aus dem Ausland. Maßgeblich hierfür waren die gesunkenen Aufträge aus der Eurozone (-4,2 %), während die Bestellungen aus dem Nicht-Euroraum moderater sanken (-2,3 %). Nachfragezuwächse in den Bereichen Sonstige Fahrzeuge (+3,3 %) und Metallerzeugnisse (+3,1 %) stützten das allgemeine Plus. Die Auftragslagen in den gewichtigen Branchen Maschinenbau und Kfz blieben nahezu unverändert (+0,0 % und -0,6 %).
Die gegenwärtige Stabilisierung der Industrieproduktion wird von positiven Stimmungsindikatoren bezüglich der allmählichen Auflösung der Lieferengpässe am aktuellen Rand begleitet. Angesichts des hohen Auftragsbestandes der Unternehmen lässt dies auf eine dynamische Entwicklung der Industriekonjunktur in den kommenden Monaten schließen und somit fällt der weitere Ausblick optimistisch aus.
Im Einzelhandel ohne Kfz gingen die Umsätze im Dezember gegenüber dem Vormonat voraussichtlich um deutliche 5,5 % zurück, nachdem sie im Oktober und November um 0,9 % bzw. 0,8 % zunahmen. Damit lagen die Umsätze zuletzt nur noch um 0,7 % über ihrem Niveau im Vorkrisenmonat Februar 2020. Nach vorläufiger Rechnung des Statistischen Bundesamts hat der Einzelhandel in Deutschland im Jahr 2021 insgesamt ein reales Umsatzplus von 0,7 % verzeichnet. Für den Dezember meldete der Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren einen starken Rückgang der Umsätze gegenüber dem Vormonat um 17,1 %. Der Internet- und Versandhandel verzeichnete im Dezember sowohl gegenüber dem Vormonat als auch gegenüber dem Vorjahresmonat eine Abnahme seines Umsatzes um 5,7 %. Bei den Neuzulassungen von Pkw durch private Halter kam es im Januar zu einem Minus um 6,7 %, nachdem allerdings im Dezember zu einem kräftigen Plus um 17,6 % gekommen war.
Nach wie vor belasten der Pandemieverlauf und die hohe Inflationsrate die Entwicklung des privaten Verbrauchs. Die ifo Geschäftserwartungen im Einzelhandel haben sich aber im Januar erstmals seit sechs Monaten per Saldo nicht mehr weiter verschlechtert. Auch für das GfK Konsumklima wird für Februar eine Stabilisierung prognostiziert. Die Aussichten für den privaten Verbrauch sind somit wieder etwas zuversichtlicher. Es besteht die Hoffnung, dass die Beschränkungen für die Konsumenten allmählich wieder zurückgenommen werden können.
Das Verbraucherpreisniveau hat sich im Januar gegenüber dem Vormonat um 0,4 % erhöht (Dezember: +0,5 %). Die Inflationsrate, also die Preisniveauentwicklung gegenüber dem Vorjahr, ging im Januar um 0,4 Prozentpunkte auf 4,9 % zurück. Damit endete der kontinuierliche Anstieg seit Juli 2021, aber die Rate liegt weiterhin höher als von vielen Experten erwartet. Ausschlaggebend hierfür sind insbesondere deutliche Steigerungen bei den Preisen für Energie (+20,5 %; zuvor +18,3 %) und auch bei Nahrungsmitteln (+5,0 %; zuvor +6,0 %). Die unerwartet hohe Inflationsrate im Januar ist allerdings nicht klimapolitisch begründet, denn nicht die erneuerbaren, sondern die fossilen Energieträger treiben das Verbraucherpreisniveau in die Höhe. Der Preis für Rohöl, einer der maßgeblichen Indikatoren, kletterte zuletzt auf über 90 US-Dollar je Barrel. Die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) verringerte sich im Januar gegenüber Dezember deutlicher um 0,8 Prozentpunkte auf 2,9 %. Hier zeigt sich der erwartete Basiseffekt, weil der preistreibende Sondereffekt der temporären Senkung der Umsatzsteuersätze in der zweiten Jahreshälfte 2020 aus dem Vorjahresvergleich wieder herausgefallen ist.
Die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hat sich auch am Jahresanfang fortgesetzt. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung verringerten sich im Dezember saisonbereinigt abermals um 48.000 bzw. 36.000 Personen. Im Januar kommt es typischerweise zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Ursprungswerten. Nach diesen Zahlen erhöhte sich die Arbeitslosigkeit um 133.000 auf 2,46 Mio. Personen. In den Vorkrisenjahren hatte der Anstieg im Durchschnitt bei etwa 200.000 Personen gelegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren 439.000 Personen weniger arbeitslos gemeldet. Auch bei Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung setzte sich der positive Verlauf fort. Die Erwerbstätigkeit erhöhte sich im Dezember saisonbereinigt um 52.000 Personen. In Ursprungswerten waren damit 45,3 Mio. Menschen erwerbstätig, 506.000 Personen mehr als im Vorjahresmonat. Im November erhöhte sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ebenfalls kräftig um 84.000 Personen gegenüber dem Vormonat. Die Kurzarbeit verringerte sich laut Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) im November leicht auf 0,6 Mio. Personen. Nach BA-Schätzungen dürfte die Zahl im Dezember etwas ansteigen. Die Anzeigen waren auch im Januar leicht gestiegen. Am aktuellen Rand ist daher ein weiterer leichter Anstieg der Kurzarbeitenden zu erwarten. Die Frühindikatoren von ifo und IAB spiegeln die günstigen Arbeitsmarktaussichten wider: Das IAB-Arbeitsmarktbarometer lag im Plus. Das ifo-Barometer sank zwar insgesamt leicht, getrieben durch eine geringere Einstellungsbereitschaft in manchen Dienstleistungsbereichen (vor allem Gastgewerbe und Veranstalter). In der Industrie hingegen legte das Barometer zu. Das deutet daraufhin, dass die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt anhält.
Von Januar bis November 2021 verzeichneten die Amtsgerichte 12.832 Unternehmensinsolvenzen. Das sind rund 12 % weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Auch wenn die Regelinsolvenzen laut Schnellindikator des Statistischen Bundesamts zum Jahresende 2021 stiegen (Dezember: + 18 % ggü. Vormonat), dürfte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in der amtlichen Statistik im Gesamtjahr 2021 noch einmal spürbar unter dem Vorjahresniveau (Gesamtjahr 2021: 15.841 Unternehmensinsolvenzen) gelegen und somit ein neues Allzeittief erreicht haben. Für Januar 2022 meldete das Statistische Bundesamt erneut einen Rückgang der Regelinsolvenzen von 17,2 % zum Vormonat. Für das Jahr 2022 insgesamt sind, auch wegen der Fortführung wichtiger Unterstützungsmaßnahmen, nur begrenzte Nachholeffekte zu erwarten.
* In diesem Bericht werden Daten genutzt, die bis zum 14. Februar 2022 vorlagen. Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie kalender- und saisonbereinigter Daten.
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