16.05.2023 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V..
Jedes zweite Unternehmen (54 %) will in diesem Jahr in Cloud-Lösungen investieren, zwei Drittel (69 %) planen dies für 2024 oder später. Derzeit nutzen 89 % Cloud Computing, weitere 8 % planen oder diskutieren das. Nur für 3 % ist die Cloud kein Thema. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 554 Unternehmen ab 20 Beschäftigten aus allen Wirtschaftsbereichen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. „Schon heute nutzen praktisch alle Unternehmen Cloud-Anwendungen. Die Intensität der Nutzung wird in den nächsten Jahren aber stark zunehmen. Cloud ist das Neue Normal der digitalen Welt“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Gleichzeitig gilt aber auch: Die Unternehmen werden zumindest mittelfristig nicht alle IT-Anwendungen in die Cloud verlagern.“
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Jedes neunte Unternehmen (11 %), das die Cloud nutzt, hat eine „Cloud only“-Strategie. Das heißt, Cloud Computing wird für alle Anwendungen und Systeme genutzt und bestehende Lösungen werden in die Cloud überführt. Weitere 36 % setzen auf „Cloud first“, das bedeutet, bei neuen Projekten werden bevorzugt Cloud-Lösungen verwendet und bestehende Anwendungen bei Bedarf in die Cloud umgezogen. Für 35 % gilt „Cloud too“, also die zumindest teilweise Ergänzung bestehender IT-Lösungen um Cloud-Anwendungen. „Fast die Hälfte aller Unternehmen bevorzugt bei neuen IT-Projekten Cloud-Lösungen. Das ist ein klares Signal an die Software-Anbieter, die ihr Angebot teilweise noch anpassen müssen“, so Rohleder. Schon heute nutzen Unternehmen die unterschiedlichsten Cloud-Angebote. Am häufigsten verwendet wird Speicherplatz in der Cloud (92 %), dahinter folgen Webconferencing (76 %), allgemein Rechenleistung für unterschiedlichste Anwendungen sowie Office Software (je 73 %) und Software für Personal, Buchhaltung und Finanzplanung (72 %). Cloudbasierte Datenbanken nutzen 60 %, ERP-Systeme 30 %. Aber auch spezielle Anwendungen wie IoT- (37 %) oder KI-Dienste (32 %) kommen aus der Cloud.
Wichtigstes Ziel bei ihren Cloud-Aktivitäten ist für die Unternehmen die Reduzierung von Kosten (64 %) sowie die Reduzierung der CO2-Emissionen (63 %). Eine Mehrheit von je 57 % will zudem IT-Anwendungen auf Plattformen und Software-as-a-Service umstellen sowie die IT-Sicherheit erhöhen. Weitere wichtige Ziele sind der Aufbau von Plattformen zur Kooperation mit Dritten (49 %), die Digitalisierung interner Prozesse (46 %) und die Entwicklung innovativer Produkte oder Dienste (43 %). 39 % sehen zudem einen Ausweg aus der bestehenden Hardware-Knappheit, die einen Ausbau eigener Rechenzentren behindert hat, 38 % versprechen sich durch die Cloud Zugang zu innovativen Technologien wie IoT oder KI. Rohleder: „Die Cloud bietet insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen Zugang zu innovativen Technologien wie Künstlicher Intelligenz – ohne hohe Investitionskosten oder speziellem technischem Know-how im eigenen Unternehmen.“
Auch wenn viele Unternehmen hoffen, durch Cloud-Lösungen einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, so sehen sie in diesem Bereich neben Licht auch Schatten. 57 % aller Unternehmen sind der Meinung, dass sich durch Cloud Computing Energie und Ressourcen sparen lassen. 59 % meinen, durch Cloud Computing werde die Erstellung von Nachhaltigkeits-Reportings vereinfacht. Auf der anderen Seite beklagen 48 % aber auch, dass der Energie- und Ressourcenverbrauch beim Cloud Computing zu intransparent ist und drei Viertel (76 %) sagen, dass Cloud Computing durch die einfache Skalierbarkeit dazu führt, dass Software immer ressourcenhungriger programmiert wird. „Cloud Computing kann Unternehmen dabei helfen, nachhaltiger zu werden. Dabei können Initiativen wie Green Coding dafür sorgen, dass die Bereitstellung von Rechenleistung und Speicherplatz per Mausklick nicht dazu führt, dass der Ressourcenverbrauch und damit auch die Kosten aus dem Blick geraten“, sagt Rohleder.
Bei der Umsetzung von Cloud-Projekten stehen die Unternehmen vor vielen Hürden. Diese Hürden bestehen im Unternehmen selbst, werden von außen gesetzt oder aber betreffen sehr grundsätzliche Sicherheitsfragen. Die größte Bremse für den Cloud-Markt ist der Mangel an qualifiziertem Personal (65 %). Weitere bedeutende unternehmensinterne Hemmnisse sind fehlende Zeit (53 %), zu komplexe Migrations-Aufgaben (52 %) und ein zu hoher Investitionsbedarf (50 %). Jeweils 42 % werden durch Widerstand im eigenen Unternehmen sowie fehlende externe Beratung bei ihren Cloud-Vorhaben gehemmt. Nur 35 % geben an, dass ihnen der wirtschaftliche Nutzen unklar ist. Hindernisse für Cloud-Projekte sind zudem zu hohe Anforderungen an die IT-Sicherheit (59 %) und an den Datenschutz (56 %) sowie regulatorische Bedingungen (51 %), etwa in bestimmten Branchen wie der Finanzindustrie oder im Gesundheitswesen. Rund zwei Drittel (64 %) befürchten unberechtigten Zugriff auf sensible Daten in der Cloud, 45 % haben Angst vor dem Verlust von Daten. „Der Umstieg auf die Cloud kann die IT-Sicherheit in Unternehmen deutlich erhöhen, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen, die sich keine große IT-Abteilung leisten können“, so Rohleder.
Tatsächlich geben zwei Drittel (64 %) der Unternehmen, die Cloud Computing nutzen, an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten überhaupt keinen Cyberangriff auf die Cloud-Umgebung hatten. Ein Viertel (26 %) berichtet von Angriffen, wobei aber die eigenen Security-Maßnahmen gegriffen haben. Nur 1 % wurde Opfer eines Cyberangriffs auf die Cloud-Umgebung, der zu starken Störungen des Betriebsablaufs führte.
Mit Blick auf Sicherheit und Datenschutz ist 8 von 10 Unternehmen (81 %), die Cloud Computing nutzen, dies planen oder diskutieren, wichtig, in welchem Land sich das Rechenzentrum des Cloud-Anbieters befindet. Klarer Standort-Favorit ist Deutschland: 93 % bevorzugen ein heimisches Rechenzentrum, für 7 % kommt es in Frage. Mit deutlichem Abstand folgen die anderen EU-Länder, die von 50 % bevorzugt werden und für 41 % in Frage kommen. Dahinter folgen Japan (18 % bevorzugt, 19 % kommt in Frage) und die USA (14 % / 28 %) sowie Indien (10 % / 9 %). Großbritannien wird als Standort nur von 1 % bevorzugt, kommt aber für 44 % zumindest in Frage. Dagegen kommt China für 96 % nicht in Frage, ein Standort in Russland wird zu 100 % abgelehnt. „Cloud Computing wird an Bedeutung gewinnen und dazu braucht es leistungsfähige, gut angebundene und sichere Rechenzentren. Wenn wir den Betrieb von Rechenzentren in Deutschland durch unrealistische Auflagen wie zum Beispiel einer Pflicht zur Einspeisung von Abwärme in nicht vorhandene Fernwärmenetze verhindern, schwächen wir unsere Digitale Souveränität“, sagt Rohleder.
Entsprechend dieser Standortpräferenzen ist die europäische Cloud- und Daten-Initiative Gaia-X für fast die Hälfte der Unternehmen (46 %) interessant. 17 % haben bereits konkrete Pläne, Gaia-X konforme Dienste zu nutzen, weitere 29 % können sich das vorstellen, haben aber noch nichts geplant. 42 % haben aktuell kein Interesse an Gaia-X, 11 % haben sich noch keine Meinung gebildet oder wollen keine Angabe machen. Vorteile bei Gaia-X konformen Diensten werden vor allem beim Thema Compliance und Rechtssicherheit beim Datenschutz (71 %) gesehen sowie bei besonders hohen Standards für IT-Sicherheit (66 %). Wichtig ist auch die Möglichkeit eines souveränen und vertrauensvollen Datenaustauschs (62 %).
„Gaia-X und damit eng verknüpfte Projekte können einen wichtigen strategischen Beitrag leisten, um Deutschland und Europa in den Bereichen Cloud, Edge und Datenökonomie voranzubringen. Das Interesse der Unternehmen ist auf jeden Fall da“, so Rohleder. „Entscheidend ist, dass möglichst schnell Gaia-X-konforme Angebote am Markt verfügbar werden.“
Präsentation: Cloud Report 2023 – Welche Rolle spielt die Cloud für die deutsche Wirtschaft?
Bild: Jan Kopřiva (Pexels, Pexels Lizenz)