21.05.2019 — Jasmin Dahler. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
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Die alten Griechen nannten den Gedankenpalast Loci-Methode. Diese Methode zählt zu den sogenannten Mnemotechniken. Der Name leitet sich aus dem griechischen Wort Mném ab und bedeutet Gedächtnis. Der griechische Aristokrat und Dichter Simonides von Keos (557/556 v. Chr. -468/467 v. Chr.) gilt als Erfinder der Mnemotechniken.
Unter Mnemotechniken fallen alle Lerntechniken, die mit Assoziationen arbeiten. Eine Eselsbrücke zählt somit ebenfalls zu diesen Techniken. Das Wort Loci stammt nicht von dem nordischen Gott des Schabernacks Loki, sondern aus dem Lateinischen und bedeutet Ort.
Der Gedankenpalast ist somit eine Lerntechnik, die mit Assoziationen und Orten arbeitet.
Der Gedankenpalast ist keine visuelle Technik im eigentlichen Sinne und es geht auch nicht um echte Orte beziehungsweise Räume, sondern um ein Gebilde in Ihrem Kopf. Eine der bekanntesten Beschreibungen eines Gedächtnispalastes findet sich in dem Roman „Hannibal“ von Thomas Harris. Dieser lässt seinen berühmten Charakter Hannibal Lecter durch ein riesiges imaginäres Anwesen schreiten auf der Suche nach einer in seinem Gedankenpalast abgelegten Adresse.
Die Ausmaße von Hannibal Lecters Gedankenpalast sind gewaltig und auch die Darstellung von Sherlock Holmes Gedankenpalast in der Serie Sherlock ist mehr als imposant. Sich zu Beginn direkt ein Schloss in seinem Kopf zu bauen, wird jedoch wenig erfolgreich sein. Wichtig bei dieser Technik ist, dass man in der Lage ist, den Ort wirklich zu visualisieren. Den Weg zur Arbeit können wir meist im Schlaf bewältigen, aber wir kennen nicht unbedingt jedes Detail auf der Strecke. Anders sieht es mit den realen eigenen vier Wänden aus. Ein Zimmer der eigenen Wohnung bietet daher den perfekten Grundstein. Natürlich kann der erste Grundstein auch jeder andere Ort sein, den man visualisieren kann, ohne ihn tatsächlich zu sehen.
Der nächste Schritt beim Erbauen seines Gedankenpalastes ist die Bewegung. Eine feste Route innerhalb des Gedankenkonstrukts hilft einem später, sich besser an bestimmte Dinge zu erinnern. Es empfiehlt sich, einige gedankliche Trips zu machen, bevor es mit der tatsächlichen Merktechnik losgeht.
Erst im dritten Schritt wird der Ort – beziehungsweise die Gegenstände an diesem Ort – mit Dingen verknüpft, die man sich merken möchte (oder muss). Dafür werden Wissensbausteine im Gedankenpalast abgelegt. Dafür muss zuerst das Wissen strukturiert werden. Im Falle einer Vokabelliste oder dem Periodensystem liegt bereits strukturiertes Wissen vor. Danach muss das Wissen verbildlich werden, um es im Palast aufzurufen. Dafür eigenen sich sehr kurze Kurzgeschichten oder Symbole. Je merk-würdiger, desto besser. Dabei sollte die Verbindung für Sie jedoch klar sein. Zum Beispiel macht ein Anker mehr Sinn, um sich den Namen eines Schiffes zu merken als ein Teebeutel. Ausgefallen darf es sein, aber nicht bizarr.
Sollen die Informationen in einer bestimmten Reihenfolge aufgerufen werden, müssen Sie die Reihenfolge im Gedankenpalast behalten und die Route in der Reihenfolge ablaufen. Cicero, der antike Rhetoriker, nutzte diese Technik, um sich an seine Reden zu erinnern.
Dem Gedankenpalast sind keine Grenzen gesetzt, sofern die Räumlichkeiten regelmäßig beschritten werden. Räume können nach Fachgebieten sortiert werden oder für jedes Fachgebiet ein neuer Gedankenpalast errichtet werden. Insbesondere mit genügend Übung wird das Gehirn nicht mehr an reale Orte gebunden sein und so kann der Gedankenpalast ein Märchenschloss, ein Raumschiff oder eine Unterwasserwelt sein. Wichtig ist nur, dass der Anwender in der Lage ist, diesen Ort ohne Probleme zu visualisieren und diesen regelmäßig aufsucht. Es genügt bereits, jeden Tag 15 Minuten in seinem Gedankenpalast zu verbringen. Mit der Zeit wird die Bewegung innerhalb des Gedankenkonstrukts schneller und der Start von unterschiedlichen Punkten innerhalb des Palastes möglich.
Hier finden Sie ein explizites Beispiel, wie ein Gedankenpalast zum ersten Weltkrieg aussehen könnte: http://www.denkreich.com/2015/04/20/so-geht-gedaechtnispalast-erster-weltkrieg-im-bungalow-praxisbeispiel-zum-selberdenken/