08.05.2018 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO.
Arbeit wird räumlich und zeitlich zunehmend flexibler. Aber ergibt sich daraus wirklich eine ausgewogenere Work-Life-Balance oder belasten flexible Arbeitszeitmodelle das Privatleben? Nachdem bereits im Juli 2017 die Resultate der IG Metall-Beschäftigtenbefragung 2017 zur örtlich selbstbestimmten Arbeit veröffentlicht wurden, befasst sich die nun publizierte Studie »Flexible Arbeitszeiten – Arbeitszeitmodelle und Flexibilitätsanforderungen« mit der zeitlichen Dimension der Flexibilität. Basis der Untersuchung bildet erneut die IG Metall-Beschäftigtenbefragung 2017, bei der deutschlandweit ca. 680 000 Personen – zu einem sehr großen Anteil aus dem verarbeitenden Gewerbe – teilgenommen haben.
Außerhalb der Schichtarbeit sind flexible Arbeitszeitmodelle im befragten Teilnehmerfeld weit verbreitet. Die meisten arbeiten heute im Modell der Gleitzeit. Auf dem Vormarsch befindet sich zunehmend jedoch die Vertrauensarbeitszeit, welche sich in Kombination mit mobiler Arbeit als häufiges Modell gerade für Führungskräfte erwies. Die Analyse nach grundlegenden Differenzierungsfaktoren, die den Verbreitungsgrad bei diesen und weiteren Formen der zeitlichen Flexibilität bestimmen, bilden den Auftakt der Untersuchungen dieser Studie.
»Es zeigt sich, dass die Beschäftigten die Auflösung starrer Grenzen bei der Arbeitszeitgestaltung als eine Steigerung der Arbeitgeberattraktivität empfinden. Flexibilität ist jedoch ein zweischneidiges Schwert – es ergeben sich hieraus neben Chancen auf Selbstbestimmung auch die Gefahren von ausufernden Arbeitszeiten und der Entgrenzung«, fasst Alexander Piele, einer der Autoren, die Ergebnisse zu den Wirkungen zeitflexibler Arbeit zusammen. Auf dem Prüfstein standen im Rahmen der Studie auch die gegenwärtigen gesetzlichen Grenzen der zeitlichen Flexibilisierung.
© Fraunhofer IAO
Die Ergebnisse lassen erkennen, dass zeitliche Flexibilisierung nicht selten auch diese Grenzen überschreitet, insbesondere dann, wenn auf eine Zeiterfassung verzichtet wird. Es zeigt sich anhand der Ergebnisse auch, dass aktive Betriebsratsarbeit beim Thema Arbeitszeit einen spürbaren Schutz gegen Entgrenzung darstellt. Dies betrifft etwa die Einhaltung der täglichen maximalen Arbeitszeit von 10 Stunden.
Je stärker die Gestaltung der Arbeitszeit in Beschäftigtenhand liegt, umso besser wird die Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben eingeschätzt. »Selbstbestimmung ist hierbei das Zauberwort. Eine zunehmende Arbeitsintensivierung geht klar zulasten dieser Selbstbestimmung, da sie jeden flexiblen Spielraum nimmt. Zeitdruck und Stress in der Arbeit sind nach den Ergebnissen der Befragung der größte Gegenspieler einer guten Work-Life-Balance. Solche psychischen Belastungen sollten in ihrer Bedeutung sehr ernst genommen werden«, kommentiert Studienautor Christian Piele die Analysen zum Meinungsbild der Beschäftigten. Die Analyse zu den Auswirkungen der Arbeitszeitgestaltung auf die Work-Life-Balance bildet ein weiteres Kernelement der Studie.
Die Studie wird im Rahmen des Projekts LAIF »Leben und Arbeiten in Flexibilität« durch die Hans-Böckler-Stiftung gefördert. Der Startschuss für LAIF fiel im September 2015. Das Projekt befindet sich derzeit in der Abschlussphase. Eine weitere Veröffentlichung zum Thema »Betriebsratsarbeit in Zeiten zunehmender Flexibilisierung« ist in Planung.
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