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Rekrutierung ausländischer Fachkräfte

11.07.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Manpower GmbH .

Aktuelle Zuwanderung gleicht demografische Effekte nicht annähernd aus ++ 80 Prozent der grenzüberschreitenden Anwerbeversuche deutscher Unternehmen scheitern an zu hohen Ansprüchen

Laut einem aktuellen OECD-Bericht gehört Deutschland seit einigen Jahren in Sachen Zuwanderung zu den Gewinnerstaaten. Die an sich gute Nachricht ist allerdings nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Können mit dem jetzigen Zuwanderungssaldo die hierzulande bis 2020 fehlenden 4,4 Millionen Fachkräfte doch bei weitem nicht ausgeglichen werden. Andere Länder wie beispielsweise Kanada oder Australien gehen bei der Rekrutierung ausländischer – auch aus Deutschland stammender – Fachkräfte bereits deutlich professioneller vor, so das Ergebnis der von der ManpowerGroup erstellten internationalen Studie "Talent Shortage Survey 2012".

"Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis Deutschland nicht nur der demografische Wandel, sondern auch die weltweit voranschreitende Talent Mobility voll erwischt", sagt Thomas Schonscheck von der ManpowerGroup Deutschland, der auch Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Personalvermittlung ist. Wie die ManpowerGroup-Untersuchung "The Borderless Workforce 2011" zeigt, gilt Deutschland schon jetzt bei zahlreichen Unternehmen als eine Talent-Quelle, die es sich anzuzapfen lohnt. Besonders auf technisch versierte Fachkräfte haben es Unternehmen weltweit abgesehen. "Für Deutschland, das jetzt schon über einen Mangel an MINT-Fachkräften klagt, kann diese Entwicklung fatale Folgen haben", so Schonscheck.

Zumal für deutsche Fachkräfte das Arbeiten im Ausland zunehmend leichter und attraktiver wird. "Hierzulande wird hingegen ausländischen Fachkräften die Entscheidung für einen Job in Deutschland nach wie vor schwerer gemacht: Die Ansprüche an die Bewerber steigen an, ohne dass die Arbeitgeber im Gegenzug ihre Integrations- und Schulungsmaßnahmen ausbauen – sofern sie überhaupt welche etabliert haben", so das eindeutige Urteil von Thomas Schonscheck, Experte für Borderless Recruiting bei der ManpowerGroup Deutschland.

Die Folge: Im vergangenen Jahr beschäftigte laut der ManpowerGroup-Untersuchung "The Borderless Workforce 2011" nur jedes fünfte deutsche Unternehmen Personal aus dem Ausland. Damit rangiert Europas stärkste Wirtschaftsnation im EU-Vergleich gerade einmal im Mittelfeld – obwohl sie es am nötigsten hätte, die größten Anstrengungen zur Rekrutierung ausländischer Fachkräfte zu unternehmen. Ländern wie Norwegen oder Österreich gelingen die grenzübergreifende Personalsuche sowie die Eingliederung der Fachkräfte laut Studie deutlich besser. Dies zeigt zusätzlich, dass die im OECD-Bericht abgebildete Zuwanderung vor allem konjunkturell bedingt ist und nicht aus strategischen Maßnahmen resultiert.

80 Prozent der Anwerbeversuche scheitern an zu hohen Ansprüchen

Die Anstellung ausländischer Mitarbeiter in Deutschland scheitert in der Regel an den nicht ausreichenden Deutschkenntnissen der Bewerber. Mehr als jedes vierte befragte Unternehmen sieht im fehlenden sprachlichen Know-how die größte Hürde, um Positionen mit Fachkräften aus dem Ausland zu besetzen. Im EU-Durchschnitt scheitert die grenzüberschreitende Rekrutierung nur bei 16 Prozent der Unternehmen an Sprachbarrieren. "Hiesige Firmen stufen bereits bei der Einstellung perfekte Deutschkenntnisse genauso hoch ein wie das fachliche Know-how", erklärt Vera Calasan, Vorsitzende der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland. Deshalb scheiterten schätzungsweise 80 Prozent der grenzüberschreitenden Anwerbeversuche deutscher Unternehmen.

Erst "teachable-fit" – dann "Perfect Match"

EU-Vorreiter bei der Einstellung ausländischer Talente sind Norwegen und Italien. Dort setzt mehr als jeder dritte Arbeitgeber auf die Talentsuche im Ausland. Der Fokus beim Rekrutieren liegt in diesen Ländern auf dem Potenzial der Bewerber. Sie müssen anfangs nicht hundertprozentig in das Jobprofil passen, wenn sie die nötigen Soft Skills mitbringen sowie den Ehrgeiz, bestehende sprachliche und fachliche Lücken schnell zu schließen. "Ob Rekrutierung im In- oder Ausland – deutsche Arbeitgeber sind gefordert, gezielt Bewerber anzusprechen, die ‚teachable-fit‘ sind – also mit absehbarem Aufwand geschult werden können", so ManpowerGroup-Chefin Vera Calasan. "Wer auf den hundertprozentig passenden Kandidaten wartet, wird die Talent-Lücke in seinem Unternehmen niemals schließen können."

Eingestellt – allein gelassen

Erfolgskritisch ist außerdem, den ausländischen Fachkräften und ihren Familien ein angemessenes Integrationsprogramm zu bieten – was bisher in Deutschland eher die Ausnahme ist. "Nicht selten glauben die Unternehmen, dass der deutsche Staat den Neuankömmlingen schon bei den anstehenden Behördengängen hilft. Und an Unterstützung beim Aufbau sozialer Kontakte denkt hierzulande so mancher Personalchef auch nicht", weiß Thomas Schonscheck.

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