19.11.2013 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Deloitte.
Mittlere und größere Unternehmen legen mehr Wert auf Ressourcenabsicherung als kleine. Insgesamt übersieht der Mittelstand hier bestehende Effizienzsteigerungspotenziale, zeigt die Deloitte-Studie „Ressourcen im Mittelstand“ aus der Serie „Erfolgsfaktoren im Mittelstand“, für die sowohl Unternehmensvertreter als auch externe Experten befragt wurden. Letztere zeigen sich in ihrer Beurteilung deutlich skeptischer als die Unternehmensvertreter, da es in ihren Augen an formalisierten Controlling-Instrumenten sowie an gesonderten Nachhaltigkeitsstrategien mangelt.
„Aufgabe des strategischen Managements ist, strategische Handlungsfelder so abzustimmen, dass die Unternehmensausstattung zu seinen Marktchancen passt. Dabei ist Ressourcenmanagement kein Thema, das nur top-down behandelt wird, sondern alle Beteiligten einschließt“, kommentiert Jürgen Reker, Partner und Leiter Mittelstand bei Deloitte.
Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz gewinnen an Bedeutung: Ressourcen sollten grundsätzlich ebenso ein Thema strategischer Unternehmensführung sein wie Megatrends, die sich auf das Ressourcenmanagement auswirken. Die wichtigsten Trends sind Globalisierung (48%), Ökologie (44%), technischer Fortschritt sowie verkürzte Lebenszyklen (41%). Mehr als die Hälfte der Teilnehmer schätzt überdies die Komplexität und Unsicherheit im Unternehmensumfeld als hoch ein. Dennoch beurteilt nur eine Minderheit Faktoren wie den demografischen Wandel oder politische Instabilität als wichtig.
Wettbewerbsintensität, Konjunkturschwankungen, Regulierungsdichte, aber auch fehlendes Know-how sind ressourcenrelevante Faktoren, die größere und mittlere Unternehmen mehr beschäftigen als kleine. Auch zeigen sich Familienbetriebe in puncto Energie- und Rohstoffversorgung besorgter als solche, die sich nicht in Familienhand befinden.
Knappste Ressourcen sind nach mehrheitlicher Ansicht geeignetes Personal (41%), Rohstoffe (24%) und Kapital (19%). Industrieunternehmen konstatieren in fast allen Bereichen eine größere Knappheit als der Handel. Die Zahlen zeigen, dass – gemessen an der überwiegenden Allgemeineinschätzung, Ressourcen seien wichtig, aber nicht knapp – hier eine Diskrepanz sichtbar wird, denn die Befragten benennen konkrete Folgen der Knappheit wie z.B. einen zunehmenden Innovationsdruck, steigende Kosten oder sogar eine Neuausrichtung des Geschäftsmodells.
Insgesamt 71 Prozent der Unternehmen charakterisieren Ressourcen als strategisch bedeutsam. Hier liegt die Quote bei größeren Unternehmen ebenfalls höher. Jedoch haben nur 26 Prozent aller Unternehmen einen Strategiewechsel aufgrund des ressourcenbedingten Handlungsdrucks vorgenommen. Dabei spielt die Nachhaltigkeit eine erhebliche Rolle – ohne aber dass es eine Organisation für deren Umsetzung gibt. Nur 43 Prozent adressieren diese Thematik, wobei Nicht-Familienunternehmen häufiger über eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie verfügen.
Die Formalisierung des Ressourcenmanagements ist nur durchschnittlich. Am stärksten formalisiert sind die Bereiche Personal (48%) und Kapital (44%). Schwächer ausgeprägt ist sie bei den Rohstoffen – bedenklich, da es hier mehrheitlich um fossile Brennstoffe geht (87%). Bei deren Beschaffung scheuen die meisten Unternehmen Kooperationen und verschenken so Effizienzpotenziale. Nur 11 Prozent betreiben Rohstoff-Hedging. Die Befragung zeigt, dass es oft erst zu einem formalisierten Management kommt, wenn es einen Engpass gibt – und es eigentlich schon zu spät ist.
Beim Energie- und Umweltmanagement fällt ein geringer Absicherungsgrad in den Unternehmen auf. 63 Prozent vertrauen auf Rahmenverträge, nur ein Prozent betreibt Energiepreis-Hedging. Aufgrund der zurückgegangenen Volatilität am Strompreismarkt sind langfristige Vertragsbindungen nicht attraktiv, die Absicherung ist kurzfristig angelegt. Nur 35 Prozent der Unternehmen tracken Energiepreis- und Technologieentwicklung. Das Umweltmanagement ist bei 52 Prozent als eigenes Handlungsfeld etabliert, jedoch ist auch hier der allgemeine Kenntnisstand eher gering.
„Unternehmen haben die Probleme des Ressourcenmanagements zwar erkannt, aber oft noch keine konkreten Maßnahmen unternommen – denn die Evaluationsmöglichkeiten sind den meisten nicht klar. Durch die gesamte Studie zieht sich das Phänomen, dass sich die Unternehmen selber besser einschätzen als die ebenfalls befragten externen Experten“, so Jürgen Reker.
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