20.06.2013 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: PricewaterhouseCoopers AG.
„Integrated Reporting“, also die integrierte Berichterstattung von Unternehmen über finanzielle und nichtfinanzielle Indikatoren ihres wirtschaftlichen Erfolgs und ihrer Zukunftsfähigkeit, befindet sich auf einem guten Weg. Allerdings spiegelt sich diese Bewegung bislang nur teilweise in der externen Berichterstattung wider und lässt Lücken zu den Anforderungen des International Integrated Reporting Council (IIRC) erkennen. Das zeigt eine Analyse, die die Integrated-Reporting-Experten der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC für eine Konferenz der Pilot-Unternehmen und des IIRC am 18. und 19 Juni 2013 in Frankfurt/Main vorbereitet haben.
"Integrated Reporting steht für eine grundsätzliche Erneuerung der Unternehmensberichterstattung. Es ist höchste Zeit, das stetige ‚Mehr‘ an Berichterstattung durch ein ganzheitliches Bild des Unternehmens zu ersetzen. Unsere Analyse zeigt, dass einige Unternehmen gute Ansätze zeigen, das Ziel aber noch lange nicht erreicht ist", erläutert Norbert Winkeljohann, Vorstandssprecher bei PwC-Deutschland.
Zwar berichten 84 Prozent der weltweit tätigen Unternehmen, die das Rahmenwerk des IIRC zur integrierten Berichterstattung in einem Pilotprogramm in der Praxis anzuwenden versuchen, schon heute über die Entwicklung von einem oder mehreren der nichtfinanziellen Kapitalstöcke, zu denen das IIRC-Rahmenwerk Angaben vorsieht.
Aber nur 15 Prozent der Pilot-Unternehmen haben in ihren Abschlüssen für das Geschäftsjahr 2012 schon umfassende Angaben zu allen für ihr Geschäftsmodell wesentlichen Kapitalstöcken gemacht, die das IIRC vorsieht – also neben dem aus der klassischen Bilanz bekannten "financial" und "manufactured capital" auch zu sozialen Faktoren im "human capital", "intellectual capital" und "social and relationship capital" sowie zu ökologischen Faktoren im sogenannten "natural capital". Nur ungefähr einem Drittel der Unternehmen gelingt es, die Wertschaffung in ihrem Unternehmen angemessen zu erläutern. Grundlage der Analyse sind die bis zum 30. April 2013 verfügbaren Berichte von 50 Pilot-Unternehmen. Insgesamt beteiligen sich über 90 Unternehmen an der Pilotphase des IIRC.
PwC ist Gastgeber der zweitägigen Zusammenkunft der IIRC-Spitze mit hochkarätigen Vertretern von international tätigen Unternehmen, die Gedanken und Leitmotive der integrierten Berichterstattung bereits für ihr Unternehmen adaptieren. In Workshops und Diskussionsrunden wollen sie ihre Erfahrungen mit dem Integrated Reporting austauschen und Anwendungsbeispiele diskutieren.
Pilotunternehmen loben, das Integrated Reporting erlaube infolge des ganzheitlichen Denkens und Managens qualifiziertere Urteile über die Chancen- und Risikosituation des Unternehmens. Denn es helfe regelmäßig, die Zusammenarbeit zwischen Abteilungen wie Strategie, Controlling, IT, Investor Relations, Accounting, Nachhaltigkeit, Unternehmenskommunikation und anderen zu verbessern. Das Geschäftsmodell des Unternehmens werde durch die integrierte Berichterstattung in allen Bereichen noch klarer verstanden, man könne sich stärker auf die relevanten Leistungsindikatoren, die richtigen Key Performance Indicators (KPIs) fokussieren.
Solche Schlüssel-Indikatoren finden sich bereits heute in 71 Prozent der Berichte der Pilot-Unternehmen, die die PwC-Experten untersuchten. Mit 47 Prozent nennt nahezu jedes zweite Pilot-Unternehmen auch Zielgrößen für diese Indikatoren. Aber nur 17 Prozent der Pilot-Unternehmen bringen die Indikatoren in einen klaren Zusammenhang mit den strategischen Zielen und nur rund jedes dritte Unternehmen stellt einen Zusammenhang her zwischen seiner finanziellen und seiner nichtfinanziellen Leistung.
"In den Abschlüssen, die unsere Integrated-Reporting-Fachleute aus 15 Ländern untersucht haben, finden sich bereits glaubwürdige Daten in guter Qualität, die den Anforderungen weitestgehend entsprechen. Dennoch hören wir vor allem von Investoren immer wieder den Wunsch nach mehr Vergleichbarkeit; nichtfinanzielle Informationen sollten ähnlich aufbereitet werden wie Finanzinformationen. Erste Mandanten wollen uns daher für den Übergang zu einem integrierten Bericht als Prüfer mit ins Boot holen und fragen nach einem integrierten Testat. Ebenso sagen uns Investoren- und Analystenvertreter, dass Informationen in einem integrierten Bericht zusätzlich an Wert gewinnen, wenn sie einer externen unabhängigen Prüfung unterzogen werden. Diese Anforderungen stellen uns vor neue Herausforderungen und setzen ein Umdenken voraus. Wir können und wollen aber unseren Teil dazu beitragen, diese positive Entwicklung zu unterstützen“, berichtet Harald Kayser, Mitglied des PwC-Vorstands und verantwortlich für den Geschäftsbereich Wirtschaftsprüfung.
Struktur, Inhaltselemente und Begrifflichkeiten des IIRC-Rahmenwerks dienen schon heute vielen Unternehmen – auch nicht Pilot-Unternehmen – als Orientierungshilfe, viele geben an, sich an den Anforderungen des IIRC-Rahmenwerks messen lassen zu wollen. Die meisten Unternehmen empfinden insbesondere den Wettbewerb mit ihren Peer-Unternehmen als Triebfeder für die Weiterentwicklung ihres Reportings, außerdem lockt die Aussicht, durch Integrated Reporting nützliche Hinweise für Strategie und Unternehmenssteuerung zu gewinnen, die Datenqualität und Schnelligkeit in der Datenerhebung zu verbessern sowie Effizienzen zu heben, wenn statt mehrerer Berichte wie Geschäftsbericht und Nachhaltigkeitsbericht nur noch ein integrierter Bericht erstellt werden muss.
“Die integrierte Berichterstattung steht zwar noch am Anfang, aber es ist bereits absehbar, dass Investoren und andere Stakeholder dem Integrated Reporting einen großen Stellenwert beimessen werden. Eine kohärente Darstellung von Chancen, Risiken und unternehmerischen Strategien schafft Vertrauen und damit potenziell Wettbewerbsvorteile am Kapitalmarkt. Unternehmen sollten daher jetzt damit beginnen, das integrierte Reporting zu erproben. Denn auch wenn sich die integrierte Berichterstattung noch in einem frühen Stadium befindet, ist es wichtig das Integrated Thinking und –Reporting zügig voranzutreiben“, so Richard Sexton, Global Leader für den Bereich Assurance bei PwC.
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